Aufheben giebt, diese giebt den Dames alle Spei- sen, und von diesen nehmen es wieder die Cammer- Diener; es soll dieses bey iedem Gange, und bey den Confituren ebener maßen so gehalten werden. An dem Königlich-Spanischen Hofe, wo man in allen Stücken ungemein viel Ceremonien vor- nimmt, hat man auch bey dem Aufheben der Tafel ungemein viel ceremonieuse Handlungen. Der Groß-Becken- oder Brod-Meister hebt die Schaa- len und das Saltzfaß von der Tafel ab, und giebt sie dem Aufseher des Brodts und Backwercks, der sie auf einen Bey-Tisch trägt, woselbst er eine ge- faltene Serviette nimmt, und selbige dem Groß- Becken- oder Brodt-Meister giebt, um sie Jhrer Majestät zu praesentiren, wenn Sie die Hände zu waschen begehren. Der Ober-Hofmeister nimmt sodann das eine Tafel-Tuch ab, und giebt es dem Aufseher über das Brodt und Backwerck, der es kniend annimmt, und auf den Schenck-Tisch trägt. Jst das erste Tafel-Tuch von der Tafel genom- men, so faltet der Groß-Becken- oder Brodt-Mei- ster eine Serviette, nimmt dieselbe an einem, der Vorschneider aber am andern Ende, und lassen sich sodann alle beyde vor den König auf die Knie nieder.
§. 71. Hierauf kommt der Ober-Mundschen- cke, und hält in der rechten Hand eine Gieß-Kan- ne, in der lincken aber ein Gieß-Becken, läst sich sodann auf ein Knie nieder, und giebt dem König das Wasser zu waschen. Hat sich der König die
Hände
Von dem Tafel-Ceremoniel.
Aufheben giebt, dieſe giebt den Dames alle Spei- ſen, und von dieſen nehmen es wieder die Cammer- Diener; es ſoll dieſes bey iedem Gange, und bey den Confituren ebener maßen ſo gehalten werden. An dem Koͤniglich-Spaniſchen Hofe, wo man in allen Stuͤcken ungemein viel Ceremonien vor- nimmt, hat man auch bey dem Aufheben der Tafel ungemein viel ceremonieuſe Handlungen. Der Groß-Becken- oder Brod-Meiſter hebt die Schaa- len und das Saltzfaß von der Tafel ab, und giebt ſie dem Aufſeher des Brodts und Backwercks, der ſie auf einen Bey-Tiſch traͤgt, woſelbſt er eine ge- faltene Serviette nimmt, und ſelbige dem Groß- Becken- oder Brodt-Meiſter giebt, um ſie Jhrer Majeſtaͤt zu præſentiren, wenn Sie die Haͤnde zu waſchen begehren. Der Ober-Hofmeiſter nimmt ſodann das eine Tafel-Tuch ab, und giebt es dem Aufſeher uͤber das Brodt und Backwerck, der es kniend annimmt, und auf den Schenck-Tiſch traͤgt. Jſt das erſte Tafel-Tuch von der Tafel genom- men, ſo faltet der Groß-Becken- oder Brodt-Mei- ſter eine Serviette, nimmt dieſelbe an einem, der Vorſchneider aber am andern Ende, und laſſen ſich ſodann alle beyde vor den Koͤnig auf die Knie nieder.
§. 71. Hierauf kommt der Ober-Mundſchen- cke, und haͤlt in der rechten Hand eine Gieß-Kan- ne, in der lincken aber ein Gieß-Becken, laͤſt ſich ſodann auf ein Knie nieder, und giebt dem Koͤnig das Waſſer zu waſchen. Hat ſich der Koͤnig die
Haͤnde
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0147"n="123"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von dem Tafel-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
Aufheben giebt, dieſe giebt den <hirendition="#aq">Dames</hi> alle Spei-<lb/>ſen, und von dieſen nehmen es wieder die Cammer-<lb/>
Diener; es ſoll dieſes bey iedem Gange, und bey<lb/>
den <hirendition="#aq">Confitur</hi>en ebener maßen ſo gehalten werden.<lb/>
An dem Koͤniglich-Spaniſchen Hofe, wo man in<lb/>
allen Stuͤcken ungemein viel <hirendition="#aq">Ceremoni</hi>en vor-<lb/>
nimmt, hat man auch bey dem Aufheben der Tafel<lb/>
ungemein viel <hirendition="#aq">ceremonieuſe</hi> Handlungen. Der<lb/>
Groß-Becken- oder Brod-Meiſter hebt die Schaa-<lb/>
len und das Saltzfaß von der Tafel ab, und giebt<lb/>ſie dem Aufſeher des Brodts und Backwercks, der<lb/>ſie auf einen Bey-Tiſch traͤgt, woſelbſt er eine ge-<lb/>
faltene <hirendition="#aq">Serviette</hi> nimmt, und ſelbige dem Groß-<lb/>
Becken- oder Brodt-Meiſter giebt, um ſie Jhrer<lb/>
Majeſtaͤt zu <hirendition="#aq">præſentir</hi>en, wenn Sie die Haͤnde zu<lb/>
waſchen begehren. Der Ober-Hofmeiſter nimmt<lb/>ſodann das eine Tafel-Tuch ab, und giebt es dem<lb/>
Aufſeher uͤber das Brodt und Backwerck, der es<lb/>
kniend annimmt, und auf den Schenck-Tiſch traͤgt.<lb/>
Jſt das erſte Tafel-Tuch von der Tafel genom-<lb/>
men, ſo faltet der Groß-Becken- oder Brodt-Mei-<lb/>ſter eine <hirendition="#aq">Serviette,</hi> nimmt dieſelbe an einem, der<lb/>
Vorſchneider aber am andern Ende, und laſſen<lb/>ſich ſodann alle beyde vor den Koͤnig auf die Knie<lb/>
nieder.</p><lb/><p>§. 71. Hierauf kommt der Ober-Mundſchen-<lb/>
cke, und haͤlt in der rechten Hand eine Gieß-Kan-<lb/>
ne, in der lincken aber ein Gieß-Becken, laͤſt ſich<lb/>ſodann auf ein Knie nieder, und giebt dem Koͤnig<lb/>
das Waſſer zu waſchen. Hat ſich der Koͤnig die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Haͤnde</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[123/0147]
Von dem Tafel-Ceremoniel.
Aufheben giebt, dieſe giebt den Dames alle Spei-
ſen, und von dieſen nehmen es wieder die Cammer-
Diener; es ſoll dieſes bey iedem Gange, und bey
den Confituren ebener maßen ſo gehalten werden.
An dem Koͤniglich-Spaniſchen Hofe, wo man in
allen Stuͤcken ungemein viel Ceremonien vor-
nimmt, hat man auch bey dem Aufheben der Tafel
ungemein viel ceremonieuſe Handlungen. Der
Groß-Becken- oder Brod-Meiſter hebt die Schaa-
len und das Saltzfaß von der Tafel ab, und giebt
ſie dem Aufſeher des Brodts und Backwercks, der
ſie auf einen Bey-Tiſch traͤgt, woſelbſt er eine ge-
faltene Serviette nimmt, und ſelbige dem Groß-
Becken- oder Brodt-Meiſter giebt, um ſie Jhrer
Majeſtaͤt zu præſentiren, wenn Sie die Haͤnde zu
waſchen begehren. Der Ober-Hofmeiſter nimmt
ſodann das eine Tafel-Tuch ab, und giebt es dem
Aufſeher uͤber das Brodt und Backwerck, der es
kniend annimmt, und auf den Schenck-Tiſch traͤgt.
Jſt das erſte Tafel-Tuch von der Tafel genom-
men, ſo faltet der Groß-Becken- oder Brodt-Mei-
ſter eine Serviette, nimmt dieſelbe an einem, der
Vorſchneider aber am andern Ende, und laſſen
ſich ſodann alle beyde vor den Koͤnig auf die Knie
nieder.
§. 71. Hierauf kommt der Ober-Mundſchen-
cke, und haͤlt in der rechten Hand eine Gieß-Kan-
ne, in der lincken aber ein Gieß-Becken, laͤſt ſich
ſodann auf ein Knie nieder, und giebt dem Koͤnig
das Waſſer zu waſchen. Hat ſich der Koͤnig die
Haͤnde
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/147>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.