§. 62. Gleichwie Unsere Teutschen von sehr vielen Seculis her in den Ruff gestanden, daß sie Liebhaber des Trinckens, also findet man in den ältesten Geschichten der Teutschen Höfe, daß man sich iederzeit bey Solennitaeten mit einem guten Trunck belustiget. Die mancherley Trinck-Ge- schirre, sind auch iederzeit in guter Ordnung gehal- ten worden. Gantz alte Historici erzehlen, wie bey diesen oder jenen Solennitaeten schöne köstliche Credenz-Tische gestanden von güldnen und über- güldeten Scheyer-Köpfen, Schaalen, Flaschen, Schenck-Kannen und Handfassen biß auf die Decke aufgerichtet, und überlustig gezieret. S. den III Theil von Struvs Historisch-Politischen Archiv: p. 80. und 81.
§. 63. Uber das übermäßige Sauffen, so in dem sechzehenden Seculo an manchen Höfen in Teutsch- land geherrscht, haben auf eine sehr löbliche und Christ-Fürstliche Weise einige gottselige Regen- ten selbst geeifert. Als Fürst Joachim zu Anhalt, sich an Hertzog Georgens zu Sachsen Hof auf- hielt, so mahnte ihn sein Herr Bruder, Fürst George Anno 1528 den 28. April in einem be- sondern Schreiben von der Trunckenheit gar nachdrücklich ab: Unter andern stellte er ihm fol- gendes vor: Derohalben wollen sich Ew. Lieb- den die gute Gesellschafft dazu nicht bewegen las- sen, welche um ihrentwillen nicht kranck werden, oder zum Teufel fahren will, sondern vielmehr zum Schaden noch Spotten werden. Es ist viel
ein
I. Theil. VIII. Capitul.
§. 62. Gleichwie Unſere Teutſchen von ſehr vielen Seculis her in den Ruff geſtanden, daß ſie Liebhaber des Trinckens, alſo findet man in den aͤlteſten Geſchichten der Teutſchen Hoͤfe, daß man ſich iederzeit bey Solennitæten mit einem guten Trunck beluſtiget. Die mancherley Trinck-Ge- ſchirre, ſind auch iederzeit in guter Ordnung gehal- ten worden. Gantz alte Hiſtorici erzehlen, wie bey dieſen oder jenen Solennitæten ſchoͤne koͤſtliche Credenz-Tiſche geſtanden von guͤldnen und uͤber- guͤldeten Scheyer-Koͤpfen, Schaalen, Flaſchen, Schenck-Kannen und Handfaſſen biß auf die Decke aufgerichtet, und uͤberluſtig gezieret. S. den III Theil von Struvs Hiſtoriſch-Politiſchen Archiv: p. 80. und 81.
§. 63. Uber das uͤbermaͤßige Sauffen, ſo in dem ſechzehenden Seculo an manchen Hoͤfen in Teutſch- land geherrſcht, haben auf eine ſehr loͤbliche und Chriſt-Fuͤrſtliche Weiſe einige gottſelige Regen- ten ſelbſt geeifert. Als Fuͤrſt Joachim zu Anhalt, ſich an Hertzog Georgens zu Sachſen Hof auf- hielt, ſo mahnte ihn ſein Herr Bruder, Fuͤrſt George Anno 1528 den 28. April in einem be- ſondern Schreiben von der Trunckenheit gar nachdruͤcklich ab: Unter andern ſtellte er ihm fol- gendes vor: Derohalben wollen ſich Ew. Lieb- den die gute Geſellſchafft dazu nicht bewegen laſ- ſen, welche um ihrentwillen nicht kranck werden, oder zum Teufel fahren will, ſondern vielmehr zum Schaden noch Spotten werden. Es iſt viel
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I. Theil. VIII. Capitul.
§. 62. Gleichwie Unſere Teutſchen von ſehr
vielen Seculis her in den Ruff geſtanden, daß ſie
Liebhaber des Trinckens, alſo findet man in den
aͤlteſten Geſchichten der Teutſchen Hoͤfe, daß man
ſich iederzeit bey Solennitæten mit einem guten
Trunck beluſtiget. Die mancherley Trinck-Ge-
ſchirre, ſind auch iederzeit in guter Ordnung gehal-
ten worden. Gantz alte Hiſtorici erzehlen, wie
bey dieſen oder jenen Solennitæten ſchoͤne koͤſtliche
Credenz-Tiſche geſtanden von guͤldnen und uͤber-
guͤldeten Scheyer-Koͤpfen, Schaalen, Flaſchen,
Schenck-Kannen und Handfaſſen biß auf die
Decke aufgerichtet, und uͤberluſtig gezieret. S.
den III Theil von Struvs Hiſtoriſch-Politiſchen
Archiv: p. 80. und 81.
§. 63. Uber das uͤbermaͤßige Sauffen, ſo in dem
ſechzehenden Seculo an manchen Hoͤfen in Teutſch-
land geherrſcht, haben auf eine ſehr loͤbliche und
Chriſt-Fuͤrſtliche Weiſe einige gottſelige Regen-
ten ſelbſt geeifert. Als Fuͤrſt Joachim zu Anhalt,
ſich an Hertzog Georgens zu Sachſen Hof auf-
hielt, ſo mahnte ihn ſein Herr Bruder, Fuͤrſt
George Anno 1528 den 28. April in einem be-
ſondern Schreiben von der Trunckenheit gar
nachdruͤcklich ab: Unter andern ſtellte er ihm fol-
gendes vor: Derohalben wollen ſich Ew. Lieb-
den die gute Geſellſchafft dazu nicht bewegen laſ-
ſen, welche um ihrentwillen nicht kranck werden,
oder zum Teufel fahren will, ſondern vielmehr
zum Schaden noch Spotten werden. Es iſt viel
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/142>, abgerufen am 22.11.2024.
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