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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von dem Tafel-Ceremoniel.
der, sondern der Fürst oder König nehmen sich selbst
aus einer oder der andern Schüssel, oder lassen sich
von einem General, oder einem andern, der mit bey
der Tafel sitzt, etwas vorlegen. Die übrigen an
der Tafel greiffen selbst zu, und lassen sich von dem-
jenigen, bey dem die Schüssel stehet, etwas ge-
ben.

§. 52. An den Fürstlichen Teutschen Höfen pfle-
get gemeiniglich ein Page vorzuschneiden, wenn sie
allein sind, und nicht en Ceremonie speisen. Die-
ser übergiebt den ersten Teller entweder dem Hof-
Marschall oder Hauß-Marschall, oder in dessen
Abwesenheit, dem nächsten, der nach ihm den Stab
führet, oder auch wohl nur einem Cammer-Jun-
cker, die ihm denn nachgehends an dem Fürsten
praesentiren. Wenn sich die andern Cavaliers an
die Marschalls-Tafel begeben, so praesentiren die
Pagen die Speisen auf den Tellern so lange an die
Fürstlichen Personen, biß die Cavaliers von der
Marschalls-Tafel wieder aufgestanden, und in das
Fürstl. Tafel-Gemach zurück kommen. Manch-
mahl hat ein Jäger, ein Soldat u. s. w. so wohl
die Freyheit, einem grossen Herrn den Teller mit
Speisen zu praesentiren, als ein Hof-Cavalier oder
Page.

§. 53. An einigen Höfen ist in diesem Stück so
wohl, als bey andern ein Unterschied, unter den Mit-
tags-Tafeln und unter den Abend-Tafeln. Bey
dem vorigen König in Franckreich Ludwig den XIV
servi
rte ihm einer von den Premiers Gentils hom-

mes
H

Von dem Tafel-Ceremoniel.
der, ſondern der Fuͤrſt oder Koͤnig nehmen ſich ſelbſt
aus einer oder der andern Schuͤſſel, oder laſſen ſich
von einem General, oder einem andern, der mit bey
der Tafel ſitzt, etwas vorlegen. Die uͤbrigen an
der Tafel greiffen ſelbſt zu, und laſſen ſich von dem-
jenigen, bey dem die Schuͤſſel ſtehet, etwas ge-
ben.

§. 52. An den Fuͤrſtlichen Teutſchen Hoͤfen pfle-
get gemeiniglich ein Page vorzuſchneiden, wenn ſie
allein ſind, und nicht en Ceremonie ſpeiſen. Die-
ſer uͤbergiebt den erſten Teller entweder dem Hof-
Marſchall oder Hauß-Marſchall, oder in deſſen
Abweſenheit, dem naͤchſten, der nach ihm den Stab
fuͤhret, oder auch wohl nur einem Cammer-Jun-
cker, die ihm denn nachgehends an dem Fuͤrſten
præſentiren. Wenn ſich die andern Cavaliers an
die Marſchalls-Tafel begeben, ſo præſentiren die
Pagen die Speiſen auf den Tellern ſo lange an die
Fuͤrſtlichen Perſonen, biß die Cavaliers von der
Marſchalls-Tafel wieder aufgeſtanden, und in das
Fuͤrſtl. Tafel-Gemach zuruͤck kommen. Manch-
mahl hat ein Jaͤger, ein Soldat u. ſ. w. ſo wohl
die Freyheit, einem groſſen Herrn den Teller mit
Speiſen zu præſentiren, als ein Hof-Cavalier oder
Page.

§. 53. An einigen Hoͤfen iſt in dieſem Stuͤck ſo
wohl, als bey andern ein Unterſchied, unter den Mit-
tags-Tafeln und unter den Abend-Tafeln. Bey
dem vorigen Koͤnig in Franckreich Ludwig den XIV
ſervi
rte ihm einer von den Premiers Gentils hom-

mes
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[113/0137] Von dem Tafel-Ceremoniel. der, ſondern der Fuͤrſt oder Koͤnig nehmen ſich ſelbſt aus einer oder der andern Schuͤſſel, oder laſſen ſich von einem General, oder einem andern, der mit bey der Tafel ſitzt, etwas vorlegen. Die uͤbrigen an der Tafel greiffen ſelbſt zu, und laſſen ſich von dem- jenigen, bey dem die Schuͤſſel ſtehet, etwas ge- ben. §. 52. An den Fuͤrſtlichen Teutſchen Hoͤfen pfle- get gemeiniglich ein Page vorzuſchneiden, wenn ſie allein ſind, und nicht en Ceremonie ſpeiſen. Die- ſer uͤbergiebt den erſten Teller entweder dem Hof- Marſchall oder Hauß-Marſchall, oder in deſſen Abweſenheit, dem naͤchſten, der nach ihm den Stab fuͤhret, oder auch wohl nur einem Cammer-Jun- cker, die ihm denn nachgehends an dem Fuͤrſten præſentiren. Wenn ſich die andern Cavaliers an die Marſchalls-Tafel begeben, ſo præſentiren die Pagen die Speiſen auf den Tellern ſo lange an die Fuͤrſtlichen Perſonen, biß die Cavaliers von der Marſchalls-Tafel wieder aufgeſtanden, und in das Fuͤrſtl. Tafel-Gemach zuruͤck kommen. Manch- mahl hat ein Jaͤger, ein Soldat u. ſ. w. ſo wohl die Freyheit, einem groſſen Herrn den Teller mit Speiſen zu præſentiren, als ein Hof-Cavalier oder Page. §. 53. An einigen Hoͤfen iſt in dieſem Stuͤck ſo wohl, als bey andern ein Unterſchied, unter den Mit- tags-Tafeln und unter den Abend-Tafeln. Bey dem vorigen Koͤnig in Franckreich Ludwig den XIV ſervirte ihm einer von den Premiers Gentils hom- mes H

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/137>, abgerufen am 25.11.2024.