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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. VIII. Capitul.
zu ieder Solennität schicken, um die Tafel
herum.

§. 35. Sind die Speisen alle in ihrer gehöri-
gen Ordnung auf die Tafel gesetzt, so pflegt der
Hof-Marschall solches der Fürstlichen Herrschafft
anzudeuten. An dem Kayserlichen Hofe pflegt der
oberste Cämmerer es Jhrer Kayserlichen Majestät
anzusagen, der Jhm auch den Hut abnimmt, und
solchen auf das Hut-Tischlein legt. Sonntags
und Feyertags, wie auch an Galla-Tägen pflegen
Sie in der Anticamera zu speisen, und hier behal-
ten Sie bey der Tafel den Hut auf dem Kopffe.
Jst der Ober-Hofmeister abwesend, so sagt es der
oberste Cammer-Herr Sr. Kayserlichen Majestät
an. An den meisten Teutschen Fürstlichen und
Chur-Fürstlichen Höfen gehet der Hof-Marschall
oder Hauß-Marschall, oder ein anderer, der in des-
sen Abwesenheit den Stab führet, mit allen Hof-
Cavalieren zur Herrschafft hinein/ melden, daß zur
Tafel angerichtet, und hohlen sie ab.

§. 36. Alsdenn führt entweder der Fürst seine
Gemahlin selbst bey der Hand zur Tafel, oder
sie wird von ihren Hof-Meister oder einen von den
Geheimen Räthen zur Tafel geführt. Jst aber
ein Cavalier von einem fremden Hofe anwesend,
der nicht von dem untersten Rang, so pfleget sol-
cher die Fürstliche Gemahlin zur Tafel zu führen.
Gleich vor der Tafel pflegen auch mehrentheils
junge Cavaliers die Gnade zu haben, den Fürstli-
chen Personen beyderley Geschlechts den Rock zu

küssen.

I. Theil. VIII. Capitul.
zu ieder Solennitaͤt ſchicken, um die Tafel
herum.

§. 35. Sind die Speiſen alle in ihrer gehoͤri-
gen Ordnung auf die Tafel geſetzt, ſo pflegt der
Hof-Marſchall ſolches der Fuͤrſtlichen Herrſchafft
anzudeuten. An dem Kayſerlichen Hofe pflegt der
oberſte Caͤmmerer es Jhrer Kayſerlichen Majeſtaͤt
anzuſagen, der Jhm auch den Hut abnimmt, und
ſolchen auf das Hut-Tiſchlein legt. Sonntags
und Feyertags, wie auch an Galla-Taͤgen pflegen
Sie in der Anticamera zu ſpeiſen, und hier behal-
ten Sie bey der Tafel den Hut auf dem Kopffe.
Jſt der Ober-Hofmeiſter abweſend, ſo ſagt es der
oberſte Cammer-Herr Sr. Kayſerlichen Majeſtaͤt
an. An den meiſten Teutſchen Fuͤrſtlichen und
Chur-Fuͤrſtlichen Hoͤfen gehet der Hof-Marſchall
oder Hauß-Marſchall, oder ein anderer, der in deſ-
ſen Abweſenheit den Stab fuͤhret, mit allen Hof-
Cavalieren zur Herrſchafft hinein/ melden, daß zur
Tafel angerichtet, und hohlen ſie ab.

§. 36. Alsdenn fuͤhrt entweder der Fuͤrſt ſeine
Gemahlin ſelbſt bey der Hand zur Tafel, oder
ſie wird von ihren Hof-Meiſter oder einen von den
Geheimen Raͤthen zur Tafel gefuͤhrt. Jſt aber
ein Cavalier von einem fremden Hofe anweſend,
der nicht von dem unterſten Rang, ſo pfleget ſol-
cher die Fuͤrſtliche Gemahlin zur Tafel zu fuͤhren.
Gleich vor der Tafel pflegen auch mehrentheils
junge Cavaliers die Gnade zu haben, den Fuͤrſtli-
chen Perſonen beyderley Geſchlechts den Rock zu

kuͤſſen.
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[106/0130] I. Theil. VIII. Capitul. zu ieder Solennitaͤt ſchicken, um die Tafel herum. §. 35. Sind die Speiſen alle in ihrer gehoͤri- gen Ordnung auf die Tafel geſetzt, ſo pflegt der Hof-Marſchall ſolches der Fuͤrſtlichen Herrſchafft anzudeuten. An dem Kayſerlichen Hofe pflegt der oberſte Caͤmmerer es Jhrer Kayſerlichen Majeſtaͤt anzuſagen, der Jhm auch den Hut abnimmt, und ſolchen auf das Hut-Tiſchlein legt. Sonntags und Feyertags, wie auch an Galla-Taͤgen pflegen Sie in der Anticamera zu ſpeiſen, und hier behal- ten Sie bey der Tafel den Hut auf dem Kopffe. Jſt der Ober-Hofmeiſter abweſend, ſo ſagt es der oberſte Cammer-Herr Sr. Kayſerlichen Majeſtaͤt an. An den meiſten Teutſchen Fuͤrſtlichen und Chur-Fuͤrſtlichen Hoͤfen gehet der Hof-Marſchall oder Hauß-Marſchall, oder ein anderer, der in deſ- ſen Abweſenheit den Stab fuͤhret, mit allen Hof- Cavalieren zur Herrſchafft hinein/ melden, daß zur Tafel angerichtet, und hohlen ſie ab. §. 36. Alsdenn fuͤhrt entweder der Fuͤrſt ſeine Gemahlin ſelbſt bey der Hand zur Tafel, oder ſie wird von ihren Hof-Meiſter oder einen von den Geheimen Raͤthen zur Tafel gefuͤhrt. Jſt aber ein Cavalier von einem fremden Hofe anweſend, der nicht von dem unterſten Rang, ſo pfleget ſol- cher die Fuͤrſtliche Gemahlin zur Tafel zu fuͤhren. Gleich vor der Tafel pflegen auch mehrentheils junge Cavaliers die Gnade zu haben, den Fuͤrſtli- chen Perſonen beyderley Geſchlechts den Rock zu kuͤſſen.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/130>, abgerufen am 22.11.2024.