nigreichs Pohlen, p. 416. Wenn er aber bey Ho- fe speisete, hat sich niemand, ausser der Königin, den Königlichen Kindern, und ausländischen Ministris, bey ihm zur Tafel setzen dürffen.
§. 5. Der vorige König in Franckreich, Lud- wig XIV. pflegte des Mittags in seinem Schlaf- Zimmer an einer kleinen Tafel zu speisen, welches aber des Abends nicht geschahe. Zuweilen that er der Madame de Maintenon die Gnade, und spei- sete bey derselben zu Mittage, und die bath denn zur Gesellschafft allemahl ein und die andere Dame von ihren Bekandten mit dazu. Daselbst wurden kei- ne frembden, sondern nur die nöthigen Bedienten hinein gelassen. S. Nemeitz Sejour de Paris, pag. 387.
§. 6. Bey besondern Lustbarkeiten wird auch bißweilen an den grösten Höfen das sonst strenge Tafel-Ceremoniel ein wenig bey Seite gesetzt, und an dessen statt, nach den unterschiedenen Loos- sen, die ein ieder ausziehet, bey den Fürstlichen Ta- feln eine bunte Reyhe angestellt.
§. 7. Bey den Couverts findet man an einigen Höfen, nach dem Unterschied der Personen, die an einigen Königlichen oder Fürstlichen Höfen mit speisen, einen Unterschied. Also zeiget sich an der Tafel des Königs in Franckreich vor dem Ort des Königs und der Königin ein so genandtes Catenat oder viereckigt verguldt Bestecken, darinnen Saltz, Pfeffer und dergleichen, in gewissen Fächern vor- handen, hingegen vor die Printzen und Princeßin-
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I. Theil. VIII. Capitul.
nigreichs Pohlen, p. 416. Wenn er aber bey Ho- fe ſpeiſete, hat ſich niemand, auſſer der Koͤnigin, den Koͤniglichen Kindern, und auslaͤndiſchen Miniſtris, bey ihm zur Tafel ſetzen duͤrffen.
§. 5. Der vorige Koͤnig in Franckreich, Lud- wig XIV. pflegte des Mittags in ſeinem Schlaf- Zimmer an einer kleinen Tafel zu ſpeiſen, welches aber des Abends nicht geſchahe. Zuweilen that er der Madame de Maintenon die Gnade, und ſpei- ſete bey derſelben zu Mittage, und die bath denn zur Geſellſchafft allemahl ein und die andere Dame von ihren Bekandten mit dazu. Daſelbſt wurden kei- ne frembden, ſondern nur die noͤthigen Bedienten hinein gelaſſen. S. Nemeitz Sejour de Paris, pag. 387.
§. 6. Bey beſondern Luſtbarkeiten wird auch bißweilen an den groͤſten Hoͤfen das ſonſt ſtrenge Tafel-Ceremoniel ein wenig bey Seite geſetzt, und an deſſen ſtatt, nach den unterſchiedenen Looſ- ſen, die ein ieder ausziehet, bey den Fuͤrſtlichen Ta- feln eine bunte Reyhe angeſtellt.
§. 7. Bey den Couverts findet man an einigen Hoͤfen, nach dem Unterſchied der Perſonen, die an einigen Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Hoͤfen mit ſpeiſen, einen Unterſchied. Alſo zeiget ſich an der Tafel des Koͤnigs in Franckreich vor dem Ort des Koͤnigs und der Koͤnigin ein ſo genandtes Catenat oder viereckigt verguldt Beſtecken, darinnen Saltz, Pfeffer und dergleichen, in gewiſſen Faͤchern vor- handen, hingegen vor die Printzen und Princeßin-
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I. Theil. VIII. Capitul.
nigreichs Pohlen, p. 416. Wenn er aber bey Ho-
fe ſpeiſete, hat ſich niemand, auſſer der Koͤnigin, den
Koͤniglichen Kindern, und auslaͤndiſchen Miniſtris,
bey ihm zur Tafel ſetzen duͤrffen.
§. 5. Der vorige Koͤnig in Franckreich, Lud-
wig XIV. pflegte des Mittags in ſeinem Schlaf-
Zimmer an einer kleinen Tafel zu ſpeiſen, welches
aber des Abends nicht geſchahe. Zuweilen that
er der Madame de Maintenon die Gnade, und ſpei-
ſete bey derſelben zu Mittage, und die bath denn zur
Geſellſchafft allemahl ein und die andere Dame von
ihren Bekandten mit dazu. Daſelbſt wurden kei-
ne frembden, ſondern nur die noͤthigen Bedienten
hinein gelaſſen. S. Nemeitz Sejour de Paris,
pag. 387.
§. 6. Bey beſondern Luſtbarkeiten wird auch
bißweilen an den groͤſten Hoͤfen das ſonſt ſtrenge
Tafel-Ceremoniel ein wenig bey Seite geſetzt,
und an deſſen ſtatt, nach den unterſchiedenen Looſ-
ſen, die ein ieder ausziehet, bey den Fuͤrſtlichen Ta-
feln eine bunte Reyhe angeſtellt.
§. 7. Bey den Couverts findet man an einigen
Hoͤfen, nach dem Unterſchied der Perſonen, die an
einigen Koͤniglichen oder Fuͤrſtlichen Hoͤfen mit
ſpeiſen, einen Unterſchied. Alſo zeiget ſich an der
Tafel des Koͤnigs in Franckreich vor dem Ort des
Koͤnigs und der Koͤnigin ein ſo genandtes Catenat
oder viereckigt verguldt Beſtecken, darinnen Saltz,
Pfeffer und dergleichen, in gewiſſen Faͤchern vor-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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