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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. VII. Capitul.
gebauet wissen, peupliret, zur Nahrung und in
Aufnehmen gebracht werden. Bißweilen verän-
dern sie ihnen den Nahmen, als wie es ohnlängst in
dem Chur-Fürstenthum Sachsen bey Oschatz ge-
legenen Jagt-Schloß Wermsdorff geschehen/
welches, nachdem es auf das neue prächtig ausge-
bauet worden, von Jhro Königlichen Hoheit dem
Königlichen Chur-Printzen zu Sachsen mit dem
Nahmen Hubertus-Burg, beleget worden; sie pri-
vilegi
ren sie auf mancherley Weise, und verwan-
deln nicht selten die elendesten Dörffer in schöne
Städte.

§. 45. Sie lassen zur Beschützung der Land-
Schlösser einige besondere Compagnien unterhal-
ten und zu deren Bewachung in der Nähe Wach-
Häuser anlegen. Wenn sie sich auf den Land-
Häusern aufhalten, so wird ein grosser Theil des
Ceremoniel-Wesens bey Seite gesetzt, und eine
freyere Lebens-Art erwehlet. Jn Teutschland ist
an viel Höfen eingeführt, daß die Cavaliers bey der
Herrschafft, auf den Land-Häusern ohne Degen
erscheinen, und wer aus Versehen einen Degen
angesteckt, wird gemeiniglich mit einem grossen
Glaß Wein bestrafft.

§. 46. Hier pflegen öffters die gecrönten Häu-
pter des Mittags und Abends nicht nur in Gesell-
schafft mit der Königlichen Familie zu speisen, son-
dern ziehen auch zuweilen einige von den anwesen-
den Herren und Damen mit an die Tafel, welches
sonst in ihren Königlichen Residenzien nicht zu ge-
schehen pflegt.

§. 47.

I. Theil. VII. Capitul.
gebauet wiſſen, peupliret, zur Nahrung und in
Aufnehmen gebracht werden. Bißweilen veraͤn-
dern ſie ihnen den Nahmen, als wie es ohnlaͤngſt in
dem Chur-Fuͤrſtenthum Sachſen bey Oſchatz ge-
legenen Jagt-Schloß Wermsdorff geſchehen/
welches, nachdem es auf das neue praͤchtig ausge-
bauet worden, von Jhro Koͤniglichen Hoheit dem
Koͤniglichen Chur-Printzen zu Sachſen mit dem
Nahmen Hubertus-Burg, beleget worden; ſie pri-
vilegi
ren ſie auf mancherley Weiſe, und verwan-
deln nicht ſelten die elendeſten Doͤrffer in ſchoͤne
Staͤdte.

§. 45. Sie laſſen zur Beſchuͤtzung der Land-
Schloͤſſer einige beſondere Compagnien unterhal-
ten und zu deren Bewachung in der Naͤhe Wach-
Haͤuſer anlegen. Wenn ſie ſich auf den Land-
Haͤuſern aufhalten, ſo wird ein groſſer Theil des
Ceremoniel-Weſens bey Seite geſetzt, und eine
freyere Lebens-Art erwehlet. Jn Teutſchland iſt
an viel Hoͤfen eingefuͤhrt, daß die Cavaliers bey der
Herrſchafft, auf den Land-Haͤuſern ohne Degen
erſcheinen, und wer aus Verſehen einen Degen
angeſteckt, wird gemeiniglich mit einem groſſen
Glaß Wein beſtrafft.

§. 46. Hier pflegen oͤffters die gecroͤnten Haͤu-
pter des Mittags und Abends nicht nur in Geſell-
ſchafft mit der Koͤniglichen Familie zu ſpeiſen, ſon-
dern ziehen auch zuweilen einige von den anweſen-
den Herren und Damen mit an die Tafel, welches
ſonſt in ihren Koͤniglichen Reſidenzien nicht zu ge-
ſchehen pflegt.

§. 47.
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[84/0108] I. Theil. VII. Capitul. gebauet wiſſen, peupliret, zur Nahrung und in Aufnehmen gebracht werden. Bißweilen veraͤn- dern ſie ihnen den Nahmen, als wie es ohnlaͤngſt in dem Chur-Fuͤrſtenthum Sachſen bey Oſchatz ge- legenen Jagt-Schloß Wermsdorff geſchehen/ welches, nachdem es auf das neue praͤchtig ausge- bauet worden, von Jhro Koͤniglichen Hoheit dem Koͤniglichen Chur-Printzen zu Sachſen mit dem Nahmen Hubertus-Burg, beleget worden; ſie pri- vilegiren ſie auf mancherley Weiſe, und verwan- deln nicht ſelten die elendeſten Doͤrffer in ſchoͤne Staͤdte. §. 45. Sie laſſen zur Beſchuͤtzung der Land- Schloͤſſer einige beſondere Compagnien unterhal- ten und zu deren Bewachung in der Naͤhe Wach- Haͤuſer anlegen. Wenn ſie ſich auf den Land- Haͤuſern aufhalten, ſo wird ein groſſer Theil des Ceremoniel-Weſens bey Seite geſetzt, und eine freyere Lebens-Art erwehlet. Jn Teutſchland iſt an viel Hoͤfen eingefuͤhrt, daß die Cavaliers bey der Herrſchafft, auf den Land-Haͤuſern ohne Degen erſcheinen, und wer aus Verſehen einen Degen angeſteckt, wird gemeiniglich mit einem groſſen Glaß Wein beſtrafft. §. 46. Hier pflegen oͤffters die gecroͤnten Haͤu- pter des Mittags und Abends nicht nur in Geſell- ſchafft mit der Koͤniglichen Familie zu ſpeiſen, ſon- dern ziehen auch zuweilen einige von den anweſen- den Herren und Damen mit an die Tafel, welches ſonſt in ihren Koͤniglichen Reſidenzien nicht zu ge- ſchehen pflegt. §. 47.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/108>, abgerufen am 24.11.2024.