oder sonst eine gute Tugend-Lection, insonderheit wenn diese Aufschrifften in der Teutschen Sprache abgefaßt, die ein jedweder verstehen kan.
Das XX. Capitul. Von der Trauer.
§. 1.
DJe Liebe und Hochachtung, die wir unsern Verstorbenen im Leben schuldig gewesen, erfordert, daß wir sie auch nach ihrem Tode beweinen und betrauren. Die Empfindung der Betrübniß über ihren Verlust, die uns auch wohl die Thränen aus den Augen presset, ist unsern natürlichen Trieben sehr gemäß, auch den Pflichten des Christenthums im geringsten nicht zu- wider, maßen ja unser liebster Heyland selbst bey dem Grabe seines geliebten Freundes des Lazari mit einer solchen Wehmuth überfallen ward, daß er sich auch der Thränen nicht enthalten konte. Daß man aber, wie einige zu thun pflegen, bey dem Absterben seiner geliebten Freunde, in ein solch unmäßig Trauren fällt, daß man sich gar nicht will trösten lassen, oder unmenschlich heulet und brüllet, ist unvernünfftig, und heydnisch. Die Vernunfft lehret uns die Mäßigung der Affecten, daß sie un- serer Gesundheit nicht schaden, und Gedult und Ge-
lassen-
Von Begraͤbniſſen.
oder ſonſt eine gute Tugend-Lection, inſonderheit wenn dieſe Aufſchrifften in der Teutſchen Sprache abgefaßt, die ein jedweder verſtehen kan.
Das XX. Capitul. Von der Trauer.
§. 1.
DJe Liebe und Hochachtung, die wir unſern Verſtorbenen im Leben ſchuldig geweſen, erfordert, daß wir ſie auch nach ihrem Tode beweinen und betrauren. Die Empfindung der Betruͤbniß uͤber ihren Verluſt, die uns auch wohl die Thraͤnen aus den Augen preſſet, iſt unſern natuͤrlichen Trieben ſehr gemaͤß, auch den Pflichten des Chriſtenthums im geringſten nicht zu- wider, maßen ja unſer liebſter Heyland ſelbſt bey dem Grabe ſeines geliebten Freundes des Lazari mit einer ſolchen Wehmuth uͤberfallen ward, daß er ſich auch der Thraͤnen nicht enthalten konte. Daß man aber, wie einige zu thun pflegen, bey dem Abſterben ſeiner geliebten Freunde, in ein ſolch unmaͤßig Trauren faͤllt, daß man ſich gar nicht will troͤſten laſſen, oder unmenſchlich heulet und bruͤllet, iſt unvernuͤnfftig, und heydniſch. Die Vernunfft lehret uns die Maͤßigung der Affecten, daß ſie un- ſerer Geſundheit nicht ſchaden, und Gedult und Ge-
laſſen-
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Von Begraͤbniſſen.
oder ſonſt eine gute Tugend-Lection, inſonderheit
wenn dieſe Aufſchrifften in der Teutſchen Sprache
abgefaßt, die ein jedweder verſtehen kan.
Das XX. Capitul.
Von der Trauer.
§. 1.
DJe Liebe und Hochachtung, die wir unſern
Verſtorbenen im Leben ſchuldig geweſen,
erfordert, daß wir ſie auch nach ihrem
Tode beweinen und betrauren. Die
Empfindung der Betruͤbniß uͤber ihren Verluſt, die
uns auch wohl die Thraͤnen aus den Augen preſſet,
iſt unſern natuͤrlichen Trieben ſehr gemaͤß, auch den
Pflichten des Chriſtenthums im geringſten nicht zu-
wider, maßen ja unſer liebſter Heyland ſelbſt bey
dem Grabe ſeines geliebten Freundes des Lazari
mit einer ſolchen Wehmuth uͤberfallen ward, daß
er ſich auch der Thraͤnen nicht enthalten konte.
Daß man aber, wie einige zu thun pflegen, bey
dem Abſterben ſeiner geliebten Freunde, in ein ſolch
unmaͤßig Trauren faͤllt, daß man ſich gar nicht will
troͤſten laſſen, oder unmenſchlich heulet und bruͤllet,
iſt unvernuͤnfftig, und heydniſch. Die Vernunfft
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/691>, abgerufen am 13.11.2024.
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