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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XVIII. Capitul.
gewöhnlichen Solennitäten hätten können unter die
Erde gebracht werden.

§. 14. Er besorget, nebst andern Nachrichten,
die bey seinem Tode oder nach seinem Absterben
dienlich seyn möchten, auch seinen Lebens-Lauff, und
zeichnet die Haupt-Veränderungen seines Lebens,
und die sonderbahren Wege, die ihn göttliche Pro-
videnz
geleitet, jedoch ohne alle Prahlerey, auf,
und setzet die Geschichte seines Lebens von Zeit zu
Zeit so lange fort, als es ihm, nach der Beschaffen-
heit seiner Leibes- oder Gemüths-Kräffte, möglich
ist. Er trägt Sorge, daß sein Begräbniß mit den
Umständen seines Lebens, darein ihn GOtt gesetzt,
harmoniren möge, und hat bey dieser Verordnung
die Christen-Pflichten die Landes Gesetze, die gu-
ten und unschuldigen Gebräuche, insonderheit aber
diejenige Summe, so er dazu gewidmet, zur Absicht.
Er verbeut alles unnöthige Gepränge, alle überflüs-
sige Unkosten bey Bekleidung der Leiche, bey kostba-
rer Ausschlagung des Sarges; er ist zufrieden,
wenn sein Cörper in reine Leinwand eingeschlagen
wird, nach dem alten bekandten Worte: Ein Tuch
ins Grab, damit schab ab. Er ahmet hierinnen
den ersten Christen nach, die sahen bey ihren Leich-
Bestattüngen mehr auf die Seele, als auf den Leib,
sie waren in allem sparsam, demüthig und beschei-
den, biß die Leich-Begängnisse nach und nach im-
mer kostbarer wurden. S. Arnold vom Leben der
ersten Christen VI. Buch VI. Capitul.

§. 15. Auf seinem Sterbe-Bette macht er sich

von

II. Theil. XVIII. Capitul.
gewoͤhnlichen Solennitaͤten haͤtten koͤnnen unter die
Erde gebracht werden.

§. 14. Er beſorget, nebſt andern Nachrichten,
die bey ſeinem Tode oder nach ſeinem Abſterben
dienlich ſeyn moͤchten, auch ſeinen Lebens-Lauff, und
zeichnet die Haupt-Veraͤnderungen ſeines Lebens,
und die ſonderbahren Wege, die ihn goͤttliche Pro-
videnz
geleitet, jedoch ohne alle Prahlerey, auf,
und ſetzet die Geſchichte ſeines Lebens von Zeit zu
Zeit ſo lange fort, als es ihm, nach der Beſchaffen-
heit ſeiner Leibes- oder Gemuͤths-Kraͤffte, moͤglich
iſt. Er traͤgt Sorge, daß ſein Begraͤbniß mit den
Umſtaͤnden ſeines Lebens, darein ihn GOtt geſetzt,
harmoniren moͤge, und hat bey dieſer Verordnung
die Chriſten-Pflichten die Landes Geſetze, die gu-
ten und unſchuldigen Gebraͤuche, inſonderheit aber
diejenige Summe, ſo er dazu gewidmet, zur Abſicht.
Er verbeut alles unnoͤthige Gepraͤnge, alle uͤberfluͤſ-
ſige Unkoſten bey Bekleidung der Leiche, bey koſtba-
rer Ausſchlagung des Sarges; er iſt zufrieden,
wenn ſein Coͤrper in reine Leinwand eingeſchlagen
wird, nach dem alten bekandten Worte: Ein Tuch
ins Grab, damit ſchab ab. Er ahmet hierinnen
den erſten Chriſten nach, die ſahen bey ihren Leich-
Beſtattuͤngen mehr auf die Seele, als auf den Leib,
ſie waren in allem ſparſam, demuͤthig und beſchei-
den, biß die Leich-Begaͤngniſſe nach und nach im-
mer koſtbarer wurden. S. Arnold vom Leben der
erſten Chriſten VI. Buch VI. Capitul.

§. 15. Auf ſeinem Sterbe-Bette macht er ſich

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[658/0678] II. Theil. XVIII. Capitul. gewoͤhnlichen Solennitaͤten haͤtten koͤnnen unter die Erde gebracht werden. §. 14. Er beſorget, nebſt andern Nachrichten, die bey ſeinem Tode oder nach ſeinem Abſterben dienlich ſeyn moͤchten, auch ſeinen Lebens-Lauff, und zeichnet die Haupt-Veraͤnderungen ſeines Lebens, und die ſonderbahren Wege, die ihn goͤttliche Pro- videnz geleitet, jedoch ohne alle Prahlerey, auf, und ſetzet die Geſchichte ſeines Lebens von Zeit zu Zeit ſo lange fort, als es ihm, nach der Beſchaffen- heit ſeiner Leibes- oder Gemuͤths-Kraͤffte, moͤglich iſt. Er traͤgt Sorge, daß ſein Begraͤbniß mit den Umſtaͤnden ſeines Lebens, darein ihn GOtt geſetzt, harmoniren moͤge, und hat bey dieſer Verordnung die Chriſten-Pflichten die Landes Geſetze, die gu- ten und unſchuldigen Gebraͤuche, inſonderheit aber diejenige Summe, ſo er dazu gewidmet, zur Abſicht. Er verbeut alles unnoͤthige Gepraͤnge, alle uͤberfluͤſ- ſige Unkoſten bey Bekleidung der Leiche, bey koſtba- rer Ausſchlagung des Sarges; er iſt zufrieden, wenn ſein Coͤrper in reine Leinwand eingeſchlagen wird, nach dem alten bekandten Worte: Ein Tuch ins Grab, damit ſchab ab. Er ahmet hierinnen den erſten Chriſten nach, die ſahen bey ihren Leich- Beſtattuͤngen mehr auf die Seele, als auf den Leib, ſie waren in allem ſparſam, demuͤthig und beſchei- den, biß die Leich-Begaͤngniſſe nach und nach im- mer koſtbarer wurden. S. Arnold vom Leben der erſten Chriſten VI. Buch VI. Capitul. §. 15. Auf ſeinem Sterbe-Bette macht er ſich von

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/678>, abgerufen am 22.11.2024.