§. 9. Einige praepariren sich auf ihren Tod, sie greiffen es aber auf die unrechte Weise an. Jhre gantze Anstalten bestehen in nichts, als daß sie sich ihren Sarg und ihr ander Sterbe-Geräthe verfer- tigen lassen, und solches bißweilen ansehen. Doch diese Zubereitung ist die allerschlechteste den Regeln des Christenthums und der gesunden Vernunfft nach. Die Gewißheit des Todes, die Ungewiß- heit der Todes-Stunde, und die Vorstellung der erschrecklichen oder der erfreulichen Ewigkeit, muß bey einem gläubigen Christen eine bessere Zuberei- tung würcken. Die Gewohnheit, und das öfftere Anschauen des Sarges und andern Sterbe-Ge- räthes, macht die Menschen endlich unempfindlich. Jch habe Männer und Weiber gekandt, die ihren Sarg lange genug angesehen, und dennoch als gottlose Leute und Heuchler dabey gelebt. So muß man auch, der Vernunfft nach, bessere Anstal- ten auf seinen Tod treffen, wie ich in dem folgenden anführen werde. Jst die übrige Zubereitung ge- schehen, so werden die Hinterlassenen zu Verferti- gung eines Sarges und Sterbe-Küttels bald An- stalten zu treffen wissen.
§. 10. Die Ordnung und Richtigkeit, die man, so viel als möglich, in seinem Leben bey allen seinen Sachen beobachtet, würcket bey einem Sterben- den auf seinem Todbette, nebst andern mit, eine be- sondere Zufriedenheit, und bey den Hinterlassenen eine gute Bequemlichkeit. Man muß alle seine be- wegliche Güter, sie mögen Nahmen haben, wie sie
wollen,
II. Theil. XVIII. Capitul.
§. 9. Einige præpariren ſich auf ihren Tod, ſie greiffen es aber auf die unrechte Weiſe an. Jhre gantze Anſtalten beſtehen in nichts, als daß ſie ſich ihren Sarg und ihr ander Sterbe-Geraͤthe verfer- tigen laſſen, und ſolches bißweilen anſehen. Doch dieſe Zubereitung iſt die allerſchlechteſte den Regeln des Chriſtenthums und der geſunden Vernunfft nach. Die Gewißheit des Todes, die Ungewiß- heit der Todes-Stunde, und die Vorſtellung der erſchrecklichen oder der erfreulichen Ewigkeit, muß bey einem glaͤubigen Chriſten eine beſſere Zuberei- tung wuͤrcken. Die Gewohnheit, und das oͤfftere Anſchauen des Sarges und andern Sterbe-Ge- raͤthes, macht die Menſchen endlich unempfindlich. Jch habe Maͤnner und Weiber gekandt, die ihren Sarg lange genug angeſehen, und dennoch als gottloſe Leute und Heuchler dabey gelebt. So muß man auch, der Vernunfft nach, beſſere Anſtal- ten auf ſeinen Tod treffen, wie ich in dem folgenden anfuͤhren werde. Jſt die uͤbrige Zubereitung ge- ſchehen, ſo werden die Hinterlaſſenen zu Verferti- gung eines Sarges und Sterbe-Kuͤttels bald An- ſtalten zu treffen wiſſen.
§. 10. Die Ordnung und Richtigkeit, die man, ſo viel als moͤglich, in ſeinem Leben bey allen ſeinen Sachen beobachtet, wuͤrcket bey einem Sterben- den auf ſeinem Todbette, nebſt andern mit, eine be- ſondere Zufriedenheit, und bey den Hinterlaſſenen eine gute Bequemlichkeit. Man muß alle ſeine be- wegliche Guͤter, ſie moͤgen Nahmen haben, wie ſie
wollen,
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II. Theil. XVIII. Capitul.
§. 9. Einige præpariren ſich auf ihren Tod, ſie
greiffen es aber auf die unrechte Weiſe an. Jhre
gantze Anſtalten beſtehen in nichts, als daß ſie ſich
ihren Sarg und ihr ander Sterbe-Geraͤthe verfer-
tigen laſſen, und ſolches bißweilen anſehen. Doch
dieſe Zubereitung iſt die allerſchlechteſte den Regeln
des Chriſtenthums und der geſunden Vernunfft
nach. Die Gewißheit des Todes, die Ungewiß-
heit der Todes-Stunde, und die Vorſtellung der
erſchrecklichen oder der erfreulichen Ewigkeit, muß
bey einem glaͤubigen Chriſten eine beſſere Zuberei-
tung wuͤrcken. Die Gewohnheit, und das oͤfftere
Anſchauen des Sarges und andern Sterbe-Ge-
raͤthes, macht die Menſchen endlich unempfindlich.
Jch habe Maͤnner und Weiber gekandt, die ihren
Sarg lange genug angeſehen, und dennoch als
gottloſe Leute und Heuchler dabey gelebt. So
muß man auch, der Vernunfft nach, beſſere Anſtal-
ten auf ſeinen Tod treffen, wie ich in dem folgenden
anfuͤhren werde. Jſt die uͤbrige Zubereitung ge-
ſchehen, ſo werden die Hinterlaſſenen zu Verferti-
gung eines Sarges und Sterbe-Kuͤttels bald An-
ſtalten zu treffen wiſſen.
§. 10. Die Ordnung und Richtigkeit, die man,
ſo viel als moͤglich, in ſeinem Leben bey allen ſeinen
Sachen beobachtet, wuͤrcket bey einem Sterben-
den auf ſeinem Todbette, nebſt andern mit, eine be-
ſondere Zufriedenheit, und bey den Hinterlaſſenen
eine gute Bequemlichkeit. Man muß alle ſeine be-
wegliche Guͤter, ſie moͤgen Nahmen haben, wie ſie
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 654. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/674>, abgerufen am 25.11.2024.
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