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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XV. Capitul.
tze und üppige Aufzüge zu sehen. S. Arnolds Ab-
bildung der ersten Christen, VI. Buch I. Cap.

§. 25. Was vor mancherley sündliche und thö-
richte Aberglauben bey der Trauung bey den Hoch-
zeiten, und bey allen diesem, zumahl unter dem ge-
meinen Mann, vorzugehen pflege, ist nicht zu be-
schreiben. Unter andern ist auch dieser mit, da sie
aus denen Tauff-Nahmen der Ehe-Leute ausrech-
nen wollen, welches am ersten sterben werde.
Kömmt, durch eine gewisse Versetzung der Buch-
staben und Zahlen, in denen Tauff-Nahmen beyder
Ehe-Leute, eine ungerade Zahl heraus, so solte der
Mann eher sterben, käme aber eine gerade Zahl
heraus, so müste die Frau erst sterben. S. eine
moralisch-theologische Anmerckung hierüber in
M. Crusii wohlberuffenem Priester. p. 423.

§. 26. Die Trauungen der Höhern geschahen
bey den Zeiten unsrer Vorfahren ebenfalls in den
Kirchen, und wurden besondere solenne Trau-
Predigten dabey gehalten, wie man denn in den
Geschichten findet, daß viel Fürstliche Personen in
den abgewichenen Seculis in den Kirchen öffentlich
copulirt worden. Heutiges Tages schämen sie
sich der Kirchen, und lassen sich lieber in den Zim-
mern ihrer Privat-Häuser trauen, und daher sind
auch bloße Trau-Sermone gewöhnlicher als
Trau-Predigten.

§. 27. Die Trau-Ringe sind sehr alt, und wie
sie bey den ersten Christen allbereit in Gebrauch ge-
wesen, zum Zeichen der Gegen-Liebe, und zum Zei-

chen

II. Theil. XV. Capitul.
tze und uͤppige Aufzuͤge zu ſehen. S. Arnolds Ab-
bildung der erſten Chriſten, VI. Buch I. Cap.

§. 25. Was vor mancherley ſuͤndliche und thoͤ-
richte Aberglauben bey der Trauung bey den Hoch-
zeiten, und bey allen dieſem, zumahl unter dem ge-
meinen Mann, vorzugehen pflege, iſt nicht zu be-
ſchreiben. Unter andern iſt auch dieſer mit, da ſie
aus denen Tauff-Nahmen der Ehe-Leute ausrech-
nen wollen, welches am erſten ſterben werde.
Koͤmmt, durch eine gewiſſe Verſetzung der Buch-
ſtaben und Zahlen, in denen Tauff-Nahmen beyder
Ehe-Leute, eine ungerade Zahl heraus, ſo ſolte der
Mann eher ſterben, kaͤme aber eine gerade Zahl
heraus, ſo muͤſte die Frau erſt ſterben. S. eine
moraliſch-theologiſche Anmerckung hieruͤber in
M. Cruſii wohlberuffenem Prieſter. p. 423.

§. 26. Die Trauungen der Hoͤhern geſchahen
bey den Zeiten unſrer Vorfahren ebenfalls in den
Kirchen, und wurden beſondere ſolenne Trau-
Predigten dabey gehalten, wie man denn in den
Geſchichten findet, daß viel Fuͤrſtliche Perſonen in
den abgewichenen Seculis in den Kirchen oͤffentlich
copulirt worden. Heutiges Tages ſchaͤmen ſie
ſich der Kirchen, und laſſen ſich lieber in den Zim-
mern ihrer Privat-Haͤuſer trauen, und daher ſind
auch bloße Trau-Sermone gewoͤhnlicher als
Trau-Predigten.

§. 27. Die Trau-Ringe ſind ſehr alt, und wie
ſie bey den erſten Chriſten allbereit in Gebrauch ge-
weſen, zum Zeichen der Gegen-Liebe, und zum Zei-

chen
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[612/0632] II. Theil. XV. Capitul. tze und uͤppige Aufzuͤge zu ſehen. S. Arnolds Ab- bildung der erſten Chriſten, VI. Buch I. Cap. §. 25. Was vor mancherley ſuͤndliche und thoͤ- richte Aberglauben bey der Trauung bey den Hoch- zeiten, und bey allen dieſem, zumahl unter dem ge- meinen Mann, vorzugehen pflege, iſt nicht zu be- ſchreiben. Unter andern iſt auch dieſer mit, da ſie aus denen Tauff-Nahmen der Ehe-Leute ausrech- nen wollen, welches am erſten ſterben werde. Koͤmmt, durch eine gewiſſe Verſetzung der Buch- ſtaben und Zahlen, in denen Tauff-Nahmen beyder Ehe-Leute, eine ungerade Zahl heraus, ſo ſolte der Mann eher ſterben, kaͤme aber eine gerade Zahl heraus, ſo muͤſte die Frau erſt ſterben. S. eine moraliſch-theologiſche Anmerckung hieruͤber in M. Cruſii wohlberuffenem Prieſter. p. 423. §. 26. Die Trauungen der Hoͤhern geſchahen bey den Zeiten unſrer Vorfahren ebenfalls in den Kirchen, und wurden beſondere ſolenne Trau- Predigten dabey gehalten, wie man denn in den Geſchichten findet, daß viel Fuͤrſtliche Perſonen in den abgewichenen Seculis in den Kirchen oͤffentlich copulirt worden. Heutiges Tages ſchaͤmen ſie ſich der Kirchen, und laſſen ſich lieber in den Zim- mern ihrer Privat-Haͤuſer trauen, und daher ſind auch bloße Trau-Sermone gewoͤhnlicher als Trau-Predigten. §. 27. Die Trau-Ringe ſind ſehr alt, und wie ſie bey den erſten Chriſten allbereit in Gebrauch ge- weſen, zum Zeichen der Gegen-Liebe, und zum Zei- chen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/632>, abgerufen am 22.11.2024.