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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Kleidung.
des Artic. I. Classe V. des IV. Versuches der
Schlesischen Natur und Kunst-Geschichte, mey-
net, man würde vielleicht mit der Zeit ein Mittel
ausfinden, diesen Zeug etwas haltbahrer zu ma-
chen, zum wenigsten dürffte es vielleicht noch ge-
schehen, daß man, wo nicht in diesen, doch andern
sehr dünnen Zeugen mit den lacquiren einen Ver-
such zu machen belieben möchte, weil doch jetziger
Zeit diese schöne und nutzbahre Kunst zu mehr
Dingen applicirt wird, als man jemahls geglau-
bet. p. 1241.

§. 40. Daß die Priester die Mode-süchtigen
Manns- und Weibs-Personen bey Gelegenheit in
ihren Predigten erinnern, warnen, straffen, und die
Sünden, die bey dem Kleider-Wesen vorfallen,
anzeigen, ist gantz billig und ihrem Amte gemäß; es
ist aber auch nicht zu leugnen, daß einige bißweilen
über eine und andere unschuldige Veränderung mit
Unverstand eifern, und bey dergleichen Dingen in
ihrem Straf-Amt excediren. Da die Fontangen
erfunden worden, schrieben einige von den Geist-
lichen: Man führe durch diese Fontangen den
Bau des Leibes höher, als die Natur ihn hätte
haben wollen, und suchte den Ausspruch des Hey-
landes umzustoßen: Wer ist, der seiner Länge eine
Elle zusetzen könte? Eva hätte weder vor noch nach
dem Fall diese Tracht gebraucht, und von GOtt
wohl einen Rock von Fellen, aber keine Fontenge
bekommen. Paulus habe dem Frauenzimmer ei-
ne Decke auf dem Haupt zu tragen anbefohlen.

Christi

Von der Kleidung.
des Artic. I. Claſſe V. des IV. Verſuches der
Schleſiſchen Natur und Kunſt-Geſchichte, mey-
net, man wuͤrde vielleicht mit der Zeit ein Mittel
ausfinden, dieſen Zeug etwas haltbahrer zu ma-
chen, zum wenigſten duͤrffte es vielleicht noch ge-
ſchehen, daß man, wo nicht in dieſen, doch andern
ſehr duͤnnen Zeugen mit den lacquiren einen Ver-
ſuch zu machen belieben moͤchte, weil doch jetziger
Zeit dieſe ſchoͤne und nutzbahre Kunſt zu mehr
Dingen applicirt wird, als man jemahls geglau-
bet. p. 1241.

§. 40. Daß die Prieſter die Mode-ſuͤchtigen
Manns- und Weibs-Perſonen bey Gelegenheit in
ihren Predigten erinnern, warnen, ſtraffen, und die
Suͤnden, die bey dem Kleider-Weſen vorfallen,
anzeigen, iſt gantz billig und ihrem Amte gemaͤß; es
iſt aber auch nicht zu leugnen, daß einige bißweilen
uͤber eine und andere unſchuldige Veraͤnderung mit
Unverſtand eifern, und bey dergleichen Dingen in
ihrem Straf-Amt excediren. Da die Fontangen
erfunden worden, ſchrieben einige von den Geiſt-
lichen: Man fuͤhre durch dieſe Fontangen den
Bau des Leibes hoͤher, als die Natur ihn haͤtte
haben wollen, und ſuchte den Ausſpruch des Hey-
landes umzuſtoßen: Wer iſt, der ſeiner Laͤnge eine
Elle zuſetzen koͤnte? Eva haͤtte weder vor noch nach
dem Fall dieſe Tracht gebraucht, und von GOtt
wohl einen Rock von Fellen, aber keine Fontenge
bekommen. Paulus habe dem Frauenzimmer ei-
ne Decke auf dem Haupt zu tragen anbefohlen.

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[571/0591] Von der Kleidung. des Artic. I. Claſſe V. des IV. Verſuches der Schleſiſchen Natur und Kunſt-Geſchichte, mey- net, man wuͤrde vielleicht mit der Zeit ein Mittel ausfinden, dieſen Zeug etwas haltbahrer zu ma- chen, zum wenigſten duͤrffte es vielleicht noch ge- ſchehen, daß man, wo nicht in dieſen, doch andern ſehr duͤnnen Zeugen mit den lacquiren einen Ver- ſuch zu machen belieben moͤchte, weil doch jetziger Zeit dieſe ſchoͤne und nutzbahre Kunſt zu mehr Dingen applicirt wird, als man jemahls geglau- bet. p. 1241. §. 40. Daß die Prieſter die Mode-ſuͤchtigen Manns- und Weibs-Perſonen bey Gelegenheit in ihren Predigten erinnern, warnen, ſtraffen, und die Suͤnden, die bey dem Kleider-Weſen vorfallen, anzeigen, iſt gantz billig und ihrem Amte gemaͤß; es iſt aber auch nicht zu leugnen, daß einige bißweilen uͤber eine und andere unſchuldige Veraͤnderung mit Unverſtand eifern, und bey dergleichen Dingen in ihrem Straf-Amt excediren. Da die Fontangen erfunden worden, ſchrieben einige von den Geiſt- lichen: Man fuͤhre durch dieſe Fontangen den Bau des Leibes hoͤher, als die Natur ihn haͤtte haben wollen, und ſuchte den Ausſpruch des Hey- landes umzuſtoßen: Wer iſt, der ſeiner Laͤnge eine Elle zuſetzen koͤnte? Eva haͤtte weder vor noch nach dem Fall dieſe Tracht gebraucht, und von GOtt wohl einen Rock von Fellen, aber keine Fontenge bekommen. Paulus habe dem Frauenzimmer ei- ne Decke auf dem Haupt zu tragen anbefohlen. Chriſti

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/591>, abgerufen am 22.11.2024.