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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XIII. Capitul.
trifft die Pracht und Kostbarkeit: Die prächtigste
Kleidung verlieret bey der Unordnung ihre Grace
und Anmuth, und hingegen eine aus geringem Zeu-
ge verfertigte Kleidung/ ertheilt so wohl bey Manns-
als Weibes-Personen, wenn sie reinlich und da-
bey ordentlich angelegt, eine gewisse Lieblichkeit und
Manier. Jnsonderheit muß man sich sauberer
Wäsche befleißigen. Auf was vor Art ein gewis-
ser junger Cavalier, der sonst passablement ange-
kleidet gewesen, in malproprer Wäsche aber bey
Hofe erschienen, von einigen Damen dieserwegen
beschämet worden, kan in des Herrn von Tzschirn-
aus Unterricht eines getreuen Hofmeisters p. 91.
nachgelesen werden.

§. 13. Die Vernunfft und der Wohlstand er-
fordern, daß man nicht allein sich eines ordentlichen
und reinlichen Anzuges befleißige, wenn man aus-
gehet, oder eines zumahl vornehmen Besuches ver-
muthend ist, sondern man muß auch seinen gewöhn-
lichen Hauß-Habit so einrichten, daß man im
Stande sey, sich allen denjenigen, die einen unver-
muthend überfalle, zu zeigen. Es ist daher sehr
unanständig, wenn einige die sonst in prächtiger
Kleidung treflich stoltzieren, in ihrer alltäglichen
Hauß-Kleidung hingegen sich sehr schlammicht
aufführen, und bißweilen auf eine ungewöhnliche
Weise so verunstalten, daß sie einem furchtbahren
Gescheuhe ähnlicher sehen, als einem Menschen.
Geschicht nun vollends dergleichen von denen, die
mit zeitlichen Gütern geseegnet, die ihre Bedien-

ten

II. Theil. XIII. Capitul.
trifft die Pracht und Koſtbarkeit: Die praͤchtigſte
Kleidung verlieret bey der Unordnung ihre Grace
und Anmuth, und hingegen eine aus geringem Zeu-
ge verfertigte Kleidung/ ertheilt ſo wohl bey Manns-
als Weibes-Perſonen, wenn ſie reinlich und da-
bey ordentlich angelegt, eine gewiſſe Lieblichkeit und
Manier. Jnſonderheit muß man ſich ſauberer
Waͤſche befleißigen. Auf was vor Art ein gewiſ-
ſer junger Cavalier, der ſonſt paſſablement ange-
kleidet geweſen, in malproprer Waͤſche aber bey
Hofe erſchienen, von einigen Damen dieſerwegen
beſchaͤmet worden, kan in des Herrn von Tzſchirn-
aus Unterricht eines getreuen Hofmeiſters p. 91.
nachgeleſen werden.

§. 13. Die Vernunfft und der Wohlſtand er-
fordern, daß man nicht allein ſich eines ordentlichen
und reinlichen Anzuges befleißige, wenn man aus-
gehet, oder eines zumahl vornehmen Beſuches ver-
muthend iſt, ſondern man muß auch ſeinen gewoͤhn-
lichen Hauß-Habit ſo einrichten, daß man im
Stande ſey, ſich allen denjenigen, die einen unver-
muthend uͤberfalle, zu zeigen. Es iſt daher ſehr
unanſtaͤndig, wenn einige die ſonſt in praͤchtiger
Kleidung treflich ſtoltzieren, in ihrer alltaͤglichen
Hauß-Kleidung hingegen ſich ſehr ſchlammicht
auffuͤhren, und bißweilen auf eine ungewoͤhnliche
Weiſe ſo verunſtalten, daß ſie einem furchtbahren
Geſcheuhe aͤhnlicher ſehen, als einem Menſchen.
Geſchicht nun vollends dergleichen von denen, die
mit zeitlichen Guͤtern geſeegnet, die ihre Bedien-

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[552/0572] II. Theil. XIII. Capitul. trifft die Pracht und Koſtbarkeit: Die praͤchtigſte Kleidung verlieret bey der Unordnung ihre Grace und Anmuth, und hingegen eine aus geringem Zeu- ge verfertigte Kleidung/ ertheilt ſo wohl bey Manns- als Weibes-Perſonen, wenn ſie reinlich und da- bey ordentlich angelegt, eine gewiſſe Lieblichkeit und Manier. Jnſonderheit muß man ſich ſauberer Waͤſche befleißigen. Auf was vor Art ein gewiſ- ſer junger Cavalier, der ſonſt paſſablement ange- kleidet geweſen, in malproprer Waͤſche aber bey Hofe erſchienen, von einigen Damen dieſerwegen beſchaͤmet worden, kan in des Herrn von Tzſchirn- aus Unterricht eines getreuen Hofmeiſters p. 91. nachgeleſen werden. §. 13. Die Vernunfft und der Wohlſtand er- fordern, daß man nicht allein ſich eines ordentlichen und reinlichen Anzuges befleißige, wenn man aus- gehet, oder eines zumahl vornehmen Beſuches ver- muthend iſt, ſondern man muß auch ſeinen gewoͤhn- lichen Hauß-Habit ſo einrichten, daß man im Stande ſey, ſich allen denjenigen, die einen unver- muthend uͤberfalle, zu zeigen. Es iſt daher ſehr unanſtaͤndig, wenn einige die ſonſt in praͤchtiger Kleidung treflich ſtoltzieren, in ihrer alltaͤglichen Hauß-Kleidung hingegen ſich ſehr ſchlammicht auffuͤhren, und bißweilen auf eine ungewoͤhnliche Weiſe ſo verunſtalten, daß ſie einem furchtbahren Geſcheuhe aͤhnlicher ſehen, als einem Menſchen. Geſchicht nun vollends dergleichen von denen, die mit zeitlichen Guͤtern geſeegnet, die ihre Bedien- ten

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/572>, abgerufen am 22.11.2024.