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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Mode.
oder sonst dem gemeinen Wesen Nachtheil dadurch
zugezogen wird.

§. 2. Die Moden kan man eintheilen in die all-
gemeinen und besondern. Die allgemeinen sind,
die entweder aus der Residenz des Landes-Herrn
ihren Ursprung herleiten, oder sonst von dem Höch-
sten im Lande erfunden, oder doch angenommen
und beliebet, und von demselben auf die Gerin-
gen gebracht worden, die besondern hingegen, die
von denen, die sich an einem Ort vor die vornehm-
sten, klügsten oder wohlhabensten düncken, herflies-
sen, und von ihren Anhängern nachgeahmt werden.
Diese letztern sind gar von schlechter Dauer, denn
wenn die Geringern sehen, daß sie bey denen, die noch
höher sind, nicht Approbation finden, so werden sie
ihrer Nachahmung auch bald überdrüßig, und er-
reichen also gar einen kurtzen Periodum.

§. 3. Die Grentzen einer Mode reichen so wohl
der Zeit als dem Ort nach weiter als die andern,
nachdem sie entweder wegen ihres Nutzens und
Beqvemlichkeit bey andern Beyfall findet, und also
der Eigenliebe der Menschen schmeichelt, oder auf
eine leichte Art nachgeahmet werden kan, oder sich
mit den Landes-Gesetzen der Verfaßung eines Lan-
des, und den Gebräuchen eines Ortes, vereinigen
läst, oder dem Willen der Vornehmsten ansteht
oder nicht.

§. 4. Die Mode erstreckt sich auf mancherley
Dinge, nicht allein auf die Kleidung, sondern auch
auf die Gebäude, auf Meublen und Haußgeräthe,

auf
C 2

Von der Mode.
oder ſonſt dem gemeinen Weſen Nachtheil dadurch
zugezogen wird.

§. 2. Die Moden kan man eintheilen in die all-
gemeinen und beſondern. Die allgemeinen ſind,
die entweder aus der Reſidenz des Landes-Herrn
ihren Urſprung herleiten, oder ſonſt von dem Hoͤch-
ſten im Lande erfunden, oder doch angenommen
und beliebet, und von demſelben auf die Gerin-
gen gebracht worden, die beſondern hingegen, die
von denen, die ſich an einem Ort vor die vornehm-
ſten, kluͤgſten oder wohlhabenſten duͤncken, herflieſ-
ſen, und von ihren Anhaͤngern nachgeahmt werden.
Dieſe letztern ſind gar von ſchlechter Dauer, denn
weñ die Geringern ſehen, daß ſie bey denen, die noch
hoͤher ſind, nicht Approbation finden, ſo werden ſie
ihrer Nachahmung auch bald uͤberdruͤßig, und er-
reichen alſo gar einen kurtzen Periodum.

§. 3. Die Grentzen einer Mode reichen ſo wohl
der Zeit als dem Ort nach weiter als die andern,
nachdem ſie entweder wegen ihres Nutzens und
Beqvemlichkeit bey andern Beyfall findet, und alſo
der Eigenliebe der Menſchen ſchmeichelt, oder auf
eine leichte Art nachgeahmet werden kan, oder ſich
mit den Landes-Geſetzen der Verfaßung eines Lan-
des, und den Gebraͤuchen eines Ortes, vereinigen
laͤſt, oder dem Willen der Vornehmſten anſteht
oder nicht.

§. 4. Die Mode erſtreckt ſich auf mancherley
Dinge, nicht allein auf die Kleidung, ſondern auch
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auf
C 2
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[35/0055] Von der Mode. oder ſonſt dem gemeinen Weſen Nachtheil dadurch zugezogen wird. §. 2. Die Moden kan man eintheilen in die all- gemeinen und beſondern. Die allgemeinen ſind, die entweder aus der Reſidenz des Landes-Herrn ihren Urſprung herleiten, oder ſonſt von dem Hoͤch- ſten im Lande erfunden, oder doch angenommen und beliebet, und von demſelben auf die Gerin- gen gebracht worden, die beſondern hingegen, die von denen, die ſich an einem Ort vor die vornehm- ſten, kluͤgſten oder wohlhabenſten duͤncken, herflieſ- ſen, und von ihren Anhaͤngern nachgeahmt werden. Dieſe letztern ſind gar von ſchlechter Dauer, denn weñ die Geringern ſehen, daß ſie bey denen, die noch hoͤher ſind, nicht Approbation finden, ſo werden ſie ihrer Nachahmung auch bald uͤberdruͤßig, und er- reichen alſo gar einen kurtzen Periodum. §. 3. Die Grentzen einer Mode reichen ſo wohl der Zeit als dem Ort nach weiter als die andern, nachdem ſie entweder wegen ihres Nutzens und Beqvemlichkeit bey andern Beyfall findet, und alſo der Eigenliebe der Menſchen ſchmeichelt, oder auf eine leichte Art nachgeahmet werden kan, oder ſich mit den Landes-Geſetzen der Verfaßung eines Lan- des, und den Gebraͤuchen eines Ortes, vereinigen laͤſt, oder dem Willen der Vornehmſten anſteht oder nicht. §. 4. Die Mode erſtreckt ſich auf mancherley Dinge, nicht allein auf die Kleidung, ſondern auch auf die Gebaͤude, auf Meublen und Haußgeraͤthe, auf C 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/55>, abgerufen am 24.11.2024.