ausputzten, plump und starck, wie die Gesinde-Ti- sche unsrer Fröhner, und so groß, daß allezeit ein 24 Personen daran Platz gehabt hätten. Die Polster-Stühle waren sehr rar, und wurden nirgends gefunden, als nur bey den Vornehm- sten, die andern sassen entweder auf blossen Mau- erwerck, das in den Zimmern an den Wänden rings herum gieng, wie ich auf meinen Rei- sen in Teutschland bey alten Schlössern viel- fältig wahrgenommen, oder auf höltzern großen Bäncken, oder auf Lähn-Bäncken; die vornehmer oder bequehmer leben wolten, liessen dieselben mit Kalb-Fellen ein wenig auf dem Sitz unten beschla- gen. Die höltzernen Bettstätten waren fast wie die kleinen Häuser, und muste man auf Treppen hinan steigen. Nachgehends fiengen sie an, bey der Nothwendigkeit auch zugleich mit auf die Zier- lichkeit zu sehen, die höltzernen Bäncke, derer sie sich bedieneten, und die etwan von Ahorn oder Linden- Baum-Holtz waren, wurden zierlich ausgeschnitzt, die mancherley Gesimßwercker kamen in den Stu- ben auf/ die Wände wurden mit Täfelwerck, wel- ches mit allerhand grotisquen Zügen, theils mit Oehl-Farbe, meistentheils aber mit Wasser- Farbe überstrichen, und ausgeziert, die Oefen, die sonst mit ungeheuren großen Thürmen und Hau- ben versehen waren, wurden manierlicher und nütz- licher eingerichtet, man fieng an bey den Schrän- cken, Tischen, u. s. w. mehr und mehr zu raffeni- ren, biß endlich durch die Reisen in fremde Länder
man-
II. Theil. XII. Capitul.
ausputzten, plump und ſtarck, wie die Geſinde-Ti- ſche unſrer Froͤhner, und ſo groß, daß allezeit ein 24 Perſonen daran Platz gehabt haͤtten. Die Polſter-Stuͤhle waren ſehr rar, und wurden nirgends gefunden, als nur bey den Vornehm- ſten, die andern ſaſſen entweder auf bloſſen Mau- erwerck, das in den Zimmern an den Waͤnden rings herum gieng, wie ich auf meinen Rei- ſen in Teutſchland bey alten Schloͤſſern viel- faͤltig wahrgenommen, oder auf hoͤltzern großen Baͤncken, oder auf Laͤhn-Baͤncken; die vornehmer oder bequehmer leben wolten, lieſſen dieſelben mit Kalb-Fellen ein wenig auf dem Sitz unten beſchla- gen. Die hoͤltzernen Bettſtaͤtten waren faſt wie die kleinen Haͤuſer, und muſte man auf Treppen hinan ſteigen. Nachgehends fiengen ſie an, bey der Nothwendigkeit auch zugleich mit auf die Zier- lichkeit zu ſehen, die hoͤltzernen Baͤncke, derer ſie ſich bedieneten, und die etwan von Ahorn oder Linden- Baum-Holtz waren, wurden zierlich ausgeſchnitzt, die mancherley Geſimßwercker kamen in den Stu- ben auf/ die Waͤnde wurden mit Taͤfelwerck, wel- ches mit allerhand grotiſquen Zuͤgen, theils mit Oehl-Farbe, meiſtentheils aber mit Waſſer- Farbe uͤberſtrichen, und ausgeziert, die Oefen, die ſonſt mit ungeheuren großen Thuͤrmen und Hau- ben verſehen waren, wurden manierlicher und nuͤtz- licher eingerichtet, man fieng an bey den Schraͤn- cken, Tiſchen, u. ſ. w. mehr und mehr zu raffeni- ren, biß endlich durch die Reiſen in fremde Laͤnder
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II. Theil. XII. Capitul.
ausputzten, plump und ſtarck, wie die Geſinde-Ti-
ſche unſrer Froͤhner, und ſo groß, daß allezeit ein
24 Perſonen daran Platz gehabt haͤtten. Die
Polſter-Stuͤhle waren ſehr rar, und wurden
nirgends gefunden, als nur bey den Vornehm-
ſten, die andern ſaſſen entweder auf bloſſen Mau-
erwerck, das in den Zimmern an den Waͤnden
rings herum gieng, wie ich auf meinen Rei-
ſen in Teutſchland bey alten Schloͤſſern viel-
faͤltig wahrgenommen, oder auf hoͤltzern großen
Baͤncken, oder auf Laͤhn-Baͤncken; die vornehmer
oder bequehmer leben wolten, lieſſen dieſelben mit
Kalb-Fellen ein wenig auf dem Sitz unten beſchla-
gen. Die hoͤltzernen Bettſtaͤtten waren faſt wie
die kleinen Haͤuſer, und muſte man auf Treppen
hinan ſteigen. Nachgehends fiengen ſie an, bey
der Nothwendigkeit auch zugleich mit auf die Zier-
lichkeit zu ſehen, die hoͤltzernen Baͤncke, derer ſie ſich
bedieneten, und die etwan von Ahorn oder Linden-
Baum-Holtz waren, wurden zierlich ausgeſchnitzt,
die mancherley Geſimßwercker kamen in den Stu-
ben auf/ die Waͤnde wurden mit Taͤfelwerck, wel-
ches mit allerhand grotiſquen Zuͤgen, theils mit
Oehl-Farbe, meiſtentheils aber mit Waſſer-
Farbe uͤberſtrichen, und ausgeziert, die Oefen, die
ſonſt mit ungeheuren großen Thuͤrmen und Hau-
ben verſehen waren, wurden manierlicher und nuͤtz-
licher eingerichtet, man fieng an bey den Schraͤn-
cken, Tiſchen, u. ſ. w. mehr und mehr zu raffeni-
ren, biß endlich durch die Reiſen in fremde Laͤnder
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/544>, abgerufen am 16.02.2025.
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