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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Wohnung, von Zimmern etc.
Küche braucht, entweder von Silber oder von Por-
celain,
oder von einer andern guten und nicht ge-
meinen Materie angetroffen wird.

§. 8. Eine allgemeine Regel, die man bey den
Bauen in Obacht zu nehmen hat, ist, daß man
dasjenige, was sonst einen Ubelstand verursachen
würde, also einrichte, damit ein Wohlstand dar-
aus werde, und das übele Ansehen, so viel als nur
immer möglich, verdeckt und vermieden werde.
Also sind die Feuer-Mauren, die Ofen-Löcher, die
Treppen und andere Behältnisse, die man zur
Nothwendigkeit oder Gemächlichkeit brauchet,
durch das Bauen oder Ausputzen und Meubliren
so zu disponiren, daß sie niemand ein heßliches
Aussehen verursachen. Die übrigen Regeln, die
zum guten Ansehen der Gebäude vorgetragen wer-
den könten, gehören nicht so wohl hieher, als viel-
mehr in die Bau-Kunst.

§. 9. Wie nun mit den Gebäuden durch die Zeit,
dem Witz, ingleichen durch die lasterhafften Be-
gierden der Menschen, eine grosse Veränderung
von einigen Jahr-hunderten her vorgangen, also
hat es auch mit den Meublen, damit die Zimmer
und andere Gemächer besetzt und ausgeziert wer-
den, bey der ietzigen Welt gar ein ander Aussehen,
als zu den Zeiten unsrer Vorfahren. Weil die Zim-
mer vor diesen erschrecklich hoch und weit waren,
so war auch das Geräthe darnach eingerichtet.
Die alten Schräncke waren ungemein hoch und
weit, die viereckigten Tische, damit sie ihre Stuben

aus-

Von der Wohnung, von Zimmern ꝛc.
Kuͤche braucht, entweder von Silber oder von Por-
celain,
oder von einer andern guten und nicht ge-
meinen Materie angetroffen wird.

§. 8. Eine allgemeine Regel, die man bey den
Bauen in Obacht zu nehmen hat, iſt, daß man
dasjenige, was ſonſt einen Ubelſtand verurſachen
wuͤrde, alſo einrichte, damit ein Wohlſtand dar-
aus werde, und das uͤbele Anſehen, ſo viel als nur
immer moͤglich, verdeckt und vermieden werde.
Alſo ſind die Feuer-Mauren, die Ofen-Loͤcher, die
Treppen und andere Behaͤltniſſe, die man zur
Nothwendigkeit oder Gemaͤchlichkeit brauchet,
durch das Bauen oder Ausputzen und Meubliren
ſo zu diſponiren, daß ſie niemand ein heßliches
Ausſehen verurſachen. Die uͤbrigen Regeln, die
zum guten Anſehen der Gebaͤude vorgetragen wer-
den koͤnten, gehoͤren nicht ſo wohl hieher, als viel-
mehr in die Bau-Kunſt.

§. 9. Wie nun mit den Gebaͤuden durch die Zeit,
dem Witz, ingleichen durch die laſterhafften Be-
gierden der Menſchen, eine groſſe Veraͤnderung
von einigen Jahr-hunderten her vorgangen, alſo
hat es auch mit den Meublen, damit die Zimmer
und andere Gemaͤcher beſetzt und ausgeziert wer-
den, bey der ietzigen Welt gar ein ander Ausſehen,
als zu den Zeiten unſrer Vorfahren. Weil die Zim-
mer vor dieſen erſchrecklich hoch und weit waren,
ſo war auch das Geraͤthe darnach eingerichtet.
Die alten Schraͤncke waren ungemein hoch und
weit, die viereckigten Tiſche, damit ſie ihre Stuben

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[523/0543] Von der Wohnung, von Zimmern ꝛc. Kuͤche braucht, entweder von Silber oder von Por- celain, oder von einer andern guten und nicht ge- meinen Materie angetroffen wird. §. 8. Eine allgemeine Regel, die man bey den Bauen in Obacht zu nehmen hat, iſt, daß man dasjenige, was ſonſt einen Ubelſtand verurſachen wuͤrde, alſo einrichte, damit ein Wohlſtand dar- aus werde, und das uͤbele Anſehen, ſo viel als nur immer moͤglich, verdeckt und vermieden werde. Alſo ſind die Feuer-Mauren, die Ofen-Loͤcher, die Treppen und andere Behaͤltniſſe, die man zur Nothwendigkeit oder Gemaͤchlichkeit brauchet, durch das Bauen oder Ausputzen und Meubliren ſo zu diſponiren, daß ſie niemand ein heßliches Ausſehen verurſachen. Die uͤbrigen Regeln, die zum guten Anſehen der Gebaͤude vorgetragen wer- den koͤnten, gehoͤren nicht ſo wohl hieher, als viel- mehr in die Bau-Kunſt. §. 9. Wie nun mit den Gebaͤuden durch die Zeit, dem Witz, ingleichen durch die laſterhafften Be- gierden der Menſchen, eine groſſe Veraͤnderung von einigen Jahr-hunderten her vorgangen, alſo hat es auch mit den Meublen, damit die Zimmer und andere Gemaͤcher beſetzt und ausgeziert wer- den, bey der ietzigen Welt gar ein ander Ausſehen, als zu den Zeiten unſrer Vorfahren. Weil die Zim- mer vor dieſen erſchrecklich hoch und weit waren, ſo war auch das Geraͤthe darnach eingerichtet. Die alten Schraͤncke waren ungemein hoch und weit, die viereckigten Tiſche, damit ſie ihre Stuben aus-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/543>, abgerufen am 25.11.2024.