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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XI. Capitul.
Nutzen, wenn er sich um die Erkenntniß einiger
ausländischen Gewächse, sonderlich derjenigen, die
von andern sehr rar gehalten würden, etwas mehr
bekümmerte, so würde er wissen was unter allen am
meisten seiner Aufmercksamkeit würdig wäre, und
dürffte sich nachgehends, bißweilen zu seiner schlech-
ten Ehre, nicht über dasjenige verwundern, welches
allenthalben angetroffen wird.

§. 43. Folgende Regeln, die Herr Hof-Rath
Nemeitz einem jungen Menschen bey den Prome-
nad
en vorschreibet, sind sehr gut: Man besuche zur
Recreation, und nach dem man seine nothwendigen
Sachen verrichtet, die besten und gesündesten Pro-
menad
en, man hüte sich dabey vor aller Eitelkeit,
man führe sich nicht lächerlich auf, man sey conver-
sable
und höflich, und sehe zu, daß man sich allezeit
in honetter Gesellschafft befinde.

§. 44. Auf dem Lande hat man Gelegenheit zu
mancherley Lustbarkeiten, deren die Einwohner der
grossen Städte entbehren müssen, es ist nur zu be-
klagen, daß die meisten die sich zur Lust aus den
Städten auf das Land begeben, diejenige Ergötz-
lichkeiten, die sie auf eine unschuldige und mäßige
Art geniessen könten, in sündliche und unmäßige ver-
wandeln. Es trifft bey vielen ein, was der Autor
der Pflicht und Schuldigkeit, welche man in seinem
Haußwesen zu beobachten hat p. 281. von dieser
Materie schreibet: Gleichwie es scheinet, daß auf
dem Lande mehr Freyheit sey, und daß man daselbst
die Verdrüßlichkeiten des Stadt-Lebens beschnei-

den

II. Theil. XI. Capitul.
Nutzen, wenn er ſich um die Erkenntniß einiger
auslaͤndiſchen Gewaͤchſe, ſonderlich derjenigen, die
von andern ſehr rar gehalten wuͤrden, etwas mehr
bekuͤmmerte, ſo wuͤrde er wiſſen was unter allen am
meiſten ſeiner Aufmerckſamkeit wuͤrdig waͤre, und
duͤrffte ſich nachgehends, bißweilen zu ſeiner ſchlech-
ten Ehre, nicht uͤber dasjenige verwundern, welches
allenthalben angetroffen wird.

§. 43. Folgende Regeln, die Herr Hof-Rath
Nemeitz einem jungen Menſchen bey den Prome-
nad
en vorſchreibet, ſind ſehr gut: Man beſuche zur
Recreation, und nach dem man ſeine nothwendigen
Sachen verrichtet, die beſten und geſuͤndeſten Pro-
menad
en, man huͤte ſich dabey vor aller Eitelkeit,
man fuͤhre ſich nicht laͤcherlich auf, man ſey conver-
ſable
und hoͤflich, und ſehe zu, daß man ſich allezeit
in honetter Geſellſchafft befinde.

§. 44. Auf dem Lande hat man Gelegenheit zu
mancherley Luſtbarkeiten, deren die Einwohner der
groſſen Staͤdte entbehren muͤſſen, es iſt nur zu be-
klagen, daß die meiſten die ſich zur Luſt aus den
Staͤdten auf das Land begeben, diejenige Ergoͤtz-
lichkeiten, die ſie auf eine unſchuldige und maͤßige
Art genieſſen koͤnten, in ſuͤndliche und unmaͤßige ver-
wandeln. Es trifft bey vielen ein, was der Autor
der Pflicht und Schuldigkeit, welche man in ſeinem
Haußweſen zu beobachten hat p. 281. von dieſer
Materie ſchreibet: Gleichwie es ſcheinet, daß auf
dem Lande mehr Freyheit ſey, und daß man daſelbſt
die Verdruͤßlichkeiten des Stadt-Lebens beſchnei-

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[514/0534] II. Theil. XI. Capitul. Nutzen, wenn er ſich um die Erkenntniß einiger auslaͤndiſchen Gewaͤchſe, ſonderlich derjenigen, die von andern ſehr rar gehalten wuͤrden, etwas mehr bekuͤmmerte, ſo wuͤrde er wiſſen was unter allen am meiſten ſeiner Aufmerckſamkeit wuͤrdig waͤre, und duͤrffte ſich nachgehends, bißweilen zu ſeiner ſchlech- ten Ehre, nicht uͤber dasjenige verwundern, welches allenthalben angetroffen wird. §. 43. Folgende Regeln, die Herr Hof-Rath Nemeitz einem jungen Menſchen bey den Prome- naden vorſchreibet, ſind ſehr gut: Man beſuche zur Recreation, und nach dem man ſeine nothwendigen Sachen verrichtet, die beſten und geſuͤndeſten Pro- menaden, man huͤte ſich dabey vor aller Eitelkeit, man fuͤhre ſich nicht laͤcherlich auf, man ſey conver- ſable und hoͤflich, und ſehe zu, daß man ſich allezeit in honetter Geſellſchafft befinde. §. 44. Auf dem Lande hat man Gelegenheit zu mancherley Luſtbarkeiten, deren die Einwohner der groſſen Staͤdte entbehren muͤſſen, es iſt nur zu be- klagen, daß die meiſten die ſich zur Luſt aus den Staͤdten auf das Land begeben, diejenige Ergoͤtz- lichkeiten, die ſie auf eine unſchuldige und maͤßige Art genieſſen koͤnten, in ſuͤndliche und unmaͤßige ver- wandeln. Es trifft bey vielen ein, was der Autor der Pflicht und Schuldigkeit, welche man in ſeinem Haußweſen zu beobachten hat p. 281. von dieſer Materie ſchreibet: Gleichwie es ſcheinet, daß auf dem Lande mehr Freyheit ſey, und daß man daſelbſt die Verdruͤßlichkeiten des Stadt-Lebens beſchnei- den

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/534>, abgerufen am 25.11.2024.