Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Divertissemens, Comoedien, Opern, etc.
Franckreich wären an unterschiedenen Orten Thea-
tta,
auf welchen eine grosse Anzahl Leute Schau-
Spiele spieleten, und um dieses Theatrum wären
wiederum viel kleine Behältnisse, die denen andern
zusähen, immittelst aber auch unter sich selbst ihre
eigenen Comoedien spieleten, und die gantz unten
auf der Erde stünden, hielten es ebenfalls so. S.
p. 104. u. 105.

§. 23. Denen Marionetten-Spielern zusehen,
ist gemeiniglich eine Ergötzlichkeit vor dem Pöbel
oder vor kleine Kinder. Doch geschicht es auch
bißweilen, wenn sie ihre Sachen gut machen, daß
sich andere Leute, die wohl zu leben wissen, als Zu-
schauer bey ihnen einstellen. Herr Hof-Rath
Nemeitz meldet in seinem Sejour de Paris p. 143.
daß der Marechal de Villars einsten auf der Foire
Saint Germain
das Plaisir genommen, in eine Bou-
tique
von Marionetten zu gehen, weil darinnen die
Eroberung von Denin vorgestellet worden, und
nachdem wäre sehr viel Volck zugelauffen, da die-
ser Herr darinnen gewest wäre.

§. 24. Daß die Besuchung der Comoedien und
Opern einem und anderm Nutzen habe, ist wohl
nicht zu läugnen; daß aber auch der Mißbrauch
davon weit grösser als der Gebrauch, ist ebenfalls
eine richtige Wahrheit. Wer Belieben hat, die
Raisons vor und wider die Schau Spiele zu lesen,
schlage nach den Auctorem des Characteres de
Theophraste & des Pensees de Monsieur Pascal,

ingleichen die Lettres des Abbe de Bellegarde de

lite-
J i 5

Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc.
Franckreich waͤren an unterſchiedenen Orten Thea-
tta,
auf welchen eine groſſe Anzahl Leute Schau-
Spiele ſpieleten, und um dieſes Theatrum waͤren
wiederum viel kleine Behaͤltniſſe, die denen andern
zuſaͤhen, immittelſt aber auch unter ſich ſelbſt ihre
eigenen Comœdien ſpieleten, und die gantz unten
auf der Erde ſtuͤnden, hielten es ebenfalls ſo. S.
p. 104. u. 105.

§. 23. Denen Marionetten-Spielern zuſehen,
iſt gemeiniglich eine Ergoͤtzlichkeit vor dem Poͤbel
oder vor kleine Kinder. Doch geſchicht es auch
bißweilen, wenn ſie ihre Sachen gut machen, daß
ſich andere Leute, die wohl zu leben wiſſen, als Zu-
ſchauer bey ihnen einſtellen. Herr Hof-Rath
Nemeitz meldet in ſeinem Sejour de Paris p. 143.
daß der Marechal de Villars einſten auf der Foire
Saint Germain
das Plaiſir genommen, in eine Bou-
tique
von Marionetten zu gehen, weil darinnen die
Eroberung von Denin vorgeſtellet worden, und
nachdem waͤre ſehr viel Volck zugelauffen, da die-
ſer Herr darinnen geweſt waͤre.

§. 24. Daß die Beſuchung der Comœdien und
Opern einem und anderm Nutzen habe, iſt wohl
nicht zu laͤugnen; daß aber auch der Mißbrauch
davon weit groͤſſer als der Gebrauch, iſt ebenfalls
eine richtige Wahrheit. Wer Belieben hat, die
Raiſons vor und wider die Schau Spiele zu leſen,
ſchlage nach den Auctorem des Charactéres de
Theophraſte & des Penſees de Monſieur Paſcal,

ingleichen die Lettres des Abbé de Bellegarde de

lite-
J i 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0525" n="505"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Diverti&#x017F;&#x017F;emens, Com&#x0153;di</hi>en, <hi rendition="#aq">Opern,</hi> &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Franckreich wa&#x0364;ren an unter&#x017F;chiedenen Orten <hi rendition="#aq">Thea-<lb/>
tta,</hi> auf welchen eine gro&#x017F;&#x017F;e Anzahl Leute Schau-<lb/>
Spiele &#x017F;pieleten, und um die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Theatrum</hi> wa&#x0364;ren<lb/>
wiederum viel kleine Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, die denen andern<lb/>
zu&#x017F;a&#x0364;hen, immittel&#x017F;t aber auch unter &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ihre<lb/>
eigenen <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en &#x017F;pieleten, und die gantz unten<lb/>
auf der Erde &#x017F;tu&#x0364;nden, hielten es ebenfalls &#x017F;o. S.<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 104. u. 105.</p><lb/>
        <p>§. 23. Denen <hi rendition="#aq">Marionett</hi>en-Spielern zu&#x017F;ehen,<lb/>
i&#x017F;t gemeiniglich eine Ergo&#x0364;tzlichkeit vor dem Po&#x0364;bel<lb/>
oder vor kleine Kinder. Doch ge&#x017F;chicht es auch<lb/>
bißweilen, wenn &#x017F;ie ihre Sachen gut machen, daß<lb/>
&#x017F;ich andere Leute, die wohl zu leben wi&#x017F;&#x017F;en, als Zu-<lb/>
&#x017F;chauer bey ihnen ein&#x017F;tellen. Herr Hof-Rath<lb/>
Nemeitz meldet in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Sejour de Paris p.</hi> 143.<lb/>
daß der <hi rendition="#aq">Marechal de Villars</hi> ein&#x017F;ten auf der <hi rendition="#aq">Foire<lb/>
Saint Germain</hi> das <hi rendition="#aq">Plai&#x017F;ir</hi> genommen, in eine <hi rendition="#aq">Bou-<lb/>
tique</hi> von <hi rendition="#aq">Marionett</hi>en zu gehen, weil darinnen die<lb/>
Eroberung von <hi rendition="#aq">Denin</hi> vorge&#x017F;tellet worden, und<lb/>
nachdem wa&#x0364;re &#x017F;ehr viel Volck zugelauffen, da die-<lb/>
&#x017F;er Herr darinnen gewe&#x017F;t wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>§. 24. Daß die Be&#x017F;uchung der <hi rendition="#aq">Com&#x0153;di</hi>en und<lb/><hi rendition="#aq">Opern</hi> einem und anderm Nutzen habe, i&#x017F;t wohl<lb/>
nicht zu la&#x0364;ugnen; daß aber auch der Mißbrauch<lb/>
davon weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als der Gebrauch, i&#x017F;t ebenfalls<lb/>
eine richtige Wahrheit. Wer Belieben hat, die<lb/><hi rendition="#aq">Rai&#x017F;ons</hi> vor und wider die Schau Spiele zu le&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;chlage nach den <hi rendition="#aq">Auctorem des Charactéres de<lb/>
Theophra&#x017F;te &amp; des Pen&#x017F;ees de Mon&#x017F;ieur Pa&#x017F;cal,</hi><lb/>
ingleichen die <hi rendition="#aq">Lettres</hi> des <hi rendition="#aq">Abbé de Bellegarde de</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">lite-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[505/0525] Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc. Franckreich waͤren an unterſchiedenen Orten Thea- tta, auf welchen eine groſſe Anzahl Leute Schau- Spiele ſpieleten, und um dieſes Theatrum waͤren wiederum viel kleine Behaͤltniſſe, die denen andern zuſaͤhen, immittelſt aber auch unter ſich ſelbſt ihre eigenen Comœdien ſpieleten, und die gantz unten auf der Erde ſtuͤnden, hielten es ebenfalls ſo. S. p. 104. u. 105. §. 23. Denen Marionetten-Spielern zuſehen, iſt gemeiniglich eine Ergoͤtzlichkeit vor dem Poͤbel oder vor kleine Kinder. Doch geſchicht es auch bißweilen, wenn ſie ihre Sachen gut machen, daß ſich andere Leute, die wohl zu leben wiſſen, als Zu- ſchauer bey ihnen einſtellen. Herr Hof-Rath Nemeitz meldet in ſeinem Sejour de Paris p. 143. daß der Marechal de Villars einſten auf der Foire Saint Germain das Plaiſir genommen, in eine Bou- tique von Marionetten zu gehen, weil darinnen die Eroberung von Denin vorgeſtellet worden, und nachdem waͤre ſehr viel Volck zugelauffen, da die- ſer Herr darinnen geweſt waͤre. §. 24. Daß die Beſuchung der Comœdien und Opern einem und anderm Nutzen habe, iſt wohl nicht zu laͤugnen; daß aber auch der Mißbrauch davon weit groͤſſer als der Gebrauch, iſt ebenfalls eine richtige Wahrheit. Wer Belieben hat, die Raiſons vor und wider die Schau Spiele zu leſen, ſchlage nach den Auctorem des Charactéres de Theophraſte & des Penſees de Monſieur Paſcal, ingleichen die Lettres des Abbé de Bellegarde de lite- J i 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/525
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/525>, abgerufen am 25.11.2024.