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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. IX. Capitul.
schicht ein Reihen-Trunck in Regis nostri Cle-
mentissimi, gratiosissimi, salutem iique Praepositi
& Reverendae Synodi concordiam, prosperita-
temque perennem.
Wenn ein heuchlerischer
Kopffhänger über diese Stelle kommt, so dürffte
sie ihm vielleicht sehr spöttisch vorkommen, ich fin-
de aber nach den Schrancken, darinne es zu ver-
stehen, hierbey nichts unrechtes.

§. 41. Unrecht ists, wenn man sich entweder über
anderer Leute Gesundheiten ungesund trinckt, oder
solche invectirt, und seinen Gästen zubringt, die
den schandbahren Worten, die den Christen nicht
geziemen, beyzuzehlen, oder mit mancherley verän-
derten Wein, und abwechselnden Trinck-Geschir-
ren seine Gäste Methodice, und nach dem Cere-
moniel
berauschen will. Bevor die Gläser auf-
gekommen, hat man sich vor Alters der Trinck-
Geschirre bedienet, welche aus den Hörnern der
Thiere zubereitet waren; es geschahe aus Einfalt
und Genügsamkeit. Das gröste Reichthum der
alten Völcker bestund in Vieh, es brauchte auch
keiner großen Kunst, ein abgeschlagen Horn ist in-
wendig hohl, und kan so gleich zum Gefäß dienen.
Bey zunehmender Pracht und Wollust wurden
sie an den Mund-Stücken mit Silber und Gold
beschlagen, biß man endlich die Figur eines Hor-
nes zwar behalten, die Materie aber Holtz, Elffen-
bein, Silber, oder gar Gold seyn lassen. S. von
der Gewohnheit der Preußen, aus Hörnern zu
trincken, das VIII. Stück des erleuterten Preußens.

Eben

II. Theil. IX. Capitul.
ſchicht ein Reihen-Trunck in Regis noſtri Cle-
mentiſſimi, gratioſiſſimi, ſalutem iique Præpoſiti
& Reverendæ Synodi concordiam, proſperita-
temque perennem.
Wenn ein heuchleriſcher
Kopffhaͤnger uͤber dieſe Stelle kommt, ſo duͤrffte
ſie ihm vielleicht ſehr ſpoͤttiſch vorkommen, ich fin-
de aber nach den Schrancken, darinne es zu ver-
ſtehen, hierbey nichts unrechtes.

§. 41. Unrecht iſts, wenn man ſich entweder uͤber
anderer Leute Geſundheiten ungeſund trinckt, oder
ſolche invectirt, und ſeinen Gaͤſten zubringt, die
den ſchandbahren Worten, die den Chriſten nicht
geziemen, beyzuzehlen, oder mit mancherley veraͤn-
derten Wein, und abwechſelnden Trinck-Geſchir-
ren ſeine Gaͤſte Methodice, und nach dem Cere-
moniel
berauſchen will. Bevor die Glaͤſer auf-
gekommen, hat man ſich vor Alters der Trinck-
Geſchirre bedienet, welche aus den Hoͤrnern der
Thiere zubereitet waren; es geſchahe aus Einfalt
und Genuͤgſamkeit. Das groͤſte Reichthum der
alten Voͤlcker beſtund in Vieh, es brauchte auch
keiner großen Kunſt, ein abgeſchlagen Horn iſt in-
wendig hohl, und kan ſo gleich zum Gefaͤß dienen.
Bey zunehmender Pracht und Wolluſt wurden
ſie an den Mund-Stuͤcken mit Silber und Gold
beſchlagen, biß man endlich die Figur eines Hor-
nes zwar behalten, die Materie aber Holtz, Elffen-
bein, Silber, oder gar Gold ſeyn laſſen. S. von
der Gewohnheit der Preußen, aus Hoͤrnern zu
trincken, das VIII. Stuͤck des erleuterten Preußens.

Eben
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[452/0472] II. Theil. IX. Capitul. ſchicht ein Reihen-Trunck in Regis noſtri Cle- mentiſſimi, gratioſiſſimi, ſalutem iique Præpoſiti & Reverendæ Synodi concordiam, proſperita- temque perennem. Wenn ein heuchleriſcher Kopffhaͤnger uͤber dieſe Stelle kommt, ſo duͤrffte ſie ihm vielleicht ſehr ſpoͤttiſch vorkommen, ich fin- de aber nach den Schrancken, darinne es zu ver- ſtehen, hierbey nichts unrechtes. §. 41. Unrecht iſts, wenn man ſich entweder uͤber anderer Leute Geſundheiten ungeſund trinckt, oder ſolche invectirt, und ſeinen Gaͤſten zubringt, die den ſchandbahren Worten, die den Chriſten nicht geziemen, beyzuzehlen, oder mit mancherley veraͤn- derten Wein, und abwechſelnden Trinck-Geſchir- ren ſeine Gaͤſte Methodice, und nach dem Cere- moniel berauſchen will. Bevor die Glaͤſer auf- gekommen, hat man ſich vor Alters der Trinck- Geſchirre bedienet, welche aus den Hoͤrnern der Thiere zubereitet waren; es geſchahe aus Einfalt und Genuͤgſamkeit. Das groͤſte Reichthum der alten Voͤlcker beſtund in Vieh, es brauchte auch keiner großen Kunſt, ein abgeſchlagen Horn iſt in- wendig hohl, und kan ſo gleich zum Gefaͤß dienen. Bey zunehmender Pracht und Wolluſt wurden ſie an den Mund-Stuͤcken mit Silber und Gold beſchlagen, biß man endlich die Figur eines Hor- nes zwar behalten, die Materie aber Holtz, Elffen- bein, Silber, oder gar Gold ſeyn laſſen. S. von der Gewohnheit der Preußen, aus Hoͤrnern zu trincken, das VIII. Stuͤck des erleuterten Preußens. Eben

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/472>, abgerufen am 25.11.2024.