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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Vom Tractiren und denen Gastereyen.
Gastgeboth etwas abgehen soll, so wird das Con-
fect
in der Mitten der Tafel aufgesetzt, und die
Speisen stehen um das Confect herum, auf ein-
mahl; es werden aber bißweilen einige Schüsseln,
nachdem sie ausgeleeret worden, ausgehoben, und
an deren statt wieder andere warme oder doch
sonst frische Speisen eingeschoben. Soll es noch
schlechter seyn, so wird ein eintzig Körbgen mit Con-
fect,
oder eine silberne Epargne mit allen dazu
benöthigten Meublen in der Mitten der Tafel auf-
gestellt, und ein fünff biß sechs Gerichte werden
drum herum gesetzt.

§. 25. An der Reinlichkeit und Proprete des
Geräthes und aller Meublen, die des Essens und
Trinckens wegen auf den Tisch gesetzt werden, ist
zu Erweckung des Appetits der Gäste gar viel gele-
gen, und wenn die Speisen in der grösten Anzahl
aufgetragen würden, sie auch alle delicat zugerich-
tet wären, man sähe aber etwas unsauberes an den
Linnen, so auf die Tafel kommen, oder an einer
Meuble, welches durch Vorsichtigkeit des Wirths
hätte können geändert werden, so würde dieses ein
sehr grosser Fehler seyn. Zur Reinlichkeit gehört,
daß die Speisen bey solennen Panqueten mit sil-
bernen oder zinnernen Glocken, oder mit einem aus
Teige von dem Koch zubereiteten künstlichen De-
ckel bedeckt werden, damit der Poudre, der Dunst
und Staub aus den Peruquen oder von den Haa-
ren derer Bedienten, so die Speisen aus der Küche

auf
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Vom Tractiren und denen Gaſtereyen.
Gaſtgeboth etwas abgehen ſoll, ſo wird das Con-
fect
in der Mitten der Tafel aufgeſetzt, und die
Speiſen ſtehen um das Confect herum, auf ein-
mahl; es werden aber bißweilen einige Schuͤſſeln,
nachdem ſie ausgeleeret worden, ausgehoben, und
an deren ſtatt wieder andere warme oder doch
ſonſt friſche Speiſen eingeſchoben. Soll es noch
ſchlechter ſeyn, ſo wird ein eintzig Koͤrbgen mit Con-
fect,
oder eine ſilberne Epargne mit allen dazu
benoͤthigten Meublen in der Mitten der Tafel auf-
geſtellt, und ein fuͤnff biß ſechs Gerichte werden
drum herum geſetzt.

§. 25. An der Reinlichkeit und Propreté des
Geraͤthes und aller Meublen, die des Eſſens und
Trinckens wegen auf den Tiſch geſetzt werden, iſt
zu Erweckung des Appetits der Gaͤſte gar viel gele-
gen, und wenn die Speiſen in der groͤſten Anzahl
aufgetragen wuͤrden, ſie auch alle delicat zugerich-
tet waͤren, man ſaͤhe aber etwas unſauberes an den
Linnen, ſo auf die Tafel kommen, oder an einer
Meuble, welches durch Vorſichtigkeit des Wirths
haͤtte koͤnnen geaͤndert werden, ſo wuͤrde dieſes ein
ſehr groſſer Fehler ſeyn. Zur Reinlichkeit gehoͤrt,
daß die Speiſen bey ſolennen Panqueten mit ſil-
bernen oder zinnernen Glocken, oder mit einem aus
Teige von dem Koch zubereiteten kuͤnſtlichen De-
ckel bedeckt werden, damit der Poudre, der Dunſt
und Staub aus den Peruquen oder von den Haa-
ren derer Bedienten, ſo die Speiſen aus der Kuͤche

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[441/0461] Vom Tractiren und denen Gaſtereyen. Gaſtgeboth etwas abgehen ſoll, ſo wird das Con- fect in der Mitten der Tafel aufgeſetzt, und die Speiſen ſtehen um das Confect herum, auf ein- mahl; es werden aber bißweilen einige Schuͤſſeln, nachdem ſie ausgeleeret worden, ausgehoben, und an deren ſtatt wieder andere warme oder doch ſonſt friſche Speiſen eingeſchoben. Soll es noch ſchlechter ſeyn, ſo wird ein eintzig Koͤrbgen mit Con- fect, oder eine ſilberne Epargne mit allen dazu benoͤthigten Meublen in der Mitten der Tafel auf- geſtellt, und ein fuͤnff biß ſechs Gerichte werden drum herum geſetzt. §. 25. An der Reinlichkeit und Propreté des Geraͤthes und aller Meublen, die des Eſſens und Trinckens wegen auf den Tiſch geſetzt werden, iſt zu Erweckung des Appetits der Gaͤſte gar viel gele- gen, und wenn die Speiſen in der groͤſten Anzahl aufgetragen wuͤrden, ſie auch alle delicat zugerich- tet waͤren, man ſaͤhe aber etwas unſauberes an den Linnen, ſo auf die Tafel kommen, oder an einer Meuble, welches durch Vorſichtigkeit des Wirths haͤtte koͤnnen geaͤndert werden, ſo wuͤrde dieſes ein ſehr groſſer Fehler ſeyn. Zur Reinlichkeit gehoͤrt, daß die Speiſen bey ſolennen Panqueten mit ſil- bernen oder zinnernen Glocken, oder mit einem aus Teige von dem Koch zubereiteten kuͤnſtlichen De- ckel bedeckt werden, damit der Poudre, der Dunſt und Staub aus den Peruquen oder von den Haa- ren derer Bedienten, ſo die Speiſen aus der Kuͤche auf E e 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/461>, abgerufen am 25.11.2024.