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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. VIII. Capitul.
ihre gute Aufführung beliebt gemacht, oder sie sich
an eine addressiren, die eine grosse Liebhaberin des
Spieles; überhaupt aber ist es den Regeln der
Höflichkeit zuwider, wenn der Geringere den Hö-
hern aufrufft.

§. 17. Man muß auch niemahls einen andern
zum Spiel nöthigen, wenn uns an der Freund-
schafft des andern etwas gelegen, und wir sind nicht
vorher gewiß versichert, daß der andere ein Liebha-
ber von Spielen sey; sonst dürfften wir manchem
durch dergleichen Einladung keinen gar zu grossen
Gefallen erzeigen.

§. 18. An einigen Höfen oder auf einigen gros-
sen Gesellschafften sind die Spiel-Zimmer ebenfalls
nach dem Range unterschieden, in dem einen Zim-
mer sitzen etwan die Fürstlichen Personen oder die
grösten Ministres und vornehmsten Dames, in dem
andern die von geringern Range u. s. w. Dieses
ist aber nicht allenthalben, sondern anderwerts kom-
men sie alle zusammen pele mele ohne Unterscheid
an einem Orte. Damit nun ein junger Mensch
sich hierinnen nicht übereile, sondern auch in diesem
Stück die Regeln des Wohlstandes in Obacht
nehme, muß er beurtheilen wie er sich dißfalls zu
verhalten habe.

§. 19. Jn Menantes allerneusten Art, höflich
und galant zu reden und zu leben, und in andern der-
gleichen Schrifften, findet man eine grosse Menge
von Complimens, die man im Spielen vorbringen,
oder womit man sonderlich diejenigen, mit denen

man

II. Theil. VIII. Capitul.
ihre gute Auffuͤhrung beliebt gemacht, oder ſie ſich
an eine addreſſiren, die eine groſſe Liebhaberin des
Spieles; uͤberhaupt aber iſt es den Regeln der
Hoͤflichkeit zuwider, wenn der Geringere den Hoͤ-
hern aufrufft.

§. 17. Man muß auch niemahls einen andern
zum Spiel noͤthigen, wenn uns an der Freund-
ſchafft des andern etwas gelegen, und wir ſind nicht
vorher gewiß verſichert, daß der andere ein Liebha-
ber von Spielen ſey; ſonſt duͤrfften wir manchem
durch dergleichen Einladung keinen gar zu groſſen
Gefallen erzeigen.

§. 18. An einigen Hoͤfen oder auf einigen groſ-
ſen Geſellſchafften ſind die Spiel-Zimmer ebenfalls
nach dem Range unterſchieden, in dem einen Zim-
mer ſitzen etwan die Fuͤrſtlichen Perſonen oder die
groͤſten Miniſtres und vornehmſten Dames, in dem
andern die von geringern Range u. ſ. w. Dieſes
iſt aber nicht allenthalben, ſondern anderwerts kom-
men ſie alle zuſammen péle méle ohne Unterſcheid
an einem Orte. Damit nun ein junger Menſch
ſich hierinnen nicht uͤbereile, ſondern auch in dieſem
Stuͤck die Regeln des Wohlſtandes in Obacht
nehme, muß er beurtheilen wie er ſich dißfalls zu
verhalten habe.

§. 19. Jn Menantes allerneuſten Art, hoͤflich
und galant zu reden und zu leben, und in andern der-
gleichen Schrifften, findet man eine groſſe Menge
von Complimens, die man im Spielen vorbringen,
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[414/0434] II. Theil. VIII. Capitul. ihre gute Auffuͤhrung beliebt gemacht, oder ſie ſich an eine addreſſiren, die eine groſſe Liebhaberin des Spieles; uͤberhaupt aber iſt es den Regeln der Hoͤflichkeit zuwider, wenn der Geringere den Hoͤ- hern aufrufft. §. 17. Man muß auch niemahls einen andern zum Spiel noͤthigen, wenn uns an der Freund- ſchafft des andern etwas gelegen, und wir ſind nicht vorher gewiß verſichert, daß der andere ein Liebha- ber von Spielen ſey; ſonſt duͤrfften wir manchem durch dergleichen Einladung keinen gar zu groſſen Gefallen erzeigen. §. 18. An einigen Hoͤfen oder auf einigen groſ- ſen Geſellſchafften ſind die Spiel-Zimmer ebenfalls nach dem Range unterſchieden, in dem einen Zim- mer ſitzen etwan die Fuͤrſtlichen Perſonen oder die groͤſten Miniſtres und vornehmſten Dames, in dem andern die von geringern Range u. ſ. w. Dieſes iſt aber nicht allenthalben, ſondern anderwerts kom- men ſie alle zuſammen péle méle ohne Unterſcheid an einem Orte. Damit nun ein junger Menſch ſich hierinnen nicht uͤbereile, ſondern auch in dieſem Stuͤck die Regeln des Wohlſtandes in Obacht nehme, muß er beurtheilen wie er ſich dißfalls zu verhalten habe. §. 19. Jn Menantes allerneuſten Art, hoͤflich und galant zu reden und zu leben, und in andern der- gleichen Schrifften, findet man eine groſſe Menge von Complimens, die man im Spielen vorbringen, oder womit man ſonderlich diejenigen, mit denen man

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/434>, abgerufen am 24.11.2024.