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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Assembleen.
reitzet werden könte, und ihn vor allen Ubel bewah-
ren wolle. Es thut auch ein Christ wohl, wenn
er sich von der bösen Gesellschafft loßreißt, so bald
es der Wohlstand verstatten will.

§. 14. Der Herr Hofrath Nemritz recomman-
di
rt einem jungen Cavalier, daß er in fremden Län-
dern Bekandtschafft in mittelmäßig vornehmen
Häußern suchen soll. Jn diesen Häusern hat man
ein wenig mehr Freyheit, und man siehet daselbst
nicht so gar genau auf alle Kleinigkeiten, inzwischen
wenn es Leute sind, die wohl zu leben wissen, höret
und siehet man doch ebenfalls vieles bey ihnen, und
weiß man sich zu insinuiren, so erweisen sie einen
tausend Höflichkeiten, man wird auch nachgehends
immer geschickter in vornehme Gesellschafften in-
troduci
rt zu werden.

§. 15. Ein junger Mensch hat Ursache eine sehr
kluge und behutsame Conduite auf den Assemble-
en
zu erweisen. Die Fehler, die einer auf einer öf-
fentlichen Gesellschafft begehet, geschehen in dem
Gesicht aller derer, an deren Urtheil uns am meisten
gelegen, die Höhern machen sich nachgehends einen
schlimmen Eindruck von eines Person, und es wird
eine lange Zeit oder eine darauf folgende sehr rühm-
liche Conduite erfordert, bevor der durch einen gro-
ben Fehler zugezogene Schandfleck wieder getil-
get werden soll.

§. 16. Bevor man eine öffentl. große Gesellschafft
besucht, muß man sich entweder bey demjenigen, bey
dem die Assemblee angestellt wird, haben melden

lassen,

Von Aſſembleen.
reitzet werden koͤnte, und ihn vor allen Ubel bewah-
ren wolle. Es thut auch ein Chriſt wohl, wenn
er ſich von der boͤſen Geſellſchafft loßreißt, ſo bald
es der Wohlſtand verſtatten will.

§. 14. Der Herr Hofrath Nemritz recomman-
di
rt einem jungen Cavalier, daß er in fremden Laͤn-
dern Bekandtſchafft in mittelmaͤßig vornehmen
Haͤußern ſuchen ſoll. Jn dieſen Haͤuſern hat man
ein wenig mehr Freyheit, und man ſiehet daſelbſt
nicht ſo gar genau auf alle Kleinigkeiten, inzwiſchen
wenn es Leute ſind, die wohl zu leben wiſſen, hoͤret
und ſiehet man doch ebenfalls vieles bey ihnen, und
weiß man ſich zu inſinuiren, ſo erweiſen ſie einen
tauſend Hoͤflichkeiten, man wird auch nachgehends
immer geſchickter in vornehme Geſellſchafften in-
troduci
rt zu werden.

§. 15. Ein junger Menſch hat Urſache eine ſehr
kluge und behutſame Conduite auf den Aſſemble-
en
zu erweiſen. Die Fehler, die einer auf einer oͤf-
fentlichen Geſellſchafft begehet, geſchehen in dem
Geſicht aller derer, an deren Urtheil uns am meiſten
gelegen, die Hoͤhern machen ſich nachgehends einen
ſchlimmen Eindruck von eines Perſon, und es wird
eine lange Zeit oder eine darauf folgende ſehr ruͤhm-
liche Conduite erfordert, bevor der durch einen gro-
ben Fehler zugezogene Schandfleck wieder getil-
get werden ſoll.

§. 16. Bevor man eine oͤffentl. große Geſellſchafft
beſucht, muß man ſich entweder bey demjenigen, bey
dem die Aſſemblee angeſtellt wird, haben melden

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[395/0415] Von Aſſembleen. reitzet werden koͤnte, und ihn vor allen Ubel bewah- ren wolle. Es thut auch ein Chriſt wohl, wenn er ſich von der boͤſen Geſellſchafft loßreißt, ſo bald es der Wohlſtand verſtatten will. §. 14. Der Herr Hofrath Nemritz recomman- dirt einem jungen Cavalier, daß er in fremden Laͤn- dern Bekandtſchafft in mittelmaͤßig vornehmen Haͤußern ſuchen ſoll. Jn dieſen Haͤuſern hat man ein wenig mehr Freyheit, und man ſiehet daſelbſt nicht ſo gar genau auf alle Kleinigkeiten, inzwiſchen wenn es Leute ſind, die wohl zu leben wiſſen, hoͤret und ſiehet man doch ebenfalls vieles bey ihnen, und weiß man ſich zu inſinuiren, ſo erweiſen ſie einen tauſend Hoͤflichkeiten, man wird auch nachgehends immer geſchickter in vornehme Geſellſchafften in- troducirt zu werden. §. 15. Ein junger Menſch hat Urſache eine ſehr kluge und behutſame Conduite auf den Aſſemble- en zu erweiſen. Die Fehler, die einer auf einer oͤf- fentlichen Geſellſchafft begehet, geſchehen in dem Geſicht aller derer, an deren Urtheil uns am meiſten gelegen, die Hoͤhern machen ſich nachgehends einen ſchlimmen Eindruck von eines Perſon, und es wird eine lange Zeit oder eine darauf folgende ſehr ruͤhm- liche Conduite erfordert, bevor der durch einen gro- ben Fehler zugezogene Schandfleck wieder getil- get werden ſoll. §. 16. Bevor man eine oͤffentl. große Geſellſchafft beſucht, muß man ſich entweder bey demjenigen, bey dem die Aſſemblee angeſtellt wird, haben melden laſſen,

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/415>, abgerufen am 24.11.2024.