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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. VII. Capitul.
Hauß locken, und sie um einen Theil ihres Vermö-
gens bringen, oder auch andere, unter dem Schein
der Freundschafft und Höflichkeit, die sie ihnen er-
weisen wollen, nach ihrem Interesse lencken; Noch
andere, aus wollüstigen Absichten, sie wollen die
Zeit so gerne vertreiben, stets plaudern und spielen,
desto eher Gelegenheit haben, mit manchen Perso-
nen von dem andern Geschlecht desto eher umzuge-
hen, u. s. w.

§. 9. Die Endzwecke der Gäste, so die Assem-
bleen
besuchen, sind ebenfalls mancherley. Eini-
ge gehen deswegen in grosse Gesellschafften, damit
sie desto eher Gelegenheit haben/ einige Leute, mit
denen sie nothwendig zu sprechen haben, und derer
sie sonst nicht so leicht habhafft werden können, da-
selbst anzutreffen; andere des Spielens wegen,
um unwissende junge Leute bey allerhand Spielen,
insonderheit aber bey dem Basset-spielen, zu berücken,
und sich mit ihrer Unwissenheit und Einfalt zu berei-
chern; noch andere, um mancherley vornehme Leu-
te kennen zu lernen, und sie beysammen zu sehen; ih-
rer viele des Frauenzimmers wegen, um allerhand
Liebes-Commerces daselbst aufzurichten, oder doch
desto bequemer zu unterhalten. Manche Mutter
führet ihre Töchter auch aus keiner andern Ursachen
willen so fleißig in die Gesellschafften, sonderlich,
wenn sie mit feinen Leibes-Gaben ausgeschmückt,
als daß sie sich fein bey Zeiten unter die Manns-
Personen schicken lernen, und desto eher mit Ehren
unter die Haube kommen. Einige junge Leute se-

tzen

II. Theil. VII. Capitul.
Hauß locken, und ſie um einen Theil ihres Vermoͤ-
gens bringen, oder auch andere, unter dem Schein
der Freundſchafft und Hoͤflichkeit, die ſie ihnen er-
weiſen wollen, nach ihrem Intereſſe lencken; Noch
andere, aus wolluͤſtigen Abſichten, ſie wollen die
Zeit ſo gerne vertreiben, ſtets plaudern und ſpielen,
deſto eher Gelegenheit haben, mit manchen Perſo-
nen von dem andern Geſchlecht deſto eher umzuge-
hen, u. ſ. w.

§. 9. Die Endzwecke der Gaͤſte, ſo die Aſſem-
bleen
beſuchen, ſind ebenfalls mancherley. Eini-
ge gehen deswegen in groſſe Geſellſchafften, damit
ſie deſto eher Gelegenheit haben/ einige Leute, mit
denen ſie nothwendig zu ſprechen haben, und derer
ſie ſonſt nicht ſo leicht habhafft werden koͤnnen, da-
ſelbſt anzutreffen; andere des Spielens wegen,
um unwiſſende junge Leute bey allerhand Spielen,
inſonderheit aber bey dem Baſſet-ſpielen, zu beruͤcken,
und ſich mit ihrer Unwiſſenheit und Einfalt zu berei-
chern; noch andere, um mancherley vornehme Leu-
te kennen zu lernen, und ſie beyſammen zu ſehen; ih-
rer viele des Frauenzimmers wegen, um allerhand
Liebes-Commerces daſelbſt aufzurichten, oder doch
deſto bequemer zu unterhalten. Manche Mutter
fuͤhret ihre Toͤchter auch aus keiner andern Urſachen
willen ſo fleißig in die Geſellſchafften, ſonderlich,
wenn ſie mit feinen Leibes-Gaben ausgeſchmuͤckt,
als daß ſie ſich fein bey Zeiten unter die Manns-
Perſonen ſchicken lernen, und deſto eher mit Ehren
unter die Haube kommen. Einige junge Leute ſe-

tzen
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[390/0410] II. Theil. VII. Capitul. Hauß locken, und ſie um einen Theil ihres Vermoͤ- gens bringen, oder auch andere, unter dem Schein der Freundſchafft und Hoͤflichkeit, die ſie ihnen er- weiſen wollen, nach ihrem Intereſſe lencken; Noch andere, aus wolluͤſtigen Abſichten, ſie wollen die Zeit ſo gerne vertreiben, ſtets plaudern und ſpielen, deſto eher Gelegenheit haben, mit manchen Perſo- nen von dem andern Geſchlecht deſto eher umzuge- hen, u. ſ. w. §. 9. Die Endzwecke der Gaͤſte, ſo die Aſſem- bleen beſuchen, ſind ebenfalls mancherley. Eini- ge gehen deswegen in groſſe Geſellſchafften, damit ſie deſto eher Gelegenheit haben/ einige Leute, mit denen ſie nothwendig zu ſprechen haben, und derer ſie ſonſt nicht ſo leicht habhafft werden koͤnnen, da- ſelbſt anzutreffen; andere des Spielens wegen, um unwiſſende junge Leute bey allerhand Spielen, inſonderheit aber bey dem Baſſet-ſpielen, zu beruͤcken, und ſich mit ihrer Unwiſſenheit und Einfalt zu berei- chern; noch andere, um mancherley vornehme Leu- te kennen zu lernen, und ſie beyſammen zu ſehen; ih- rer viele des Frauenzimmers wegen, um allerhand Liebes-Commerces daſelbſt aufzurichten, oder doch deſto bequemer zu unterhalten. Manche Mutter fuͤhret ihre Toͤchter auch aus keiner andern Urſachen willen ſo fleißig in die Geſellſchafften, ſonderlich, wenn ſie mit feinen Leibes-Gaben ausgeſchmuͤckt, als daß ſie ſich fein bey Zeiten unter die Manns- Perſonen ſchicken lernen, und deſto eher mit Ehren unter die Haube kommen. Einige junge Leute ſe- tzen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/410>, abgerufen am 24.11.2024.