Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Assembleen.
bey Spielen, oder auf andere Art, einigen angeneh-
men Zeitvertreib finden.

§. 7. Was nun erstlich die Nothwendigkeit ein-
geführt, ist nachgehends bey vielen zur Galanterie
worden; was einige mit gutem Grunde angefan-
gen, haben andere ohne einen zureichenden Grund
nachgeahmet. Viele, die den Höhern so gerne
nachthun, bilden sich ein, es gehöre nothwendig zum
Wohlstande, Assembleen zu halten, und dieselben
zu besuchen, ob es gleich von manchen, so dieselben
anstellen, nicht gefordert wird, und andere, so dazu
lauffen, nichts dabey zu verrichten haben.

§. 8. Die Absichten der Wirthe der Assembleen,
und der Gäste dabey, sind sehr viel und mancherley.
Einige stellen sie an aus vernünfftigen Absichten,
ihrer Staats-Angelegenheiten wegen, wie ich im
vorhergehenden angezeigt, ihrer Herrschafft zu Eh-
ren, den Höhern, ihres gleichen, und den Geringern,
bey dieser Gelegenheit ihre Devotion, Ehrerbie-
tung, Liebe und Freundschafft zu bezeugen, solchen
und andern guten Freunden eine zuläßige Verän-
derung und Ergötzlichkeit zu machen; Andere aber
aus unvernünfftigen, theils aus Hochmuth, theils
aus Eigennutz, theils aus Wollust; Manche wol-
len sich nur damit sehen lassen, und es den Höhern
nachthun, sie dencken, daß sie gleich etwas mehrers
sind, wenn ihnen die Leute nachsagen, daß sie in ih-
rem Hause Assembleen geben; Andere sind Spie-
ler, sie wollen bey der Gelegenheit manche junge
Leute/ die im Spielen ungeübt sind, zu sich in das

Hauß
B b 3

Von Aſſembleen.
bey Spielen, oder auf andere Art, einigen angeneh-
men Zeitvertreib finden.

§. 7. Was nun erſtlich die Nothwendigkeit ein-
gefuͤhrt, iſt nachgehends bey vielen zur Galanterie
worden; was einige mit gutem Grunde angefan-
gen, haben andere ohne einen zureichenden Grund
nachgeahmet. Viele, die den Hoͤhern ſo gerne
nachthun, bilden ſich ein, es gehoͤre nothwendig zum
Wohlſtande, Aſſembleen zu halten, und dieſelben
zu beſuchen, ob es gleich von manchen, ſo dieſelben
anſtellen, nicht gefordert wird, und andere, ſo dazu
lauffen, nichts dabey zu verrichten haben.

§. 8. Die Abſichten der Wirthe der Aſſembleen,
und der Gaͤſte dabey, ſind ſehr viel und mancherley.
Einige ſtellen ſie an aus vernuͤnfftigen Abſichten,
ihrer Staats-Angelegenheiten wegen, wie ich im
vorhergehenden angezeigt, ihrer Herrſchafft zu Eh-
ren, den Hoͤhern, ihres gleichen, und den Geringern,
bey dieſer Gelegenheit ihre Devotion, Ehrerbie-
tung, Liebe und Freundſchafft zu bezeugen, ſolchen
und andern guten Freunden eine zulaͤßige Veraͤn-
derung und Ergoͤtzlichkeit zu machen; Andere aber
aus unvernuͤnfftigen, theils aus Hochmuth, theils
aus Eigennutz, theils aus Wolluſt; Manche wol-
len ſich nur damit ſehen laſſen, und es den Hoͤhern
nachthun, ſie dencken, daß ſie gleich etwas mehrers
ſind, wenn ihnen die Leute nachſagen, daß ſie in ih-
rem Hauſe Aſſembleen geben; Andere ſind Spie-
ler, ſie wollen bey der Gelegenheit manche junge
Leute/ die im Spielen ungeuͤbt ſind, zu ſich in das

Hauß
B b 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0409" n="389"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;embleen.</hi></hi></fw><lb/>
bey Spielen, oder auf andere Art, einigen angeneh-<lb/>
men Zeitvertreib finden.</p><lb/>
        <p>§. 7. Was nun er&#x017F;tlich die Nothwendigkeit ein-<lb/>
gefu&#x0364;hrt, i&#x017F;t nachgehends bey vielen zur <hi rendition="#aq">Galanterie</hi><lb/>
worden; was einige mit gutem Grunde angefan-<lb/>
gen, haben andere ohne einen zureichenden Grund<lb/>
nachgeahmet. Viele, die den Ho&#x0364;hern &#x017F;o gerne<lb/>
nachthun, bilden &#x017F;ich ein, es geho&#x0364;re nothwendig zum<lb/>
Wohl&#x017F;tande, <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;embleen</hi> zu halten, und die&#x017F;elben<lb/>
zu be&#x017F;uchen, ob es gleich von manchen, &#x017F;o die&#x017F;elben<lb/>
an&#x017F;tellen, nicht gefordert wird, und andere, &#x017F;o dazu<lb/>
lauffen, nichts dabey zu verrichten haben.</p><lb/>
        <p>§. 8. Die Ab&#x017F;ichten der Wirthe der <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;embleen,</hi><lb/>
und der Ga&#x0364;&#x017F;te dabey, &#x017F;ind &#x017F;ehr viel und mancherley.<lb/>
Einige &#x017F;tellen &#x017F;ie an aus vernu&#x0364;nfftigen Ab&#x017F;ichten,<lb/>
ihrer Staats-Angelegenheiten wegen, wie ich im<lb/>
vorhergehenden angezeigt, ihrer Herr&#x017F;chafft zu Eh-<lb/>
ren, den Ho&#x0364;hern, ihres gleichen, und den Geringern,<lb/>
bey die&#x017F;er Gelegenheit ihre <hi rendition="#aq">Devotion,</hi> Ehrerbie-<lb/>
tung, Liebe und Freund&#x017F;chafft zu bezeugen, &#x017F;olchen<lb/>
und andern guten Freunden eine zula&#x0364;ßige Vera&#x0364;n-<lb/>
derung und Ergo&#x0364;tzlichkeit zu machen; Andere aber<lb/>
aus unvernu&#x0364;nfftigen, theils aus Hochmuth, theils<lb/>
aus Eigennutz, theils aus Wollu&#x017F;t; Manche wol-<lb/>
len &#x017F;ich nur damit &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en, und es den Ho&#x0364;hern<lb/>
nachthun, &#x017F;ie dencken, daß &#x017F;ie gleich etwas mehrers<lb/>
&#x017F;ind, wenn ihnen die Leute nach&#x017F;agen, daß &#x017F;ie in ih-<lb/>
rem Hau&#x017F;e <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;embleen</hi> geben; Andere &#x017F;ind Spie-<lb/>
ler, &#x017F;ie wollen bey der Gelegenheit manche junge<lb/>
Leute/ die im Spielen ungeu&#x0364;bt &#x017F;ind, zu &#x017F;ich in das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Hauß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0409] Von Aſſembleen. bey Spielen, oder auf andere Art, einigen angeneh- men Zeitvertreib finden. §. 7. Was nun erſtlich die Nothwendigkeit ein- gefuͤhrt, iſt nachgehends bey vielen zur Galanterie worden; was einige mit gutem Grunde angefan- gen, haben andere ohne einen zureichenden Grund nachgeahmet. Viele, die den Hoͤhern ſo gerne nachthun, bilden ſich ein, es gehoͤre nothwendig zum Wohlſtande, Aſſembleen zu halten, und dieſelben zu beſuchen, ob es gleich von manchen, ſo dieſelben anſtellen, nicht gefordert wird, und andere, ſo dazu lauffen, nichts dabey zu verrichten haben. §. 8. Die Abſichten der Wirthe der Aſſembleen, und der Gaͤſte dabey, ſind ſehr viel und mancherley. Einige ſtellen ſie an aus vernuͤnfftigen Abſichten, ihrer Staats-Angelegenheiten wegen, wie ich im vorhergehenden angezeigt, ihrer Herrſchafft zu Eh- ren, den Hoͤhern, ihres gleichen, und den Geringern, bey dieſer Gelegenheit ihre Devotion, Ehrerbie- tung, Liebe und Freundſchafft zu bezeugen, ſolchen und andern guten Freunden eine zulaͤßige Veraͤn- derung und Ergoͤtzlichkeit zu machen; Andere aber aus unvernuͤnfftigen, theils aus Hochmuth, theils aus Eigennutz, theils aus Wolluſt; Manche wol- len ſich nur damit ſehen laſſen, und es den Hoͤhern nachthun, ſie dencken, daß ſie gleich etwas mehrers ſind, wenn ihnen die Leute nachſagen, daß ſie in ih- rem Hauſe Aſſembleen geben; Andere ſind Spie- ler, ſie wollen bey der Gelegenheit manche junge Leute/ die im Spielen ungeuͤbt ſind, zu ſich in das Hauß B b 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/409
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/409>, abgerufen am 24.11.2024.