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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von dem Umgang mit Frauenzimmer.
wird, sie die gröste Aufmercksamkeit bezeigt. Da-
mit man mehr Licht bekomme, kan man auch biß-
weilen durch eine und die andere Frage, die man an
sie abgehen läst, sich unvermerckter weise einen nä-
hern Weg bahnen, ihre Gemüths-Beschaffenheit
kennen zu lernen. Hat man nun durch dieses alles
eine wohlgegründete Muthmassung bekommen, daß
sie zu dieser oder jener Sache geneigt seyn möchte,
so muß man seinen Discours darnach einrichten.
Hat mans getroffen, so ists gut, wo nicht, so muß
man mit einer andern Classe wieder einen neuen
Versuch thun, biß man ihre Neigung gefunden.
Oeffters wird es auch geschehen, daß sich ein Frau-
enzimmer durch ihre eigene Reden ziemlich entde-
cken wird, und so braucht es denn nachgehends die-
ser Weitläufftigkeiten nicht.

§. 13. Hat eine in Wissenschafften etwas ge-
than, oder viel gelesen, gesehen, gehört, und selbst
erfahren, so kan er leicht von allerhand Sachen,
die in die weibliche Oeconomie lauffen, oder auch
in diese Classen gehörig, so viel schwatzen, als es
nöthig, ein Frauenzimmer auf einige Zeit vernünff-
tig zu unterhalten. Wer aber in der Welt nicht
gar weit gewesen, oder von einer gewissen Sache,
davon ein Frauenzimmer eine Liebhaberin ist, gar
nichts versteht, noch etwas dazu sagen kan, thut
am besten, wenn er zum wenigsten seinen Gefallen
über dieses oder jenes mit bezeugt; er muß beklagen,
daß er biß dato noch nicht Gelegenheit gehabt, in
diesem oder jenem eine mehrere Erkäntniß zu er-

langen,
A a 3

Von dem Umgang mit Frauenzimmer.
wird, ſie die groͤſte Aufmerckſamkeit bezeigt. Da-
mit man mehr Licht bekomme, kan man auch biß-
weilen durch eine und die andere Frage, die man an
ſie abgehen laͤſt, ſich unvermerckter weiſe einen naͤ-
hern Weg bahnen, ihre Gemuͤths-Beſchaffenheit
kennen zu lernen. Hat man nun durch dieſes alles
eine wohlgegruͤndete Muthmaſſung bekommen, daß
ſie zu dieſer oder jener Sache geneigt ſeyn moͤchte,
ſo muß man ſeinen Diſcours darnach einrichten.
Hat mans getroffen, ſo iſts gut, wo nicht, ſo muß
man mit einer andern Claſſe wieder einen neuen
Verſuch thun, biß man ihre Neigung gefunden.
Oeffters wird es auch geſchehen, daß ſich ein Frau-
enzimmer durch ihre eigene Reden ziemlich entde-
cken wird, und ſo braucht es denn nachgehends die-
ſer Weitlaͤufftigkeiten nicht.

§. 13. Hat eine in Wiſſenſchafften etwas ge-
than, oder viel geleſen, geſehen, gehoͤrt, und ſelbſt
erfahren, ſo kan er leicht von allerhand Sachen,
die in die weibliche Oeconomie lauffen, oder auch
in dieſe Claſſen gehoͤrig, ſo viel ſchwatzen, als es
noͤthig, ein Frauenzimmer auf einige Zeit vernuͤnff-
tig zu unterhalten. Wer aber in der Welt nicht
gar weit geweſen, oder von einer gewiſſen Sache,
davon ein Frauenzimmer eine Liebhaberin iſt, gar
nichts verſteht, noch etwas dazu ſagen kan, thut
am beſten, wenn er zum wenigſten ſeinen Gefallen
uͤber dieſes oder jenes mit bezeugt; er muß beklagen,
daß er biß dato noch nicht Gelegenheit gehabt, in
dieſem oder jenem eine mehrere Erkaͤntniß zu er-

langen,
A a 3
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[373/0393] Von dem Umgang mit Frauenzimmer. wird, ſie die groͤſte Aufmerckſamkeit bezeigt. Da- mit man mehr Licht bekomme, kan man auch biß- weilen durch eine und die andere Frage, die man an ſie abgehen laͤſt, ſich unvermerckter weiſe einen naͤ- hern Weg bahnen, ihre Gemuͤths-Beſchaffenheit kennen zu lernen. Hat man nun durch dieſes alles eine wohlgegruͤndete Muthmaſſung bekommen, daß ſie zu dieſer oder jener Sache geneigt ſeyn moͤchte, ſo muß man ſeinen Diſcours darnach einrichten. Hat mans getroffen, ſo iſts gut, wo nicht, ſo muß man mit einer andern Claſſe wieder einen neuen Verſuch thun, biß man ihre Neigung gefunden. Oeffters wird es auch geſchehen, daß ſich ein Frau- enzimmer durch ihre eigene Reden ziemlich entde- cken wird, und ſo braucht es denn nachgehends die- ſer Weitlaͤufftigkeiten nicht. §. 13. Hat eine in Wiſſenſchafften etwas ge- than, oder viel geleſen, geſehen, gehoͤrt, und ſelbſt erfahren, ſo kan er leicht von allerhand Sachen, die in die weibliche Oeconomie lauffen, oder auch in dieſe Claſſen gehoͤrig, ſo viel ſchwatzen, als es noͤthig, ein Frauenzimmer auf einige Zeit vernuͤnff- tig zu unterhalten. Wer aber in der Welt nicht gar weit geweſen, oder von einer gewiſſen Sache, davon ein Frauenzimmer eine Liebhaberin iſt, gar nichts verſteht, noch etwas dazu ſagen kan, thut am beſten, wenn er zum wenigſten ſeinen Gefallen uͤber dieſes oder jenes mit bezeugt; er muß beklagen, daß er biß dato noch nicht Gelegenheit gehabt, in dieſem oder jenem eine mehrere Erkaͤntniß zu er- langen, A a 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/393>, abgerufen am 25.11.2024.