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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. I. Capitul.
vergehen, solches in Ordnung zu bringen, gewisse
Sätze, die sonst gar nicht zusammen hängen, mit
einander zu verknüpffen, und allgemeine Regeln hie-
von zu ertheilen. Die Vorstellung dieser Schwü-
rigkeit hat manche abgehalten, daß sie sich an die
Ceremoniel-Wissenschafft nicht manchen wollen.
Wer aber nach Wahrheit und Ordnung strebet,
und gelernt hat, das wahre von dem falschen, und
das gute von dem bösen zu unterscheiden, auch die
Regeln einer ordentlichen Lehr-Art in Kopff hat,
wird auch hierbey den Muth nicht sincken lassen.

§. 23. Die gantze Lehre, welche den äußerlichen
Handlungen eine gewisse Weise vorschreibet, leitet
ihren Ursprung aus der Welt-Weißheit, und grün-
det sich auf die gesunde Vernunfft. Ob nun schon
nicht alles, was die Vernunfft erkannt, davon ange-
nommen worden, bißweilen auch wohl das Gegen-
theil davon in größern Werth und Ansehen, so hat
doch die Welt manches davon beybehalten; Jn so
weit nun dergleichen Regeln vernünfftig, in so weit
sind sie auch allgemein, und behalten ihre Krafft an
allen Orten, und zu allen Zeiten. Durch die Ce-
remoniel-
Wissenschafft wird man geschickt, man-
che gute Gebräuche, die noch nicht bekannt worden,
zu erfinden. Viel Ceremonien sind dem natürli-
chen Recht nicht zuwider, ob sie schon nicht unmittel-
bahr daraus herfliessen, inzwischen sind sie doch fast
allgemein, und bey dem höchsten und vornehmsten
in Observanz, sie mögen sich im übrigen aus diesem
oder jenem Seculo, aus diesem oder jenem Lande

her-

I. Theil. I. Capitul.
vergehen, ſolches in Ordnung zu bringen, gewiſſe
Saͤtze, die ſonſt gar nicht zuſammen haͤngen, mit
einander zu verknuͤpffen, und allgemeine Regeln hie-
von zu ertheilen. Die Vorſtellung dieſer Schwuͤ-
rigkeit hat manche abgehalten, daß ſie ſich an die
Ceremoniel-Wiſſenſchafft nicht manchen wollen.
Wer aber nach Wahrheit und Ordnung ſtrebet,
und gelernt hat, das wahre von dem falſchen, und
das gute von dem boͤſen zu unterſcheiden, auch die
Regeln einer ordentlichen Lehr-Art in Kopff hat,
wird auch hierbey den Muth nicht ſincken laſſen.

§. 23. Die gantze Lehre, welche den aͤußerlichen
Handlungen eine gewiſſe Weiſe vorſchreibet, leitet
ihren Urſprung aus der Welt-Weißheit, und gruͤn-
det ſich auf die geſunde Vernunfft. Ob nun ſchon
nicht alles, was die Vernunfft erkannt, davon ange-
nommen worden, bißweilen auch wohl das Gegen-
theil davon in groͤßern Werth und Anſehen, ſo hat
doch die Welt manches davon beybehalten; Jn ſo
weit nun dergleichen Regeln vernuͤnfftig, in ſo weit
ſind ſie auch allgemein, und behalten ihre Krafft an
allen Orten, und zu allen Zeiten. Durch die Ce-
remoniel-
Wiſſenſchafft wird man geſchickt, man-
che gute Gebraͤuche, die noch nicht bekannt worden,
zu erfinden. Viel Ceremonien ſind dem natuͤrli-
chen Recht nicht zuwider, ob ſie ſchon nicht unmittel-
bahr daraus herflieſſen, inzwiſchen ſind ſie doch faſt
allgemein, und bey dem hoͤchſten und vornehmſten
in Obſervanz, ſie moͤgen ſich im uͤbrigen aus dieſem
oder jenem Seculo, aus dieſem oder jenem Lande

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[18/0038] I. Theil. I. Capitul. vergehen, ſolches in Ordnung zu bringen, gewiſſe Saͤtze, die ſonſt gar nicht zuſammen haͤngen, mit einander zu verknuͤpffen, und allgemeine Regeln hie- von zu ertheilen. Die Vorſtellung dieſer Schwuͤ- rigkeit hat manche abgehalten, daß ſie ſich an die Ceremoniel-Wiſſenſchafft nicht manchen wollen. Wer aber nach Wahrheit und Ordnung ſtrebet, und gelernt hat, das wahre von dem falſchen, und das gute von dem boͤſen zu unterſcheiden, auch die Regeln einer ordentlichen Lehr-Art in Kopff hat, wird auch hierbey den Muth nicht ſincken laſſen. §. 23. Die gantze Lehre, welche den aͤußerlichen Handlungen eine gewiſſe Weiſe vorſchreibet, leitet ihren Urſprung aus der Welt-Weißheit, und gruͤn- det ſich auf die geſunde Vernunfft. Ob nun ſchon nicht alles, was die Vernunfft erkannt, davon ange- nommen worden, bißweilen auch wohl das Gegen- theil davon in groͤßern Werth und Anſehen, ſo hat doch die Welt manches davon beybehalten; Jn ſo weit nun dergleichen Regeln vernuͤnfftig, in ſo weit ſind ſie auch allgemein, und behalten ihre Krafft an allen Orten, und zu allen Zeiten. Durch die Ce- remoniel-Wiſſenſchafft wird man geſchickt, man- che gute Gebraͤuche, die noch nicht bekannt worden, zu erfinden. Viel Ceremonien ſind dem natuͤrli- chen Recht nicht zuwider, ob ſie ſchon nicht unmittel- bahr daraus herflieſſen, inzwiſchen ſind ſie doch faſt allgemein, und bey dem hoͤchſten und vornehmſten in Obſervanz, ſie moͤgen ſich im uͤbrigen aus dieſem oder jenem Seculo, aus dieſem oder jenem Lande her-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/38>, abgerufen am 24.11.2024.