Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Theil. IV. Capitul.
und Schuldigkeit, gegen unsers gleichen aber müs-
sen wirs aus Liebe und Höflichkeit thun.

§. 4. Schreibet man an eine höhere Person, so
muß man alle Sorgfalt anwenden, daß man, dem
Wohlstand gemäß, auch bey dieser Correspon-
denz
den gebührenden Respect gegen sie beobach-
te, und alles hierbey harmonire, was so wohl dem
innerlichen, als äußerlichen nach hierbey nöthig ist.
Das Schreiben des Briefes mit eigener Hand
wird insgemein vor ein Zeichen der Unterthänigkeit
geachtet, so die Geringern dem Höhern zu erzeigen
pflichtig, jedoch leidet dieses seinen Abfall, wenn
der Geringere eine so heßliche Hand schreibt, daß
sie von dem Höhern entweder gar nicht oder doch
mit Mühe und Noth gelesen werden kan; Bey
diesem Fall ist es vernünfftiger, daß man einen
andern den Brief schreiben läst, als daß man ihnen
mit seiner übeln und unleserlichen Hand beschwer-
lich fällt.

§. 5. Es ist dem Wohlstand zuwider, wenn sich
der Geringere untersteht an den Höhern ein bloß
Billet oder zugeknüpfftes Briefgen zu überschicken,
welches man nur bey einigen Fällen gegen seines
gleichen zu thun gewohnt ist. Solten bißweilen
einige Umstände, da ein Subalterne in gröster Eyl
an seinem Vorgesetzten etwas zu berichten hat, da
Mangel an Papier verhanden, und die Sache kei-
nen Verzug leidet, einige Ausnahmen zu Wege zu
bringen, so bleibet es doch in dem übrigen bey der
Regel.

§. 6.

II. Theil. IV. Capitul.
und Schuldigkeit, gegen unſers gleichen aber muͤſ-
ſen wirs aus Liebe und Hoͤflichkeit thun.

§. 4. Schreibet man an eine hoͤhere Perſon, ſo
muß man alle Sorgfalt anwenden, daß man, dem
Wohlſtand gemaͤß, auch bey dieſer Correſpon-
denz
den gebuͤhrenden Reſpect gegen ſie beobach-
te, und alles hierbey harmonire, was ſo wohl dem
innerlichen, als aͤußerlichen nach hierbey noͤthig iſt.
Das Schreiben des Briefes mit eigener Hand
wird insgemein vor ein Zeichen der Unterthaͤnigkeit
geachtet, ſo die Geringern dem Hoͤhern zu erzeigen
pflichtig, jedoch leidet dieſes ſeinen Abfall, wenn
der Geringere eine ſo heßliche Hand ſchreibt, daß
ſie von dem Hoͤhern entweder gar nicht oder doch
mit Muͤhe und Noth geleſen werden kan; Bey
dieſem Fall iſt es vernuͤnfftiger, daß man einen
andern den Brief ſchreiben laͤſt, als daß man ihnen
mit ſeiner uͤbeln und unleſerlichen Hand beſchwer-
lich faͤllt.

§. 5. Es iſt dem Wohlſtand zuwider, wenn ſich
der Geringere unterſteht an den Hoͤhern ein bloß
Billet oder zugeknuͤpfftes Briefgen zu uͤberſchicken,
welches man nur bey einigen Faͤllen gegen ſeines
gleichen zu thun gewohnt iſt. Solten bißweilen
einige Umſtaͤnde, da ein Subalterne in groͤſter Eyl
an ſeinem Vorgeſetzten etwas zu berichten hat, da
Mangel an Papier verhanden, und die Sache kei-
nen Verzug leidet, einige Ausnahmen zu Wege zu
bringen, ſo bleibet es doch in dem uͤbrigen bey der
Regel.

§. 6.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0344" n="324"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
und Schuldigkeit, gegen un&#x017F;ers gleichen aber mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wirs aus Liebe und Ho&#x0364;flichkeit thun.</p><lb/>
        <p>§. 4. Schreibet man an eine ho&#x0364;here Per&#x017F;on, &#x017F;o<lb/>
muß man alle Sorgfalt anwenden, daß man, dem<lb/>
Wohl&#x017F;tand gema&#x0364;ß, auch bey die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;pon-<lb/>
denz</hi> den gebu&#x0364;hrenden <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> gegen &#x017F;ie beobach-<lb/>
te, und alles hierbey <hi rendition="#aq">harmoni</hi>re, was &#x017F;o wohl dem<lb/>
innerlichen, als a&#x0364;ußerlichen nach hierbey no&#x0364;thig i&#x017F;t.<lb/>
Das Schreiben des Briefes mit eigener Hand<lb/>
wird insgemein vor ein Zeichen der Untertha&#x0364;nigkeit<lb/>
geachtet, &#x017F;o die Geringern dem Ho&#x0364;hern zu erzeigen<lb/>
pflichtig, jedoch leidet die&#x017F;es &#x017F;einen Abfall, wenn<lb/>
der Geringere eine &#x017F;o heßliche Hand &#x017F;chreibt, daß<lb/>
&#x017F;ie von dem Ho&#x0364;hern entweder gar nicht oder doch<lb/>
mit Mu&#x0364;he und Noth gele&#x017F;en werden kan; Bey<lb/>
die&#x017F;em Fall i&#x017F;t es vernu&#x0364;nfftiger, daß man einen<lb/>
andern den Brief &#x017F;chreiben la&#x0364;&#x017F;t, als daß man ihnen<lb/>
mit &#x017F;einer u&#x0364;beln und unle&#x017F;erlichen Hand be&#x017F;chwer-<lb/>
lich fa&#x0364;llt.</p><lb/>
        <p>§. 5. Es i&#x017F;t dem Wohl&#x017F;tand zuwider, wenn &#x017F;ich<lb/>
der Geringere unter&#x017F;teht an den Ho&#x0364;hern ein bloß<lb/><hi rendition="#aq">Billet</hi> oder zugeknu&#x0364;pfftes Briefgen zu u&#x0364;ber&#x017F;chicken,<lb/>
welches man nur bey einigen Fa&#x0364;llen gegen &#x017F;eines<lb/>
gleichen zu thun gewohnt i&#x017F;t. Solten bißweilen<lb/>
einige Um&#x017F;ta&#x0364;nde, da ein <hi rendition="#aq">Subalterne</hi> in gro&#x0364;&#x017F;ter Eyl<lb/>
an &#x017F;einem Vorge&#x017F;etzten etwas zu berichten hat, da<lb/>
Mangel an Papier verhanden, und die Sache kei-<lb/>
nen Verzug leidet, einige Ausnahmen zu Wege zu<lb/>
bringen, &#x017F;o bleibet es doch in dem u&#x0364;brigen bey der<lb/>
Regel.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 6.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0344] II. Theil. IV. Capitul. und Schuldigkeit, gegen unſers gleichen aber muͤſ- ſen wirs aus Liebe und Hoͤflichkeit thun. §. 4. Schreibet man an eine hoͤhere Perſon, ſo muß man alle Sorgfalt anwenden, daß man, dem Wohlſtand gemaͤß, auch bey dieſer Correſpon- denz den gebuͤhrenden Reſpect gegen ſie beobach- te, und alles hierbey harmonire, was ſo wohl dem innerlichen, als aͤußerlichen nach hierbey noͤthig iſt. Das Schreiben des Briefes mit eigener Hand wird insgemein vor ein Zeichen der Unterthaͤnigkeit geachtet, ſo die Geringern dem Hoͤhern zu erzeigen pflichtig, jedoch leidet dieſes ſeinen Abfall, wenn der Geringere eine ſo heßliche Hand ſchreibt, daß ſie von dem Hoͤhern entweder gar nicht oder doch mit Muͤhe und Noth geleſen werden kan; Bey dieſem Fall iſt es vernuͤnfftiger, daß man einen andern den Brief ſchreiben laͤſt, als daß man ihnen mit ſeiner uͤbeln und unleſerlichen Hand beſchwer- lich faͤllt. §. 5. Es iſt dem Wohlſtand zuwider, wenn ſich der Geringere unterſteht an den Hoͤhern ein bloß Billet oder zugeknuͤpfftes Briefgen zu uͤberſchicken, welches man nur bey einigen Faͤllen gegen ſeines gleichen zu thun gewohnt iſt. Solten bißweilen einige Umſtaͤnde, da ein Subalterne in groͤſter Eyl an ſeinem Vorgeſetzten etwas zu berichten hat, da Mangel an Papier verhanden, und die Sache kei- nen Verzug leidet, einige Ausnahmen zu Wege zu bringen, ſo bleibet es doch in dem uͤbrigen bey der Regel. §. 6.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/344
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/344>, abgerufen am 20.07.2024.