einige theologische Gründe bey mancherley weltli- chen Reden ebenfalls gar wohl anbringen, als bey Parentationen, da der Trost, den man der trauri- gen hinterlassenen Familie abstatten solle, sonst sehr krafftloß seyn würde, wenn man bey der bloßen Vernunfft bleiben solte, ingleichen bey Huldigungs- Reden, wenn man im Nahmen der Landes-Herr- schafft den Unterthanen, insonderheit denen, die sich bey manchen Umständen als unruhige und störri- sche Köpffe erweisen, besondere Pflichten einzu- schärffen hat, und bey vielen andern Fällen mehr.
§. 18. Da eine weltliche Rede von einer geistli- chen abzusondern, so müssen auch die Sprüche und Sätze der göttlichen Schrifft darinnen spahrsa- mer angeführt werden, als in den Predigten. Denn so wenig es einem Prediger anständig, wenn er in seinen Predigten lauter Raisonemens der Vernunfft vorbringt, und fast gar keinen Spruch göttlichen Wortes anziehet, so wenig stehet es hin- gegen einem weltlichen Redner an, wenn er in allen Periodis einen Propheten, Evangelisten oder Apo- stel allegiren wolte. Ein weltlicher Redner kan sich der heiligen Schrifft bey seinen Reden auf zweyerley Art bedienen. Er kan seine Rede mit einem solchen Lehr-Satz anfangen den zwar auch die Vernunfft erkennt, der aber in dem Worte GOttes zugleich mit vorgetragen wird, und diesen Lehr-Satz durch die gantze Rede nach der Ver- nunfft durchführen. Also kan einer bey einer Pa-
renta-
II. Theil. III. Capitul.
einige theologiſche Gruͤnde bey mancherley weltli- chen Reden ebenfalls gar wohl anbringen, als bey Parentationen, da der Troſt, den man der trauri- gen hinterlaſſenen Familie abſtatten ſolle, ſonſt ſehr krafftloß ſeyn wuͤrde, wenn man bey der bloßen Vernunfft bleiben ſolte, ingleichen bey Huldigungs- Reden, wenn man im Nahmen der Landes-Herr- ſchafft den Unterthanen, inſonderheit denen, die ſich bey manchen Umſtaͤnden als unruhige und ſtoͤrri- ſche Koͤpffe erweiſen, beſondere Pflichten einzu- ſchaͤrffen hat, und bey vielen andern Faͤllen mehr.
§. 18. Da eine weltliche Rede von einer geiſtli- chen abzuſondern, ſo muͤſſen auch die Spruͤche und Saͤtze der goͤttlichen Schrifft darinnen ſpahrſa- mer angefuͤhrt werden, als in den Predigten. Denn ſo wenig es einem Prediger anſtaͤndig, wenn er in ſeinen Predigten lauter Raiſonemens der Vernunfft vorbringt, und faſt gar keinen Spruch goͤttlichen Wortes anziehet, ſo wenig ſtehet es hin- gegen einem weltlichen Redner an, wenn er in allen Periodis einen Propheten, Evangeliſten oder Apo- ſtel allegiren wolte. Ein weltlicher Redner kan ſich der heiligen Schrifft bey ſeinen Reden auf zweyerley Art bedienen. Er kan ſeine Rede mit einem ſolchen Lehr-Satz anfangen den zwar auch die Vernunfft erkennt, der aber in dem Worte GOttes zugleich mit vorgetragen wird, und dieſen Lehr-Satz durch die gantze Rede nach der Ver- nunfft durchfuͤhren. Alſo kan einer bey einer Pa-
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II. Theil. III. Capitul.
einige theologiſche Gruͤnde bey mancherley weltli-
chen Reden ebenfalls gar wohl anbringen, als bey
Parentationen, da der Troſt, den man der trauri-
gen hinterlaſſenen Familie abſtatten ſolle, ſonſt ſehr
krafftloß ſeyn wuͤrde, wenn man bey der bloßen
Vernunfft bleiben ſolte, ingleichen bey Huldigungs-
Reden, wenn man im Nahmen der Landes-Herr-
ſchafft den Unterthanen, inſonderheit denen, die ſich
bey manchen Umſtaͤnden als unruhige und ſtoͤrri-
ſche Koͤpffe erweiſen, beſondere Pflichten einzu-
ſchaͤrffen hat, und bey vielen andern Faͤllen
mehr.
§. 18. Da eine weltliche Rede von einer geiſtli-
chen abzuſondern, ſo muͤſſen auch die Spruͤche und
Saͤtze der goͤttlichen Schrifft darinnen ſpahrſa-
mer angefuͤhrt werden, als in den Predigten.
Denn ſo wenig es einem Prediger anſtaͤndig, wenn
er in ſeinen Predigten lauter Raiſonemens der
Vernunfft vorbringt, und faſt gar keinen Spruch
goͤttlichen Wortes anziehet, ſo wenig ſtehet es hin-
gegen einem weltlichen Redner an, wenn er in allen
Periodis einen Propheten, Evangeliſten oder Apo-
ſtel allegiren wolte. Ein weltlicher Redner kan
ſich der heiligen Schrifft bey ſeinen Reden auf
zweyerley Art bedienen. Er kan ſeine Rede mit
einem ſolchen Lehr-Satz anfangen den zwar auch
die Vernunfft erkennt, der aber in dem Worte
GOttes zugleich mit vorgetragen wird, und dieſen
Lehr-Satz durch die gantze Rede nach der Ver-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/336>, abgerufen am 22.11.2024.
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