sie im übrigen noch so vortrefflich ausgearbeitet wä- re, um ein grosses, sondern er kan sich auch durch die- ses Versehen bey vielen, theils von denen, und auch theils vor denen er zu reden hat, verhaßt machen. Bey Ablegung der Reverences, bey Benennung der hohen Standes-Personen, und bey andern Wörtern seiner Rede, bey denen er seine Demuth und unterthänigste Ehrerbietigkeit anzeiget, muß er ebenfalls Accuratesse erweisen.
§. 9. Es läst zu pedantisch, wenn ein Redner mit seiner Captatione benevolentiae bey seiner Re- de aufgezogen kommt, und sich bey den Zuhörern ein geneigt Gehör vorher ausbitten will. Die Zu- hörer wissen wohl, daß er und sie aus keinen andern Endzweck an diesem Ort zusammen kommen, als daß er reden, und sie hingegen ihm zuhören sollen. Führet er sich bey seiner Rede als ein vernünfftiger und manierlicher Redner auf, so wird er so wohl ge- neigt Gehör finden, er mag sie vorher durch ein Compliment darum ersuchen oder nicht. Macht ers aber schlecht, so wird er seine Captationem be- nevolenriae wahrhafftig auch vergebens anbrin- gen.
§. 10. Es will sich auch nicht sonderlich schicken, wenn ein Redner von seiner eignen Person gar zu viel erwehnt, und sich allzu sehr verringert, wie eini- ge junge Leute, aus allzu grosser Demuth und Sitt- samkeit bißweilen zu thun pflegen. Bringen sie ih- re Sachen ungeschickt vor, und sie nennen sich öff- ters ungeschickte oder unwürdige Redner, so geben
ihnen
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Von Ablegung oͤffentlicher Reden.
ſie im uͤbrigen noch ſo vortrefflich ausgearbeitet waͤ- re, um ein groſſes, ſondern er kan ſich auch durch die- ſes Verſehen bey vielen, theils von denen, und auch theils vor denen er zu reden hat, verhaßt machen. Bey Ablegung der Reverences, bey Benennung der hohen Standes-Perſonen, und bey andern Woͤrtern ſeiner Rede, bey denen er ſeine Demuth und unterthaͤnigſte Ehrerbietigkeit anzeiget, muß er ebenfalls Accurateſſe erweiſen.
§. 9. Es laͤſt zu pedantiſch, wenn ein Redner mit ſeiner Captatione benevolentiæ bey ſeiner Re- de aufgezogen kommt, und ſich bey den Zuhoͤrern ein geneigt Gehoͤr vorher ausbitten will. Die Zu- hoͤrer wiſſen wohl, daß er und ſie aus keinen andern Endzweck an dieſem Ort zuſammen kommen, als daß er reden, und ſie hingegen ihm zuhoͤren ſollen. Fuͤhret er ſich bey ſeiner Rede als ein vernuͤnfftiger und manierlicher Redner auf, ſo wird er ſo wohl ge- neigt Gehoͤr finden, er mag ſie vorher durch ein Compliment darum erſuchen oder nicht. Macht ers aber ſchlecht, ſo wird er ſeine Captationem be- nevolenriæ wahrhafftig auch vergebens anbrin- gen.
§. 10. Es will ſich auch nicht ſonderlich ſchicken, wenn ein Redner von ſeiner eignen Perſon gar zu viel erwehnt, und ſich allzu ſehr verringert, wie eini- ge junge Leute, aus allzu groſſer Demuth und Sitt- ſamkeit bißweilen zu thun pflegen. Bringen ſie ih- re Sachen ungeſchickt vor, und ſie nennen ſich oͤff- ters ungeſchickte oder unwuͤrdige Redner, ſo geben
ihnen
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Von Ablegung oͤffentlicher Reden.
ſie im uͤbrigen noch ſo vortrefflich ausgearbeitet waͤ-
re, um ein groſſes, ſondern er kan ſich auch durch die-
ſes Verſehen bey vielen, theils von denen, und auch
theils vor denen er zu reden hat, verhaßt machen.
Bey Ablegung der Reverences, bey Benennung
der hohen Standes-Perſonen, und bey andern
Woͤrtern ſeiner Rede, bey denen er ſeine Demuth
und unterthaͤnigſte Ehrerbietigkeit anzeiget, muß er
ebenfalls Accurateſſe erweiſen.
§. 9. Es laͤſt zu pedantiſch, wenn ein Redner
mit ſeiner Captatione benevolentiæ bey ſeiner Re-
de aufgezogen kommt, und ſich bey den Zuhoͤrern
ein geneigt Gehoͤr vorher ausbitten will. Die Zu-
hoͤrer wiſſen wohl, daß er und ſie aus keinen andern
Endzweck an dieſem Ort zuſammen kommen, als
daß er reden, und ſie hingegen ihm zuhoͤren ſollen.
Fuͤhret er ſich bey ſeiner Rede als ein vernuͤnfftiger
und manierlicher Redner auf, ſo wird er ſo wohl ge-
neigt Gehoͤr finden, er mag ſie vorher durch ein
Compliment darum erſuchen oder nicht. Macht
ers aber ſchlecht, ſo wird er ſeine Captationem be-
nevolenriæ wahrhafftig auch vergebens anbrin-
gen.
§. 10. Es will ſich auch nicht ſonderlich ſchicken,
wenn ein Redner von ſeiner eignen Perſon gar zu
viel erwehnt, und ſich allzu ſehr verringert, wie eini-
ge junge Leute, aus allzu groſſer Demuth und Sitt-
ſamkeit bißweilen zu thun pflegen. Bringen ſie ih-
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ters ungeſchickte oder unwuͤrdige Redner, ſo geben
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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