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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. VII. Capitul.
schlechte Zufriedenheit davon zu erwarten haben;
Wer also den Trunck nicht vertragen kan, muß
die Höfe meyden, wo man bey dem übermäßigen
Truncke keine Dispensation erhalten kan. Wer mäs-
sige Einkünffte besitzt, darf sich an den Höfen, wo
alles mit einer besondern Magnisicence zugehet,
oder große Geld-Summen in Spielen aufgesetzt
werden, nicht lange aufhalten.

§. 5. Man thut überaus wohl, wenn man sich
vorhero, ehe man den Hof besieht, nach allen un-
vermeydlichen und zum Wohlstand erforderlichen
Ausgaben genau erkundiget, damit man sich dar-
nach zu richten wisse, und bey der Zeit seines Auf-
enthalts eine durchgehends gleiche Conduite be-
obachten möge. Es läst sehr schlecht, wenn man
einige Wochen einen großen Staat macht, sich in
Quartier, Equipage u. s. w. prächtig aufführt, oder
alle Tage in Spiel-Gesellschafften antreffen läst,
und grosse Summen mit aufsetzt, hernach aber die
übrige Zeit zu Fuß gehet, das propre Quartier mit
einem schlechten verwechselt, und fast keine Gesell-
schafft mehr besucht, so daß man sich nachgehends
bey andern Leuten durch diese jählinge Verände-
rung lächerlich macht.

§. 6. Kommt ein junger Cavalier in eine Fürst-
liche Residentz, so muß er wissen, wie er sich bey
Hofe zu melden habe, und durch wen er introdu-
ci
ret, und bey den Durchlauchtigsten Herrschaff-
ten praesentiret werden könne. Damit er in kei-
nem Stück verstoße, so muß er seine erste Sorge

seyn

I. Theil. VII. Capitul.
ſchlechte Zufriedenheit davon zu erwarten haben;
Wer alſo den Trunck nicht vertragen kan, muß
die Hoͤfe meyden, wo man bey dem uͤbermaͤßigen
Tꝛuncke keine Diſpenſation erhalten kan. Wer maͤſ-
ſige Einkuͤnffte beſitzt, darf ſich an den Hoͤfen, wo
alles mit einer beſondern Magniſicence zugehet,
oder große Geld-Summen in Spielen aufgeſetzt
werden, nicht lange aufhalten.

§. 5. Man thut uͤberaus wohl, wenn man ſich
vorhero, ehe man den Hof beſieht, nach allen un-
vermeydlichen und zum Wohlſtand erforderlichen
Ausgaben genau erkundiget, damit man ſich dar-
nach zu richten wiſſe, und bey der Zeit ſeines Auf-
enthalts eine durchgehends gleiche Conduite be-
obachten moͤge. Es laͤſt ſehr ſchlecht, wenn man
einige Wochen einen großen Staat macht, ſich in
Quartier, Equipage u. ſ. w. praͤchtig auffuͤhrt, oder
alle Tage in Spiel-Geſellſchafften antreffen laͤſt,
und groſſe Summen mit aufſetzt, hernach aber die
uͤbrige Zeit zu Fuß gehet, das propre Quartier mit
einem ſchlechten verwechſelt, und faſt keine Geſell-
ſchafft mehr beſucht, ſo daß man ſich nachgehends
bey andern Leuten durch dieſe jaͤhlinge Veraͤnde-
rung laͤcherlich macht.

§. 6. Kommt ein junger Cavalier in eine Fuͤrſt-
liche Reſidentz, ſo muß er wiſſen, wie er ſich bey
Hofe zu melden habe, und durch wen er introdu-
ci
ret, und bey den Durchlauchtigſten Herrſchaff-
ten præſentiret werden koͤnne. Damit er in kei-
nem Stuͤck verſtoße, ſo muß er ſeine erſte Sorge

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[204/0224] I. Theil. VII. Capitul. ſchlechte Zufriedenheit davon zu erwarten haben; Wer alſo den Trunck nicht vertragen kan, muß die Hoͤfe meyden, wo man bey dem uͤbermaͤßigen Tꝛuncke keine Diſpenſation erhalten kan. Wer maͤſ- ſige Einkuͤnffte beſitzt, darf ſich an den Hoͤfen, wo alles mit einer beſondern Magniſicence zugehet, oder große Geld-Summen in Spielen aufgeſetzt werden, nicht lange aufhalten. §. 5. Man thut uͤberaus wohl, wenn man ſich vorhero, ehe man den Hof beſieht, nach allen un- vermeydlichen und zum Wohlſtand erforderlichen Ausgaben genau erkundiget, damit man ſich dar- nach zu richten wiſſe, und bey der Zeit ſeines Auf- enthalts eine durchgehends gleiche Conduite be- obachten moͤge. Es laͤſt ſehr ſchlecht, wenn man einige Wochen einen großen Staat macht, ſich in Quartier, Equipage u. ſ. w. praͤchtig auffuͤhrt, oder alle Tage in Spiel-Geſellſchafften antreffen laͤſt, und groſſe Summen mit aufſetzt, hernach aber die uͤbrige Zeit zu Fuß gehet, das propre Quartier mit einem ſchlechten verwechſelt, und faſt keine Geſell- ſchafft mehr beſucht, ſo daß man ſich nachgehends bey andern Leuten durch dieſe jaͤhlinge Veraͤnde- rung laͤcherlich macht. §. 6. Kommt ein junger Cavalier in eine Fuͤrſt- liche Reſidentz, ſo muß er wiſſen, wie er ſich bey Hofe zu melden habe, und durch wen er introdu- ciret, und bey den Durchlauchtigſten Herrſchaff- ten præſentiret werden koͤnne. Damit er in kei- nem Stuͤck verſtoße, ſo muß er ſeine erſte Sorge ſeyn

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/224>, abgerufen am 24.11.2024.