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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Manieren u. Stellungen des Leibes.
an seinen Sohn gerichteten Instruction pag. 229.
folgende Regeln, die ich in das Teutsche übersetzen
will: Eines jeden Geberdungen und Stellungen
geben einen grossen Beweißthum seiner Sitten und
Neigungen, die sich auch bißweilen in den gering-
sten und kleinsten Sachen zu erweisen pflegen. Der
Ungezogene wird sich durch sein Lachen, durch sein
freches Gesichte, und andere unangenehme Stel-
lungen des Leibes unartig erweisen. Man kan
bißweilen aus den äusserlichen Muthmassungen, aus
seinen Geberden, Worten, Aufzuge und andern
Zeichen, sein innerliches, und von dem geringsten
äusserlichen, offt das wichtigste innerliche kennen
lernen; daher das Sprichwort entstanden: Einem
Menschen gleich an seiner Stirne zu erkennen.
Diesemnach soll ein jedweder in diesen drey Stü-
cken auf sich Acht haben, und über sich herrschen,
bey einem sittsamen Gange, bey den Minen seines
Gesichts, und bey allen, einem vernünfftigen Men-
schen, anstehenden Geberden.

§. 6. Die Frantzösische Nation hat in denen
Schrifften, die einige geschickte Männer unter ih-
nen von der Politesse aufgesetzt, jungen Leuten von
dieser Materie viel nützliche Regeln vorgeschrieben.
Da sie in Benennung solcher Dinge sorgfältiger
gewesen, als wir Teutschen, so haben sie die Ma-
nierlichkeit, oder Unmanierlichkeit, in Ansehung der
Bewegungen des Leibes, in drey Haupt-Stücke
eingetheilet, die sie la mine, l'air, und le port zu
benennen pflegen. La mine heist, die ordinaire

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Von Manieren u. Stellungen des Leibes.
an ſeinen Sohn gerichteten Inſtruction pag. 229.
folgende Regeln, die ich in das Teutſche uͤberſetzen
will: Eines jeden Geberdungen und Stellungen
geben einen groſſen Beweißthum ſeiner Sitten und
Neigungen, die ſich auch bißweilen in den gering-
ſten und kleinſten Sachen zu erweiſen pflegen. Der
Ungezogene wird ſich durch ſein Lachen, durch ſein
freches Geſichte, und andere unangenehme Stel-
lungen des Leibes unartig erweiſen. Man kan
bißweilen aus den aͤuſſerlichen Muthmaſſungen, aus
ſeinen Geberden, Worten, Aufzuge und andern
Zeichen, ſein innerliches, und von dem geringſten
aͤuſſerlichen, offt das wichtigſte innerliche kennen
lernen; daher das Sprichwort entſtanden: Einem
Menſchen gleich an ſeiner Stirne zu erkennen.
Dieſemnach ſoll ein jedweder in dieſen drey Stuͤ-
cken auf ſich Acht haben, und uͤber ſich herrſchen,
bey einem ſittſamen Gange, bey den Minen ſeines
Geſichts, und bey allen, einem vernuͤnfftigen Men-
ſchen, anſtehenden Geberden.

§. 6. Die Frantzoͤſiſche Nation hat in denen
Schrifften, die einige geſchickte Maͤnner unter ih-
nen von der Politeſſe aufgeſetzt, jungen Leuten von
dieſer Materie viel nuͤtzliche Regeln vorgeſchrieben.
Da ſie in Benennung ſolcher Dinge ſorgfaͤltiger
geweſen, als wir Teutſchen, ſo haben ſie die Ma-
nierlichkeit, oder Unmanierlichkeit, in Anſehung der
Bewegungen des Leibes, in drey Haupt-Stuͤcke
eingetheilet, die ſie la mine, l’air, und le port zu
benennen pflegen. La mine heiſt, die ordinaire

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[183/0203] Von Manieren u. Stellungen des Leibes. an ſeinen Sohn gerichteten Inſtruction pag. 229. folgende Regeln, die ich in das Teutſche uͤberſetzen will: Eines jeden Geberdungen und Stellungen geben einen groſſen Beweißthum ſeiner Sitten und Neigungen, die ſich auch bißweilen in den gering- ſten und kleinſten Sachen zu erweiſen pflegen. Der Ungezogene wird ſich durch ſein Lachen, durch ſein freches Geſichte, und andere unangenehme Stel- lungen des Leibes unartig erweiſen. Man kan bißweilen aus den aͤuſſerlichen Muthmaſſungen, aus ſeinen Geberden, Worten, Aufzuge und andern Zeichen, ſein innerliches, und von dem geringſten aͤuſſerlichen, offt das wichtigſte innerliche kennen lernen; daher das Sprichwort entſtanden: Einem Menſchen gleich an ſeiner Stirne zu erkennen. Dieſemnach ſoll ein jedweder in dieſen drey Stuͤ- cken auf ſich Acht haben, und uͤber ſich herrſchen, bey einem ſittſamen Gange, bey den Minen ſeines Geſichts, und bey allen, einem vernuͤnfftigen Men- ſchen, anſtehenden Geberden. §. 6. Die Frantzoͤſiſche Nation hat in denen Schrifften, die einige geſchickte Maͤnner unter ih- nen von der Politeſſe aufgeſetzt, jungen Leuten von dieſer Materie viel nuͤtzliche Regeln vorgeſchrieben. Da ſie in Benennung ſolcher Dinge ſorgfaͤltiger geweſen, als wir Teutſchen, ſo haben ſie die Ma- nierlichkeit, oder Unmanierlichkeit, in Anſehung der Bewegungen des Leibes, in drey Haupt-Stuͤcke eingetheilet, die ſie la mine, l’air, und le port zu benennen pflegen. La mine heiſt, die ordinaire Diſpo- M 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/203>, abgerufen am 18.12.2024.