Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

I. Theil. V. Capitul.
die Diener an ihre Herren, oder auch die in ei-
niger genauen Dependenz mit einander stehen,
sondern auch andere fremde, die einander gar
nichts angehen, bey mancherley Gelegenhei-
ten, als gehorsamste Knechte, als unterthänig-
ste Diener. Diese gottlose Gewohnheiten
haben die Christen/ zum unaussprechlichen
Schaden ihrer Seele, zu den Lügen ange-
wöhnt. Daher enthalten sich auch die Quacker
aller Complimens, und wenn sie mit den grösten
Herren zu thun haben, tractiren sie dieselben nicht
anders, als wie die gemeinsten Leute, wie solches
aus dem Exempel eines gewissen Engländers mit
Nahmen Amesii erhellet, der den Ehurfürsten zu
Brandenburg, Friedrich Wilhelm, mit folgenden
Worten soll angeredet haben: Ob ich mir schon
solcher heuchlerischen Titul gegen dir nicht gebrau-
che, als gemeiniglich gegeben werden von denen, die
Freundschafft dieser Welt suchen, und heucheln um
ihres Vortheils willen, dennoch ist mein Wunsch,
daß Wohlfarth und Glückseeligkeit bey dir, mein
Freund, möge gefunden werden, S. Schelwig in
Quackerismo Confutat. artic. 19. hypoth. 8.
und Schoepfer Diss. von Recht der Complimen-
ten, p. 10.

§. 3. Daß unsere Complimens mit mancher-
ley Heucheley und Falschheit vergesellschafftet, ist
eine bekandte Wahrheit, und schreiben folgende
Autores, die sich über den Mißbrauch der Compli-
mens und über das lasterhaffte Wesen, so damit

gar

I. Theil. V. Capitul.
die Diener an ihre Herren, oder auch die in ei-
niger genauen Dependenz mit einander ſtehen,
ſondern auch andere fremde, die einander gar
nichts angehen, bey mancherley Gelegenhei-
ten, als gehorſamſte Knechte, als unterthaͤnig-
ſte Diener. Dieſe gottloſe Gewohnheiten
haben die Chriſten/ zum unausſprechlichen
Schaden ihrer Seele, zu den Luͤgen ange-
woͤhnt. Daher enthalten ſich auch die Quacker
aller Complimens, und wenn ſie mit den groͤſten
Herren zu thun haben, tractiren ſie dieſelben nicht
anders, als wie die gemeinſten Leute, wie ſolches
aus dem Exempel eines gewiſſen Englaͤnders mit
Nahmen Ameſii erhellet, der den Ehurfuͤrſten zu
Brandenburg, Friedrich Wilhelm, mit folgenden
Worten ſoll angeredet haben: Ob ich mir ſchon
ſolcher heuchleriſchen Titul gegen dir nicht gebrau-
che, als gemeiniglich gegeben werden von denen, die
Freundſchafft dieſer Welt ſuchen, und heucheln um
ihres Vortheils willen, dennoch iſt mein Wunſch,
daß Wohlfarth und Gluͤckſeeligkeit bey dir, mein
Freund, moͤge gefunden werden, S. Schelwig in
Quackeriſmo Confutat. artic. 19. hypoth. 8.
und Schoepfer Diſſ. von Recht der Complimen-
ten, p. 10.

§. 3. Daß unſere Complimens mit mancher-
ley Heucheley und Falſchheit vergeſellſchafftet, iſt
eine bekandte Wahrheit, und ſchreiben folgende
Autores, die ſich uͤber den Mißbrauch der Compli-
mens und uͤber das laſterhaffte Weſen, ſo damit

gar
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">V.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">die Diener an ihre Herren, oder auch die in ei-<lb/>
niger genauen</hi><hi rendition="#aq">Dependenz</hi><hi rendition="#fr">mit einander &#x017F;tehen,<lb/>
&#x017F;ondern auch andere fremde, die einander gar<lb/>
nichts angehen, bey mancherley Gelegenhei-<lb/>
ten, als gehor&#x017F;am&#x017F;te Knechte, als untertha&#x0364;nig-<lb/>
&#x017F;te Diener. Die&#x017F;e gottlo&#x017F;e Gewohnheiten<lb/>
haben die Chri&#x017F;ten/ zum unaus&#x017F;prechlichen<lb/>
Schaden ihrer Seele, zu den Lu&#x0364;gen ange-<lb/>
wo&#x0364;hnt.</hi> Daher enthalten &#x017F;ich auch die Quacker<lb/>
aller <hi rendition="#aq">Complimens,</hi> und wenn &#x017F;ie mit den gro&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
Herren zu thun haben, <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren &#x017F;ie die&#x017F;elben nicht<lb/>
anders, als wie die gemein&#x017F;ten Leute, wie &#x017F;olches<lb/>
aus dem Exempel eines gewi&#x017F;&#x017F;en Engla&#x0364;nders mit<lb/>
Nahmen <hi rendition="#aq">Ame&#x017F;ii</hi> erhellet, der den Ehurfu&#x0364;r&#x017F;ten zu<lb/>
Brandenburg, Friedrich Wilhelm, mit folgenden<lb/>
Worten &#x017F;oll angeredet haben: Ob ich mir &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;olcher heuchleri&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Titul</hi> gegen dir nicht gebrau-<lb/>
che, als gemeiniglich gegeben werden von denen, die<lb/>
Freund&#x017F;chafft die&#x017F;er Welt &#x017F;uchen, und heucheln um<lb/>
ihres Vortheils willen, dennoch i&#x017F;t mein Wun&#x017F;ch,<lb/>
daß Wohlfarth und Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeit bey dir, mein<lb/>
Freund, mo&#x0364;ge gefunden werden, S. <hi rendition="#aq">Schelwig</hi> in<lb/><hi rendition="#aq">Quackeri&#x017F;mo Confutat. artic. 19. hypoth.</hi> 8.<lb/>
und <hi rendition="#aq">Schoepfer Di&#x017F;&#x017F;.</hi> von Recht der <hi rendition="#aq">Complimen-</hi><lb/>
ten, <hi rendition="#aq">p.</hi> 10.</p><lb/>
        <p>§. 3. Daß un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Complimens</hi> mit mancher-<lb/>
ley Heucheley und Fal&#x017F;chheit verge&#x017F;ell&#x017F;chafftet, i&#x017F;t<lb/>
eine bekandte Wahrheit, und &#x017F;chreiben folgende<lb/><hi rendition="#aq">Autores,</hi> die &#x017F;ich u&#x0364;ber den Mißbrauch der <hi rendition="#aq">Compli-<lb/>
mens</hi> und u&#x0364;ber das la&#x017F;terhaffte We&#x017F;en, &#x017F;o damit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gar</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0162] I. Theil. V. Capitul. die Diener an ihre Herren, oder auch die in ei- niger genauen Dependenz mit einander ſtehen, ſondern auch andere fremde, die einander gar nichts angehen, bey mancherley Gelegenhei- ten, als gehorſamſte Knechte, als unterthaͤnig- ſte Diener. Dieſe gottloſe Gewohnheiten haben die Chriſten/ zum unausſprechlichen Schaden ihrer Seele, zu den Luͤgen ange- woͤhnt. Daher enthalten ſich auch die Quacker aller Complimens, und wenn ſie mit den groͤſten Herren zu thun haben, tractiren ſie dieſelben nicht anders, als wie die gemeinſten Leute, wie ſolches aus dem Exempel eines gewiſſen Englaͤnders mit Nahmen Ameſii erhellet, der den Ehurfuͤrſten zu Brandenburg, Friedrich Wilhelm, mit folgenden Worten ſoll angeredet haben: Ob ich mir ſchon ſolcher heuchleriſchen Titul gegen dir nicht gebrau- che, als gemeiniglich gegeben werden von denen, die Freundſchafft dieſer Welt ſuchen, und heucheln um ihres Vortheils willen, dennoch iſt mein Wunſch, daß Wohlfarth und Gluͤckſeeligkeit bey dir, mein Freund, moͤge gefunden werden, S. Schelwig in Quackeriſmo Confutat. artic. 19. hypoth. 8. und Schoepfer Diſſ. von Recht der Complimen- ten, p. 10. §. 3. Daß unſere Complimens mit mancher- ley Heucheley und Falſchheit vergeſellſchafftet, iſt eine bekandte Wahrheit, und ſchreiben folgende Autores, die ſich uͤber den Mißbrauch der Compli- mens und uͤber das laſterhaffte Weſen, ſo damit gar

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/162
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/162>, abgerufen am 22.11.2024.