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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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schöner Jünglinge zu ewigem Leben im Reiche der Nymphen
und Geister erzählte manche Volkssage 1). Und noch der gegen-
wärtigen Zeit schien das Wunder der Entrückung nicht ganz
versagt zu sein. Seit den Königen und Königsfrauen der make-
donischen Reiche des Ostens, nach dem Vorbilde des grossen
Alexander selbst, göttliche Ehren gezollt wurden, wagte sich
auch die Fabel hervor, dass der göttliche Herrscher am Ende
seines irdischen Daseins nicht gestorben sei, sondern, nur "ent-
rafft" von der Gottheit, weiterlebe 2). Dem Gotte ist es, wie

Oropos) und des Trophonios (wie auch des Amphilochos in Kilikien)
kennen und beschreiben als noch bestehend Celsus, Pausanias. Eine In-
schrift aus Lebadea, 1. Hälfte des 3. Jahrh. nach Chr., C. I. Gr. septentr.
1, 3426 nennt eine Priesterin tes Omonoias ton Ellenon para to
Trophonio.
1) Astakiden ton Kreta, ton aipolon, erpase numphe ex oreon kai nun
ieros Astakides (er ist göttlich, d. h. unsterblich geworden). Kallimach.
epigr. 24. Gleicher Art ist die Sage von Hylas (aphanes egeneto Ant. Lib.
26), von Bormos bei den Mariandynen (numpholeptos, Hesych. s. Bormon;
aphanisthenai, Nymphis fr. 9); auch die Sage von Daphnis; und schon der
Geschichte von Odysseus bei Kalypso, die ihn in ihrer Höhle festhält
und unsterblich und nicht alternd für alle Zeit machen will, liegt eine
solche Nymphensage zu Grunde (selbst der Name der Nymphe bezeich-
net hier ihre Macht, den geliebten Sterblichen zu kaluptein, d. i. aphane
poiein). Nur kommt hier, da der Zauber gebrochen wird, die apathanatisis
des Entrückten nicht zur Ausführung. Aehnliche Entrückung in anderen
Sagen von der Liebe einer Nymphe zu einem Jüngling (s. Griech. Roman
109, 1. Sehr altes Beispiel: die neis Abarbaree und Bukolion, der
Sohn des Laomedon: Il. Z 21 ff.). Die Vorstellung, dass eine Entrückung
durch Nymphen ein ewiges Fortleben, nicht den Tod bedeute, blieb lebendig.
Ins. aus Rom (Kaib. ep. lap. 570, 9. 10): tois paros oun muthois pisteuete ;
paida gar esthlen erpasan os terpnen Naides, ou thanatos. Und n. 571:
Numphai krenaiai me sunerpasan ek biotoio, kai takha pou times eineka
tout epathon.
2) Deutlich so von Berenike, der Gemahlin des Ptolemaeos Soter,
Theokrit 17, 46. Aphrodite anredend sagt dieser: sethen d eneken Berenika eu-
eides Akheronta polustonon ouk eperasen, alla min arpaxasa, paroith epi
nea katenthein kuanean kai stugnon aei porthmea kamonton, es naon katethekas,
eas d apedassao timas (als thea paredros oder sunnaos. Vgl. Inschr. v.
Pergamon
Nr. 246, 8 ff.). Vgl. Theocr. 15, 106 ff. Sonst wird diese Vorstellung
wohl nicht so bestimmt ausgesprochen (dass die Entrückung eigentlich
Voraussetzung für das Abscheiden des vergötterten Fürsten ist, geht aber
auch aus der von Arrian. Anab. 7, 27, 3 unwillig verworfenen Erzählung

schöner Jünglinge zu ewigem Leben im Reiche der Nymphen
und Geister erzählte manche Volkssage 1). Und noch der gegen-
wärtigen Zeit schien das Wunder der Entrückung nicht ganz
versagt zu sein. Seit den Königen und Königsfrauen der make-
donischen Reiche des Ostens, nach dem Vorbilde des grossen
Alexander selbst, göttliche Ehren gezollt wurden, wagte sich
auch die Fabel hervor, dass der göttliche Herrscher am Ende
seines irdischen Daseins nicht gestorben sei, sondern, nur „ent-
rafft“ von der Gottheit, weiterlebe 2). Dem Gotte ist es, wie

Oropos) und des Trophonios (wie auch des Amphilochos in Kilikien)
kennen und beschreiben als noch bestehend Celsus, Pausanias. Eine In-
schrift aus Lebadea, 1. Hälfte des 3. Jahrh. nach Chr., C. I. Gr. septentr.
1, 3426 nennt eine Priesterin τῆς Ὁμονοίας τῶν Ἑλλήνων παρὰ τῷ
Τροφωνίῳ.
1) Ἀστακίδην τὸν Κρῆτα, τὸν αἰπόλον, ἥρπασε νύμφη ἐξ ὀρέων καὶ νῦν
ἱερὸς Ἀστακίδης (er ist göttlich, d. h. unsterblich geworden). Kallimach.
epigr. 24. Gleicher Art ist die Sage von Hylas (ἀφανὴς ἐγένετο Ant. Lib.
26), von Bormos bei den Mariandynen (νυμφόληπτος, Hesych. s. Βῶρμον;
ἀφανισϑῆναι, Nymphis fr. 9); auch die Sage von Daphnis; und schon der
Geschichte von Odysseus bei Kalypso, die ihn in ihrer Höhle festhält
und unsterblich und nicht alternd für alle Zeit machen will, liegt eine
solche Nymphensage zu Grunde (selbst der Name der Nymphe bezeich-
net hier ihre Macht, den geliebten Sterblichen zu καλύπτειν, d. i. ἀφανῆ
ποιεῖν). Nur kommt hier, da der Zauber gebrochen wird, die ἀπαϑανάτισις
des Entrückten nicht zur Ausführung. Aehnliche Entrückung in anderen
Sagen von der Liebe einer Nymphe zu einem Jüngling (s. Griech. Roman
109, 1. Sehr altes Beispiel: die νηὶς Ἀβαρβαρέη und Bukolion, der
Sohn des Laomedon: Il. Z 21 ff.). Die Vorstellung, dass eine Entrückung
durch Nymphen ein ewiges Fortleben, nicht den Tod bedeute, blieb lebendig.
Ins. aus Rom (Kaib. ep. lap. 570, 9. 10): τοῖς πάρος οὖν μύϑοις πιστεύετε ·
παῖδα γὰρ ἐσϑλὴν ἥρπασαν ὠς τερπνὴν Ναΐδες, οὐ ϑάνατος. Und n. 571:
Νύμφαι κρηναῖαί με συνήρπασαν ἐκ βιότοιο, καὶ τάχα που τιμῆς εἵνεκα
τοῦτ̕ ἔπαϑον.
2) Deutlich so von Berenike, der Gemahlin des Ptolemaeos Soter,
Theokrit 17, 46. Aphrodite anredend sagt dieser: σέϑεν δ̕ ἕνεκεν Βερενίκα εὐ-
ειδὴς Ἀχέροντα πολύστονον οὐκ ἐπέρασεν, ἀλλά μιν ἁρπάξασα, πάροιϑ̕ ἐπὶ
νῆα κατενϑεῖν κυανέαν καὶ στυγνὸν ἀεὶ πορϑμῆα καμόντων, ἐς ναὸν κατέϑηκας,
ἑᾶς δ̕ ἀπεδάσσαο τιμᾶς (als ϑεὰ πάρεδρος oder σύνναος. Vgl. Inschr. v.
Pergamon
Nr. 246, 8 ff.). Vgl. Theocr. 15, 106 ff. Sonst wird diese Vorstellung
wohl nicht so bestimmt ausgesprochen (dass die Entrückung eigentlich
Voraussetzung für das Abscheiden des vergötterten Fürsten ist, geht aber
auch aus der von Arrian. Anab. 7, 27, 3 unwillig verworfenen Erzählung
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[663/0679] schöner Jünglinge zu ewigem Leben im Reiche der Nymphen und Geister erzählte manche Volkssage 1). Und noch der gegen- wärtigen Zeit schien das Wunder der Entrückung nicht ganz versagt zu sein. Seit den Königen und Königsfrauen der make- donischen Reiche des Ostens, nach dem Vorbilde des grossen Alexander selbst, göttliche Ehren gezollt wurden, wagte sich auch die Fabel hervor, dass der göttliche Herrscher am Ende seines irdischen Daseins nicht gestorben sei, sondern, nur „ent- rafft“ von der Gottheit, weiterlebe 2). Dem Gotte ist es, wie 2) 1) Ἀστακίδην τὸν Κρῆτα, τὸν αἰπόλον, ἥρπασε νύμφη ἐξ ὀρέων καὶ νῦν ἱερὸς Ἀστακίδης (er ist göttlich, d. h. unsterblich geworden). Kallimach. epigr. 24. Gleicher Art ist die Sage von Hylas (ἀφανὴς ἐγένετο Ant. Lib. 26), von Bormos bei den Mariandynen (νυμφόληπτος, Hesych. s. Βῶρμον; ἀφανισϑῆναι, Nymphis fr. 9); auch die Sage von Daphnis; und schon der Geschichte von Odysseus bei Kalypso, die ihn in ihrer Höhle festhält und unsterblich und nicht alternd für alle Zeit machen will, liegt eine solche Nymphensage zu Grunde (selbst der Name der Nymphe bezeich- net hier ihre Macht, den geliebten Sterblichen zu καλύπτειν, d. i. ἀφανῆ ποιεῖν). Nur kommt hier, da der Zauber gebrochen wird, die ἀπαϑανάτισις des Entrückten nicht zur Ausführung. Aehnliche Entrückung in anderen Sagen von der Liebe einer Nymphe zu einem Jüngling (s. Griech. Roman 109, 1. Sehr altes Beispiel: die νηὶς Ἀβαρβαρέη und Bukolion, der Sohn des Laomedon: Il. Z 21 ff.). Die Vorstellung, dass eine Entrückung durch Nymphen ein ewiges Fortleben, nicht den Tod bedeute, blieb lebendig. Ins. aus Rom (Kaib. ep. lap. 570, 9. 10): τοῖς πάρος οὖν μύϑοις πιστεύετε · παῖδα γὰρ ἐσϑλὴν ἥρπασαν ὠς τερπνὴν Ναΐδες, οὐ ϑάνατος. Und n. 571: Νύμφαι κρηναῖαί με συνήρπασαν ἐκ βιότοιο, καὶ τάχα που τιμῆς εἵνεκα τοῦτ̕ ἔπαϑον. 2) Deutlich so von Berenike, der Gemahlin des Ptolemaeos Soter, Theokrit 17, 46. Aphrodite anredend sagt dieser: σέϑεν δ̕ ἕνεκεν Βερενίκα εὐ- ειδὴς Ἀχέροντα πολύστονον οὐκ ἐπέρασεν, ἀλλά μιν ἁρπάξασα, πάροιϑ̕ ἐπὶ νῆα κατενϑεῖν κυανέαν καὶ στυγνὸν ἀεὶ πορϑμῆα καμόντων, ἐς ναὸν κατέϑηκας, ἑᾶς δ̕ ἀπεδάσσαο τιμᾶς (als ϑεὰ πάρεδρος oder σύνναος. Vgl. Inschr. v. Pergamon Nr. 246, 8 ff.). Vgl. Theocr. 15, 106 ff. Sonst wird diese Vorstellung wohl nicht so bestimmt ausgesprochen (dass die Entrückung eigentlich Voraussetzung für das Abscheiden des vergötterten Fürsten ist, geht aber auch aus der von Arrian. Anab. 7, 27, 3 unwillig verworfenen Erzählung 2) Oropos) und des Trophonios (wie auch des Amphilochos in Kilikien) kennen und beschreiben als noch bestehend Celsus, Pausanias. Eine In- schrift aus Lebadea, 1. Hälfte des 3. Jahrh. nach Chr., C. I. Gr. septentr. 1, 3426 nennt eine Priesterin τῆς Ὁμονοίας τῶν Ἑλλήνων παρὰ τῷ Τροφωνίῳ.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/679>, abgerufen am 24.11.2024.