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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Mensch nicht; aber das persönlich Bestimmte des Einzelnen
kann nicht in diesem Vernunftgeiste gefunden werden 1), der,
absondernder Qualitäten überhaupt baar, überall wo er er-
scheint, sich selbst gleich, dem Sonderwesen der einzelnen
Menschen, denen er beigegeben ist, gleichmässig fremd ist, und
kaum wie ein selbständiges Besitzthum des Einzelnen erscheint.

Wenn nun der Tod eintritt, so wird der denkende "Geist"
in den Untergang des menschlichen Organismus, dem er bei-
gesellt war, nicht hineingerissen. Ihn trifft der Tod nicht.
Wie alles Ungewordene ist auch er unvergänglich 2). Er ge-
winnt sein Sonderdasein wieder; wie der grosse Weltgeist, die
Gottheit, neben ihr, nicht aus ihr fliessend, noch in sie zurück-
fliessend, erhält sich der Individualgeist des Menschen in ewigem
Leben 3). Er entschwindet nun in undurchdringliches Dunkel.
Unserer Wahrnehmung nicht nur, auch unserer Vorstellung ent-
zieht sich dieses Sonderleben des Geistes völlig: für sich allein

stos touto (der nous). ib. 1178 a, 2. to anthropo de (kratiston kai ediston)
o kata noun bios, eiper touto malista anthropos (hier doch nur, insofern
der Besitz des nous den Menschen generell von anderen zoa unterscheidet):
ib. 1178 a, 6.
1) In diesem Sinne macht einen Unterschied zwischen ratio und
animus, Cicero off. 1, 107 (nach Panaetius): intellegendum est, duabus
quasi nos a natura indutos esse personis, quarum una communis est, ex
eo quod omnes participes sumus rationis -- --; altera autem, quae proprie
singulis est tributa
.
2) apanta ta ginomena kai phtheiromena phainetai. de coel. 279 b, 20 (to
genomenon anagke telos labein phys. 203 b, 8). Dagegen apan to aei on
aplos aphtharton. omoios de kai ageneton; de cael. 281 b, 25. ei to ageneton
aphtharton kai to aphtharton ageneton, anagke kai to "aidion" ekatero akolou-
thein, kai eite ti ageneton, aidion, eite ti aphtharton, aidion, ktl. de coel. 282 a
31 ff. So ist denn auch der nous (apathes) als ungeworden ewig und un-
vergänglich (s. Zeller, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1882 p. 1044 f.). Er
gehört zu den unvergänglichen ousiai, die als solche timiai kai theiai sind
(part. an. 644 b, 22 ff.).
3) Der nous upomenei bei der Trennung Metaph. 1070 a, 25. 26. Ge-
nauer der nous apathes (poietikos); während der nous pathetikos (dessen
Verhältniss zum poietikos sehr dunkel bleibt) phthartos ist, ist der nous
poietikos khoristheis monon touto oper esti, kai touto monon athanaton kai
aidion. de an. 430 a, 10--25.
38*

Mensch nicht; aber das persönlich Bestimmte des Einzelnen
kann nicht in diesem Vernunftgeiste gefunden werden 1), der,
absondernder Qualitäten überhaupt baar, überall wo er er-
scheint, sich selbst gleich, dem Sonderwesen der einzelnen
Menschen, denen er beigegeben ist, gleichmässig fremd ist, und
kaum wie ein selbständiges Besitzthum des Einzelnen erscheint.

Wenn nun der Tod eintritt, so wird der denkende „Geist“
in den Untergang des menschlichen Organismus, dem er bei-
gesellt war, nicht hineingerissen. Ihn trifft der Tod nicht.
Wie alles Ungewordene ist auch er unvergänglich 2). Er ge-
winnt sein Sonderdasein wieder; wie der grosse Weltgeist, die
Gottheit, neben ihr, nicht aus ihr fliessend, noch in sie zurück-
fliessend, erhält sich der Individualgeist des Menschen in ewigem
Leben 3). Er entschwindet nun in undurchdringliches Dunkel.
Unserer Wahrnehmung nicht nur, auch unserer Vorstellung ent-
zieht sich dieses Sonderleben des Geistes völlig: für sich allein

στος τοῦτο (der νοῦς). ib. 1178 a, 2. τῷ ἀνϑρώπῳ δὴ (κράτιστον καὶ ἥδιστον)
ὁ κατὰ νοῦν βίος, εἴπερ τοῦτο μάλιστα ἄνϑρωπος (hier doch nur, insofern
der Besitz des νοῦς den Menschen generell von anderen ζῷα unterscheidet):
ib. 1178 a, 6.
1) In diesem Sinne macht einen Unterschied zwischen ratio und
animus, Cicero off. 1, 107 (nach Panaetius): intellegendum est, duabus
quasi nos a natura indutos esse personis, quarum una communis est, ex
eo quod omnes participes sumus rationis — —; altera autem, quae proprie
singulis est tributa
.
2) ἅπαντα τὰ γινόμενα καὶ φϑειρόμενα φαίνεται. de coel. 279 b, 20 (τὸ
γενόμενον ἀνάγκη τέλος λαβεῖν phys. 203 b, 8). Dagegen ἅπαν τὸ ἄεὶ ὂν
ἁπλῶς ἄφϑαρτον. ὁμοίως δὲ καὶ ἀγένητον· de cael. 281 b, 25. εἰ τὸ ἀγένητον
ἄφϑαρτον καὶ τὸ ἄφϑαρτον ἀγένητον, ἀνάγκη καὶ τὸ „ἀΐδιον“ ἑκατέρῳ ἀκολου-
ϑεῖν, καὶ εἴτε τι ἀγένητον, ἀΐδιον, εἴτε τι ἄφϑαρτον, ἀΐδιον, κτλ. de coel. 282 a
31 ff. So ist denn auch der νοῦς (ἀπαϑής) als ungeworden ewig und un-
vergänglich (s. Zeller, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1882 p. 1044 f.). Er
gehört zu den unvergänglichen οὐσίαι, die als solche τίμιαι καὶ ϑεῖαι sind
(part. an. 644 b, 22 ff.).
3) Der νοῦς ὑπομένει bei der Trennung Metaph. 1070 a, 25. 26. Ge-
nauer der νοῦς ἀπαϑὴς (ποιητικός); während der νοῦς παϑητικὸς (dessen
Verhältniss zum ποιητικός sehr dunkel bleibt) φϑαρτός ist, ist der νοῦς
ποιητικὸς χωρισϑεὶς μόνον τοῦτο ὅπερ ἐστί, καὶ τοῦτο μόνον ἀϑάνατον καὶ
ἀΐδιον. de an. 430 a, 10—25.
38*
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[595/0611] Mensch nicht; aber das persönlich Bestimmte des Einzelnen kann nicht in diesem Vernunftgeiste gefunden werden 1), der, absondernder Qualitäten überhaupt baar, überall wo er er- scheint, sich selbst gleich, dem Sonderwesen der einzelnen Menschen, denen er beigegeben ist, gleichmässig fremd ist, und kaum wie ein selbständiges Besitzthum des Einzelnen erscheint. Wenn nun der Tod eintritt, so wird der denkende „Geist“ in den Untergang des menschlichen Organismus, dem er bei- gesellt war, nicht hineingerissen. Ihn trifft der Tod nicht. Wie alles Ungewordene ist auch er unvergänglich 2). Er ge- winnt sein Sonderdasein wieder; wie der grosse Weltgeist, die Gottheit, neben ihr, nicht aus ihr fliessend, noch in sie zurück- fliessend, erhält sich der Individualgeist des Menschen in ewigem Leben 3). Er entschwindet nun in undurchdringliches Dunkel. Unserer Wahrnehmung nicht nur, auch unserer Vorstellung ent- zieht sich dieses Sonderleben des Geistes völlig: für sich allein 8) 1) In diesem Sinne macht einen Unterschied zwischen ratio und animus, Cicero off. 1, 107 (nach Panaetius): intellegendum est, duabus quasi nos a natura indutos esse personis, quarum una communis est, ex eo quod omnes participes sumus rationis — —; altera autem, quae proprie singulis est tributa. 2) ἅπαντα τὰ γινόμενα καὶ φϑειρόμενα φαίνεται. de coel. 279 b, 20 (τὸ γενόμενον ἀνάγκη τέλος λαβεῖν phys. 203 b, 8). Dagegen ἅπαν τὸ ἄεὶ ὂν ἁπλῶς ἄφϑαρτον. ὁμοίως δὲ καὶ ἀγένητον· de cael. 281 b, 25. εἰ τὸ ἀγένητον ἄφϑαρτον καὶ τὸ ἄφϑαρτον ἀγένητον, ἀνάγκη καὶ τὸ „ἀΐδιον“ ἑκατέρῳ ἀκολου- ϑεῖν, καὶ εἴτε τι ἀγένητον, ἀΐδιον, εἴτε τι ἄφϑαρτον, ἀΐδιον, κτλ. de coel. 282 a 31 ff. So ist denn auch der νοῦς (ἀπαϑής) als ungeworden ewig und un- vergänglich (s. Zeller, Sitzungsber. d. Berl. Akad. 1882 p. 1044 f.). Er gehört zu den unvergänglichen οὐσίαι, die als solche τίμιαι καὶ ϑεῖαι sind (part. an. 644 b, 22 ff.). 3) Der νοῦς ὑπομένει bei der Trennung Metaph. 1070 a, 25. 26. Ge- nauer der νοῦς ἀπαϑὴς (ποιητικός); während der νοῦς παϑητικὸς (dessen Verhältniss zum ποιητικός sehr dunkel bleibt) φϑαρτός ist, ist der νοῦς ποιητικὸς χωρισϑεὶς μόνον τοῦτο ὅπερ ἐστί, καὶ τοῦτο μόνον ἀϑάνατον καὶ ἀΐδιον. de an. 430 a, 10—25. 8) στος τοῦτο (der νοῦς). ib. 1178 a, 2. τῷ ἀνϑρώπῳ δὴ (κράτιστον καὶ ἥδιστον) ὁ κατὰ νοῦν βίος, εἴπερ τοῦτο μάλιστα ἄνϑρωπος (hier doch nur, insofern der Besitz des νοῦς den Menschen generell von anderen ζῷα unterscheidet): ib. 1178 a, 6. 38*

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/611>, abgerufen am 23.11.2024.