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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Seine Thätigkeit ist die des Gottes 1). Gott, die reine Wesen-
heit, die unbedingte, oberste, ewige Wirklichkeit, ist absolute
stets wirkliche Denkthätigkeit 2). Jede wirkende Thätigkeit,
Thun und Erschaffen bleibt ihm fern 3). So ist auch der "Geist"
ganz im Denken beschäftigt (wiewohl zwischen Möglichkeit und
Verwirklichung bei ihm noch eine Abwechslung stattfindet) 4).
Er ergreift in unfehlbar richtiger, intellectueller Anschauung 5),
das "Unvermittelte", die ersten und höchsten, nicht aus höhe-
ren Obersätzen abzuleitenden unmittelbar gewissen Begriffe und
Grundsätze, aus denen alles Wissen und alle Philosophie sich
herleitet 6).

In der Vereinigung mit dem Leibe und dessen "Seele"
lebt diese denkende Vernunft als "das Herrschende" 7) über
beides, doch nicht als die "Verwirklichung" dieses besonderen,
einzelnen Lebewesens. Der Geist heisst zwar das, was der
einzelne Mensch "ist" 8), und ohne sein Hinzutreten wäre dieser

1) ergon tou theiotatou to noein kai phronein. part. an. 686 a, 28.
2) Metaph. L 7. 9.
3) Eth. Nic. 1178 b, 7--22. de caelo 292 b, 4 ff.
4) Auch epikaluptetai o nous eniote pathei e noso e upno. gen. an.
429 a 7.
5) thigganein wird die Thätigkeit des nou söfter genannt, als ein un-
theilbar einfacher Act der Erkenntniss der asuntheta, bei dem, eben weil
er nicht (wie das Urtheil) zusammengesetzt ist (aus Subject und Prädi-
cat), ein Irrthum nicht stattfinden kann (der Act kann nur entweder statt-
finden oder nicht; alethes oder pseudos kommt bei ihm nicht in Frage):
Met. 1051 b, 16--26 (thigein 24. 25). 1072 b, 21.
6) Die alethe kai prota kai amesa kai gnorimotera kai protera
kai aitia tou sumperasmatos. Anal. post. I 2. Dieser ameson episteme
anapodeiktos (72 b, 10) fällt dem nous zu. Es giebt nur einen nous, nicht
eine episteme (als exis apodeiktike: Eth. 1139 b, 31) ton arkhon, tes
arkhes tou epistetou. Eth. VI 6. So ist der nous epistemes arkhe: Anal.
post
. 100 b, 5--17. ton akineton oron kai proton nous esti kai ou logos.
Eth. 1143 b, 1. (vgl. Magn. Moral. 1197 a, 20 ff.).
7) to kurion Eth. Nic. 1178 a, 2 u. ö. Der nous dokei arkhein kai
egeisthai. Eth. 1177 a, 14. Er herrscht insbesondere über die orexis (wie
e psukhe über das soma) Polit. 1254 b, 5 (vgl. Eth. Nic. 1102 b, 29 ff.).
8) egkrates oder akrates heisst der Mensch to kratein ton noun e me;
os toutou ekastou ontos. Eth. Nic. 1168 b, 35. doxeie d an kai einai eka-

Seine Thätigkeit ist die des Gottes 1). Gott, die reine Wesen-
heit, die unbedingte, oberste, ewige Wirklichkeit, ist absolute
stets wirkliche Denkthätigkeit 2). Jede wirkende Thätigkeit,
Thun und Erschaffen bleibt ihm fern 3). So ist auch der „Geist“
ganz im Denken beschäftigt (wiewohl zwischen Möglichkeit und
Verwirklichung bei ihm noch eine Abwechslung stattfindet) 4).
Er ergreift in unfehlbar richtiger, intellectueller Anschauung 5),
das „Unvermittelte“, die ersten und höchsten, nicht aus höhe-
ren Obersätzen abzuleitenden unmittelbar gewissen Begriffe und
Grundsätze, aus denen alles Wissen und alle Philosophie sich
herleitet 6).

In der Vereinigung mit dem Leibe und dessen „Seele“
lebt diese denkende Vernunft als „das Herrschende“ 7) über
beides, doch nicht als die „Verwirklichung“ dieses besonderen,
einzelnen Lebewesens. Der Geist heisst zwar das, was der
einzelne Mensch „ist“ 8), und ohne sein Hinzutreten wäre dieser

1) ἔργον τοῦ ϑειοτάτου τὸ νοεῖν καὶ φρονεῖν. part. an. 686 a, 28.
2) Metaph. Λ 7. 9.
3) Eth. Nic. 1178 b, 7—22. de caelo 292 b, 4 ff.
4) Auch ἐπικαλύπτεται ὁ νοῦς ἐνίοτε πάϑει ἢ νόσῳ ἢ ὕπνῳ. gen. an.
429 a 7.
5) ϑιγγάνειν wird die Thätigkeit des νοῦ ςöfter genannt, als ein un-
theilbar einfacher Act der Erkenntniss der ἀσύνϑετα, bei dem, eben weil
er nicht (wie das Urtheil) zusammengesetzt ist (aus Subject und Prädi-
cat), ein Irrthum nicht stattfinden kann (der Act kann nur entweder statt-
finden oder nicht; ἀληϑές oder ψεῦδος kommt bei ihm nicht in Frage):
Met. 1051 b, 16—26 (ϑιγεῖν 24. 25). 1072 b, 21.
6) Die ἀληϑῆ καὶ πρῶτα καὶ ἄμεσα καὶ γνωριμώτερα καὶ πρότερα
καὶ αἴτια τοῦ συμπεράσματος. Anal. post. I 2. Dieser ἀμέσων ἐπιστήμη
ἀναπόδεικτος (72 b, 10) fällt dem νοῦς zu. Es giebt nur einen νοῦς, nicht
eine ἐπιστήμη (als ἕξις ἀποδεικτική: Eth. 1139 b, 31) τῶν ἀρχῶν, τῆς
ἀρχῆς τοῦ ἐπιστητοῦ. Eth. VI 6. So ist der νοῦς ἐπιστήμης ἀρχή: Anal.
post
. 100 b, 5—17. τῶν ἀκινήτων ὅρων καὶ πρώτων νοῦς ἐστὶ καὶ οὐ λόγος.
Eth. 1143 b, 1. (vgl. Magn. Moral. 1197 a, 20 ff.).
7) τὸ κύριον Eth. Nic. 1178 a, 2 u. ö. Der νοῦς δοκεῖ ἄρχειν καὶ
ἡγεῖσϑαι. Eth. 1177 a, 14. Er herrscht insbesondere über die ὄρεξις (wie
ἡ ψυχή über das σῶμα) Polit. 1254 b, 5 (vgl. Eth. Nic. 1102 b, 29 ff.).
8) ἐγκρατὴς oder ἀκρατὴς heisst der Mensch τῷ κρατεῖν τὸν νοῦν ἢ μή·
ὡς τούτου ἑκάστου ὄντος. Eth. Nic. 1168 b, 35. δόξειε δ̕ ἂν καὶ εἶναι ἕκα-
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[594/0610] Seine Thätigkeit ist die des Gottes 1). Gott, die reine Wesen- heit, die unbedingte, oberste, ewige Wirklichkeit, ist absolute stets wirkliche Denkthätigkeit 2). Jede wirkende Thätigkeit, Thun und Erschaffen bleibt ihm fern 3). So ist auch der „Geist“ ganz im Denken beschäftigt (wiewohl zwischen Möglichkeit und Verwirklichung bei ihm noch eine Abwechslung stattfindet) 4). Er ergreift in unfehlbar richtiger, intellectueller Anschauung 5), das „Unvermittelte“, die ersten und höchsten, nicht aus höhe- ren Obersätzen abzuleitenden unmittelbar gewissen Begriffe und Grundsätze, aus denen alles Wissen und alle Philosophie sich herleitet 6). In der Vereinigung mit dem Leibe und dessen „Seele“ lebt diese denkende Vernunft als „das Herrschende“ 7) über beides, doch nicht als die „Verwirklichung“ dieses besonderen, einzelnen Lebewesens. Der Geist heisst zwar das, was der einzelne Mensch „ist“ 8), und ohne sein Hinzutreten wäre dieser 1) ἔργον τοῦ ϑειοτάτου τὸ νοεῖν καὶ φρονεῖν. part. an. 686 a, 28. 2) Metaph. Λ 7. 9. 3) Eth. Nic. 1178 b, 7—22. de caelo 292 b, 4 ff. 4) Auch ἐπικαλύπτεται ὁ νοῦς ἐνίοτε πάϑει ἢ νόσῳ ἢ ὕπνῳ. gen. an. 429 a 7. 5) ϑιγγάνειν wird die Thätigkeit des νοῦ ςöfter genannt, als ein un- theilbar einfacher Act der Erkenntniss der ἀσύνϑετα, bei dem, eben weil er nicht (wie das Urtheil) zusammengesetzt ist (aus Subject und Prädi- cat), ein Irrthum nicht stattfinden kann (der Act kann nur entweder statt- finden oder nicht; ἀληϑές oder ψεῦδος kommt bei ihm nicht in Frage): Met. 1051 b, 16—26 (ϑιγεῖν 24. 25). 1072 b, 21. 6) Die ἀληϑῆ καὶ πρῶτα καὶ ἄμεσα καὶ γνωριμώτερα καὶ πρότερα καὶ αἴτια τοῦ συμπεράσματος. Anal. post. I 2. Dieser ἀμέσων ἐπιστήμη ἀναπόδεικτος (72 b, 10) fällt dem νοῦς zu. Es giebt nur einen νοῦς, nicht eine ἐπιστήμη (als ἕξις ἀποδεικτική: Eth. 1139 b, 31) τῶν ἀρχῶν, τῆς ἀρχῆς τοῦ ἐπιστητοῦ. Eth. VI 6. So ist der νοῦς ἐπιστήμης ἀρχή: Anal. post. 100 b, 5—17. τῶν ἀκινήτων ὅρων καὶ πρώτων νοῦς ἐστὶ καὶ οὐ λόγος. Eth. 1143 b, 1. (vgl. Magn. Moral. 1197 a, 20 ff.). 7) τὸ κύριον Eth. Nic. 1178 a, 2 u. ö. Der νοῦς δοκεῖ ἄρχειν καὶ ἡγεῖσϑαι. Eth. 1177 a, 14. Er herrscht insbesondere über die ὄρεξις (wie ἡ ψυχή über das σῶμα) Polit. 1254 b, 5 (vgl. Eth. Nic. 1102 b, 29 ff.). 8) ἐγκρατὴς oder ἀκρατὴς heisst der Mensch τῷ κρατεῖν τὸν νοῦν ἢ μή· ὡς τούτου ἑκάστου ὄντος. Eth. Nic. 1168 b, 35. δόξειε δ̕ ἂν καὶ εἶναι ἕκα-

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/610>, abgerufen am 25.11.2024.