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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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eintritt in die Schöpfung 1), da beginnt die gegenwärtige Welt-
periode; die Zeit der Weltrevolutionen ist abgeschlossen. Die
Dichtung wendet sich nun dem Menschen zu, ihm sein Loos,
seine Pflicht und sein Ziel offenbarend.

4.

Dem Menschen ist nach der Mischung der Bestandtheile,
aus denen das Ganze seines Wesens zusammengesetzt ist, der
Weg vorgeschrieben, den sein Streben zu gehen hat. Er soll
sich befreien von dem titanischen Elemente, und rein zurück-
kehren zu dem Gotte, von dem in ihm ein Theil lebendig ist 2).

Anzeichen für die Uebereinstimmung der Rhapsodien mit einer älteren
orphischen Theogonie in dem Allgemeinsten des Aufbaues vor. Ob frei-
lich die sechs Herrscher der von Plato benutzten Dichtung die gleichen
waren wie die der Rhapsodien, das ist eine andere Frage; ob auch sie
als letzten Herrn den Dionysos nannte, steht dahin, bei dem Vorrang,
den orphischer Glaube dem Dionys einräumte, ist es aber sehr glaublich,
dass es so war.
1) Die von der Entstehung der Menschen aus der Titanenasche
(oder dem Blute der Titanen) redenden Zeugen (Lobeck 565 ff.) reden so,
dass man annehmen muss, dies sei der erste Ursprung der Menschen
überhaupt. Damit lässt sich nicht leicht vereinen, was Proclus, wie
überall den Rhapsodien folgend, von dem goldenen und silbernen Men-
schengeschlecht unter Phanes und Kronos berichtet, dem erst als drittes
und letztes to titanikon genos folgte: fr. 244 und namentlich ad Remp.
38, 6 ff. Sch. Von thnetoi schon unter Phanes redet der Vers bei
Syrian ad Ar. Metaph. 935 a, 22 Us. (fr. 85). Ob diese verbesserte
Gestaltung der hesiodischen Sage von den Menschengeschlechtern, aus
einer älteren orphischen Theogonie (die vielleicht Lactantius benutzt:
fr. 243, vgl. fr. 248) auch mit aufgenommen, in den Rhapsodien unaus-
geglichen neben der Sage von der ersten Entstehung von Menschen aus
der Asche der Titanen stand, oder wie etwa diese schwer vereinbaren
Berichte dennoch mit einander ins Gleiche gesetzt waren, das entgeht
uns. (Wohl aus einer Schilderung des langen Lebens ältester Menschen-
geschlechter stammt fr. 246 [Plut.]: s. Lobeck p. 513. Eine Abstufung
mehrerer geneai vor dem titanischen Geschlecht setzt diese Schilderung
nicht nothwendig voraus).
2) meros autou (tou Dionusou) esmen (nach orphischer Lehre) Olym-
piodor. ad Plat. Phaed. p. 3 Finckh. o en emin nous Dionusiakos estin kai
agalma ontos tou Dionusou. Procl. ad Cratyl. p. 82 (rlg). -- Zerreissung,

eintritt in die Schöpfung 1), da beginnt die gegenwärtige Welt-
periode; die Zeit der Weltrevolutionen ist abgeschlossen. Die
Dichtung wendet sich nun dem Menschen zu, ihm sein Loos,
seine Pflicht und sein Ziel offenbarend.

4.

Dem Menschen ist nach der Mischung der Bestandtheile,
aus denen das Ganze seines Wesens zusammengesetzt ist, der
Weg vorgeschrieben, den sein Streben zu gehen hat. Er soll
sich befreien von dem titanischen Elemente, und rein zurück-
kehren zu dem Gotte, von dem in ihm ein Theil lebendig ist 2).

Anzeichen für die Uebereinstimmung der Rhapsodien mit einer älteren
orphischen Theogonie in dem Allgemeinsten des Aufbaues vor. Ob frei-
lich die sechs Herrscher der von Plato benutzten Dichtung die gleichen
waren wie die der Rhapsodien, das ist eine andere Frage; ob auch sie
als letzten Herrn den Dionysos nannte, steht dahin, bei dem Vorrang,
den orphischer Glaube dem Dionys einräumte, ist es aber sehr glaublich,
dass es so war.
1) Die von der Entstehung der Menschen aus der Titanenasche
(oder dem Blute der Titanen) redenden Zeugen (Lobeck 565 ff.) reden so,
dass man annehmen muss, dies sei der erste Ursprung der Menschen
überhaupt. Damit lässt sich nicht leicht vereinen, was Proclus, wie
überall den Rhapsodien folgend, von dem goldenen und silbernen Men-
schengeschlecht unter Phanes und Kronos berichtet, dem erst als drittes
und letztes τὸ τιτανικὸν γένος folgte: fr. 244 und namentlich ad Remp.
38, 6 ff. Sch. Von ϑνητοί schon unter Phanes redet der Vers bei
Syrian ad Ar. Metaph. 935 a, 22 Us. (fr. 85). Ob diese verbesserte
Gestaltung der hesiodischen Sage von den Menschengeschlechtern, aus
einer älteren orphischen Theogonie (die vielleicht Lactantius benutzt:
fr. 243, vgl. fr. 248) auch mit aufgenommen, in den Rhapsodien unaus-
geglichen neben der Sage von der ersten Entstehung von Menschen aus
der Asche der Titanen stand, oder wie etwa diese schwer vereinbaren
Berichte dennoch mit einander ins Gleiche gesetzt waren, das entgeht
uns. (Wohl aus einer Schilderung des langen Lebens ältester Menschen-
geschlechter stammt fr. 246 [Plut.]: s. Lobeck p. 513. Eine Abstufung
mehrerer γενεαί vor dem titanischen Geschlecht setzt diese Schilderung
nicht nothwendig voraus).
2) μέρος αὐτοῦ (τοῦ Διονύσου) ἐσμέν (nach orphischer Lehre) Olym-
piodor. ad Plat. Phaed. p. 3 Finckh. ὁ ἐν ἡμῖν νοῦς Διονυσιακός ἐστιν καὶ
ἄγαλμα ὄντως τοῦ Διονύσου. Procl. ad Cratyl. p. 82 (ρ̅λ̅γ̅). — Zerreissung,
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[414/0430] eintritt in die Schöpfung 1), da beginnt die gegenwärtige Welt- periode; die Zeit der Weltrevolutionen ist abgeschlossen. Die Dichtung wendet sich nun dem Menschen zu, ihm sein Loos, seine Pflicht und sein Ziel offenbarend. 4. Dem Menschen ist nach der Mischung der Bestandtheile, aus denen das Ganze seines Wesens zusammengesetzt ist, der Weg vorgeschrieben, den sein Streben zu gehen hat. Er soll sich befreien von dem titanischen Elemente, und rein zurück- kehren zu dem Gotte, von dem in ihm ein Theil lebendig ist 2). 2) 1) Die von der Entstehung der Menschen aus der Titanenasche (oder dem Blute der Titanen) redenden Zeugen (Lobeck 565 ff.) reden so, dass man annehmen muss, dies sei der erste Ursprung der Menschen überhaupt. Damit lässt sich nicht leicht vereinen, was Proclus, wie überall den Rhapsodien folgend, von dem goldenen und silbernen Men- schengeschlecht unter Phanes und Kronos berichtet, dem erst als drittes und letztes τὸ τιτανικὸν γένος folgte: fr. 244 und namentlich ad Remp. 38, 6 ff. Sch. Von ϑνητοί schon unter Phanes redet der Vers bei Syrian ad Ar. Metaph. 935 a, 22 Us. (fr. 85). Ob diese verbesserte Gestaltung der hesiodischen Sage von den Menschengeschlechtern, aus einer älteren orphischen Theogonie (die vielleicht Lactantius benutzt: fr. 243, vgl. fr. 248) auch mit aufgenommen, in den Rhapsodien unaus- geglichen neben der Sage von der ersten Entstehung von Menschen aus der Asche der Titanen stand, oder wie etwa diese schwer vereinbaren Berichte dennoch mit einander ins Gleiche gesetzt waren, das entgeht uns. (Wohl aus einer Schilderung des langen Lebens ältester Menschen- geschlechter stammt fr. 246 [Plut.]: s. Lobeck p. 513. Eine Abstufung mehrerer γενεαί vor dem titanischen Geschlecht setzt diese Schilderung nicht nothwendig voraus). 2) μέρος αὐτοῦ (τοῦ Διονύσου) ἐσμέν (nach orphischer Lehre) Olym- piodor. ad Plat. Phaed. p. 3 Finckh. ὁ ἐν ἡμῖν νοῦς Διονυσιακός ἐστιν καὶ ἄγαλμα ὄντως τοῦ Διονύσου. Procl. ad Cratyl. p. 82 (ρ̅λ̅γ̅). — Zerreissung, 2) Anzeichen für die Uebereinstimmung der Rhapsodien mit einer älteren orphischen Theogonie in dem Allgemeinsten des Aufbaues vor. Ob frei- lich die sechs Herrscher der von Plato benutzten Dichtung die gleichen waren wie die der Rhapsodien, das ist eine andere Frage; ob auch sie als letzten Herrn den Dionysos nannte, steht dahin, bei dem Vorrang, den orphischer Glaube dem Dionys einräumte, ist es aber sehr glaublich, dass es so war.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/430>, abgerufen am 22.11.2024.