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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Von solchen Verbrechern geschieden sind die "Ungeweiheten",
welche die eleusinischen Mysterien gering geachtet haben.
Weil sie die "Vollendung" der Weihen versäumt haben, müssen
sie nun, Männer und Weiber, in zerbrochenen Scherben Wasser
in ein (durchlöchertes) Fass schöpfen, in nie zu vollendender
Mühe 1). Im Uebrigen sieht man keine Richter, welche die
Seelen in zwei Schaaren zu scheiden hätten, von den Schreck-

1) Paus. 10, 31, 9. 11. Der Mythus beruht ersichtlich auf etymo-
logischem Spiele: diejenigen, welche die "Vollendung" in den heiligen
tele versäumt haben, die ateleis ieron (hymn. Cer. 482) müssen im Reich
der Persephone die ziellose Arbeit des Wasserschöpfens in zerbrochenen
Scherben, die Danaidon udreias ateleis (Axioch. 371 E) vollbringen. --
Dass der pithos tetremenos sei, sagt Pausanias wohl nur aus Nachlässigkeit
nicht; es gehört wesentlich zur Sache (Plat. Gorg. 493 B. C., Philetaer.
com. ap. Ath. 14, 633 E, v. 5 u. s. w.). -- Die Danaiden sind den
amuetoi bei der Arbeit der Anfüllung des lecken Fasses wohl erst spät
substituirt worden: der Verf. des Axiochos ist für diese Umwandlung
unser ältester Zeuge. Als Grund für solche Bestrafung der Danaiden
wird die Ermordung der Aegyptossöhne im Ehebett angegeben: aber
warum dann gerade diese Strafe? Offenbar wird auch an den Danaos-
töchtern die Nichtvollendung eines wichtigen telos durch jene in Ewig-
keit ateleis udreiai geahndet. Unvollendet war durch ihre eigne Schuld
ihr Ehebund (auch die Ehe wird ja oft ein telos genannt) -- wobei
allerdings vorausgesetzt wird, dass ihre That nicht Sühnung und sie selbst
nicht neue Gatten gefunden hatten, sondern etwa gleich nach ihrer
Frevelthat in den Hades gesendet worden waren (vgl. Schol. Eur. Hecub.
886, p. 436, 14 Dind.). Vor der Hochzeit zu sterben, galt im Volke
als grosses Unglück (s. Welcker, Syll. ep.2 p. 49), vielleicht weil dann
kein zum Seelencult Berufener dem Verstorbenen nachblieb. Auf den
Gräbern der agamoi stellte man eine loutrophoros auf, sei es eine pais oder
kore loutrophoros oder ein loutrophoros genanntes Gefäss, dergleichen man
in gewissen Vasen ohne Boden wiedererkannt hat (s. Furtwängler,
Samml. Sabouroff, zu Taf. LVIII, LIX). Sollte hiemit ein ähnliches Ge-
schick der agamoi nach dem Tode angedeutet werden, wie es dann im
Besonderen den Danaiden, als mythischen Vorbildern der agamoi durch
eigne Schuld, angedichtet wurde, dergestalt, dass zugleich die (doch
vermuthlich ältere) Fabel von dem Fassschöpfen der amuetoi durch die
Danaidensage verdrängt wurde? -- Uebrigens sollen diese vergeblich sich
Abmühenden nicht Abscheu, sondern Mitleid erwecken. Xenoph. Oecon.
7, 40: oukh oras, oi eis ton tetremenon pithon antlein legomenoi os oikti-
rontai,
oti maten ponein dokousi; ne Di, ephe e gune, kai gar tlemones
eisin, ei touto ge poiousin.

Von solchen Verbrechern geschieden sind die „Ungeweiheten“,
welche die eleusinischen Mysterien gering geachtet haben.
Weil sie die „Vollendung“ der Weihen versäumt haben, müssen
sie nun, Männer und Weiber, in zerbrochenen Scherben Wasser
in ein (durchlöchertes) Fass schöpfen, in nie zu vollendender
Mühe 1). Im Uebrigen sieht man keine Richter, welche die
Seelen in zwei Schaaren zu scheiden hätten, von den Schreck-

1) Paus. 10, 31, 9. 11. Der Mythus beruht ersichtlich auf etymo-
logischem Spiele: diejenigen, welche die „Vollendung“ in den heiligen
τέλη versäumt haben, die ἀτελεῖς ἱερῶν (hymn. Cer. 482) müssen im Reich
der Persephone die ziellose Arbeit des Wasserschöpfens in zerbrochenen
Scherben, die Δαναΐδων ὑδρείας ἀτελεῖς (Axioch. 371 E) vollbringen. —
Dass der πίϑος τετρημένος sei, sagt Pausanias wohl nur aus Nachlässigkeit
nicht; es gehört wesentlich zur Sache (Plat. Gorg. 493 B. C., Philetaer.
com. ap. Ath. 14, 633 E, v. 5 u. s. w.). — Die Danaïden sind den
ἀμύητοι bei der Arbeit der Anfüllung des lecken Fasses wohl erst spät
substituirt worden: der Verf. des Axiochos ist für diese Umwandlung
unser ältester Zeuge. Als Grund für solche Bestrafung der Danaïden
wird die Ermordung der Aegyptossöhne im Ehebett angegeben: aber
warum dann gerade diese Strafe? Offenbar wird auch an den Danaos-
töchtern die Nichtvollendung eines wichtigen τέλος durch jene in Ewig-
keit ἀτελεῖς ὑδρεῖαι geahndet. Unvollendet war durch ihre eigne Schuld
ihr Ehebund (auch die Ehe wird ja oft ein τέλος genannt) — wobei
allerdings vorausgesetzt wird, dass ihre That nicht Sühnung und sie selbst
nicht neue Gatten gefunden hatten, sondern etwa gleich nach ihrer
Frevelthat in den Hades gesendet worden waren (vgl. Schol. Eur. Hecub.
886, p. 436, 14 Dind.). Vor der Hochzeit zu sterben, galt im Volke
als grosses Unglück (s. Welcker, Syll. ep.2 p. 49), vielleicht weil dann
kein zum Seelencult Berufener dem Verstorbenen nachblieb. Auf den
Gräbern der ἄγαμοι stellte man eine λουτροφόρος auf, sei es eine παῖς oder
κόρη λουτροφόρος oder ein λουτροφόρος genanntes Gefäss, dergleichen man
in gewissen Vasen ohne Boden wiedererkannt hat (s. Furtwängler,
Samml. Sabouroff, zu Taf. LVIII, LIX). Sollte hiemit ein ähnliches Ge-
schick der ἄγαμοι nach dem Tode angedeutet werden, wie es dann im
Besonderen den Danaïden, als mythischen Vorbildern der ἄγαμοι durch
eigne Schuld, angedichtet wurde, dergestalt, dass zugleich die (doch
vermuthlich ältere) Fabel von dem Fassschöpfen der ἀμύητοι durch die
Danaïdensage verdrängt wurde? — Uebrigens sollen diese vergeblich sich
Abmühenden nicht Abscheu, sondern Mitleid erwecken. Xenoph. Oecon.
7, 40: οὐχ ὁρᾷς, οἱ εἰς τὸν τετρημένον πίϑον ἀντλεῖν λεγόμενοι ὡς οἰκτί-
ρονται,
ὅτι μάτην πονεῖν δοκοῦσι; νὴ Δί̕, ἔφη ἡ γυνή, καὶ γὰρ τλήμονές
εἰσιν, εἰ τοῦτό γε ποιοῦσιν.
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[292/0308] Von solchen Verbrechern geschieden sind die „Ungeweiheten“, welche die eleusinischen Mysterien gering geachtet haben. Weil sie die „Vollendung“ der Weihen versäumt haben, müssen sie nun, Männer und Weiber, in zerbrochenen Scherben Wasser in ein (durchlöchertes) Fass schöpfen, in nie zu vollendender Mühe 1). Im Uebrigen sieht man keine Richter, welche die Seelen in zwei Schaaren zu scheiden hätten, von den Schreck- 1) Paus. 10, 31, 9. 11. Der Mythus beruht ersichtlich auf etymo- logischem Spiele: diejenigen, welche die „Vollendung“ in den heiligen τέλη versäumt haben, die ἀτελεῖς ἱερῶν (hymn. Cer. 482) müssen im Reich der Persephone die ziellose Arbeit des Wasserschöpfens in zerbrochenen Scherben, die Δαναΐδων ὑδρείας ἀτελεῖς (Axioch. 371 E) vollbringen. — Dass der πίϑος τετρημένος sei, sagt Pausanias wohl nur aus Nachlässigkeit nicht; es gehört wesentlich zur Sache (Plat. Gorg. 493 B. C., Philetaer. com. ap. Ath. 14, 633 E, v. 5 u. s. w.). — Die Danaïden sind den ἀμύητοι bei der Arbeit der Anfüllung des lecken Fasses wohl erst spät substituirt worden: der Verf. des Axiochos ist für diese Umwandlung unser ältester Zeuge. Als Grund für solche Bestrafung der Danaïden wird die Ermordung der Aegyptossöhne im Ehebett angegeben: aber warum dann gerade diese Strafe? Offenbar wird auch an den Danaos- töchtern die Nichtvollendung eines wichtigen τέλος durch jene in Ewig- keit ἀτελεῖς ὑδρεῖαι geahndet. Unvollendet war durch ihre eigne Schuld ihr Ehebund (auch die Ehe wird ja oft ein τέλος genannt) — wobei allerdings vorausgesetzt wird, dass ihre That nicht Sühnung und sie selbst nicht neue Gatten gefunden hatten, sondern etwa gleich nach ihrer Frevelthat in den Hades gesendet worden waren (vgl. Schol. Eur. Hecub. 886, p. 436, 14 Dind.). Vor der Hochzeit zu sterben, galt im Volke als grosses Unglück (s. Welcker, Syll. ep.2 p. 49), vielleicht weil dann kein zum Seelencult Berufener dem Verstorbenen nachblieb. Auf den Gräbern der ἄγαμοι stellte man eine λουτροφόρος auf, sei es eine παῖς oder κόρη λουτροφόρος oder ein λουτροφόρος genanntes Gefäss, dergleichen man in gewissen Vasen ohne Boden wiedererkannt hat (s. Furtwängler, Samml. Sabouroff, zu Taf. LVIII, LIX). Sollte hiemit ein ähnliches Ge- schick der ἄγαμοι nach dem Tode angedeutet werden, wie es dann im Besonderen den Danaïden, als mythischen Vorbildern der ἄγαμοι durch eigne Schuld, angedichtet wurde, dergestalt, dass zugleich die (doch vermuthlich ältere) Fabel von dem Fassschöpfen der ἀμύητοι durch die Danaïdensage verdrängt wurde? — Uebrigens sollen diese vergeblich sich Abmühenden nicht Abscheu, sondern Mitleid erwecken. Xenoph. Oecon. 7, 40: οὐχ ὁρᾷς, οἱ εἰς τὸν τετρημένον πίϑον ἀντλεῖν λεγόμενοι ὡς οἰκτί- ρονται, ὅτι μάτην πονεῖν δοκοῦσι; νὴ Δί̕, ἔφη ἡ γυνή, καὶ γὰρ τλήμονές εἰσιν, εἰ τοῦτό γε ποιοῦσιν.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/308>, abgerufen am 22.11.2024.