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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Hymnus auf Demeter, hörten wir, darf der fromme Verehrer
der Göttinnen von Eleusis hoffen auf Reichthum im Leben
und besseres Loos nach dem Tode. Auch spätere Zeugen
reden noch von dem Glück im Leben, auf das die Weihe in
Eleusis gegründete Hoffnung mache. Weit nachdrücklicher
wird uns aber, von Pindar und Sophokles an, von zahlreichen
Zeugen verkündet, wie nur die, welche in diese Geheimnisse
eingeweiht seien, frohe Hoffnungen für das Leben im Jenseits
haben dürfen, nur ihnen sei verliehen, im Hades wahrhaft zu
"leben", den Anderen stehe dort nur Uebles zu erwarten 1).

Diese Verheissungen einer seligen Unsterblichkeit sind es
gewesen, welche durch die Jahrhunderte so viele Theilnehmer
zu dem eleusinischen Feste zogen, nirgends so bestimmt, so
glaubhaft verbürgt konnten sie gewonnen werden. Die Forde-
rung der Geheimhaltung der Mysterien, die sich offenbar auf
ganz andere Dinge richtete, kann sich nicht auf diesen zu er-
hoffenden höchsten Ertrag der Weihe zu Eleusis bezogen haben.
Jeder redet laut und unbefangen davon; zugleich aber lauten
alle Aussagen so bestimmt und stimmen so völlig und ohne
Andeutung irgend eines Zweifels mit einander überein, dass
man annehmen muss, aus den geheim gehaltenen Begehungen
habe sich für die Gläubigen diese Verheissung, nicht als Ahnung
oder Vermuthung des Einzelnen, sondern als festes, aller Deu-
tung überhobenes Erträgniss herausgestellt.

Wie das bewirkt wurde, ist freilich räthselhaft. Seit die
alte "Symbolik" im Creuzerschen Sinne abgethan ist, halten
manche neuere Mythologen und Religionshistoriker um so

1) Die berühmten Aussagen des Pindar, Sophokles, Isokrates, Krina-
goras, Cicero u. s. w. stellt zusammen Lobeck, Agl. 69 ff. An Isokrates
(4, 28) anklingend Aristides, Eleusin. I 421 Dind.: alla men to ge kerdos
tes panegureos oukh oson e parousa euthumia -- -- alla kai peri tes te-
leutes edious ekhein tas elpidas. Derselbe, Panath. I 302: -- tas arre-
tous teletas on tois metaskhousi kai meta ten tou biou teleuten beltio ta
pragmata gignesthai dokei. -- Vgl. auch Welckers Zusammenstellung, Gr.
Götterl.
2, 519 ff., in der freilich vieles eingemischt ist, was mit den
Eleusinien keinen Zusammenhang hat.

Hymnus auf Demeter, hörten wir, darf der fromme Verehrer
der Göttinnen von Eleusis hoffen auf Reichthum im Leben
und besseres Loos nach dem Tode. Auch spätere Zeugen
reden noch von dem Glück im Leben, auf das die Weihe in
Eleusis gegründete Hoffnung mache. Weit nachdrücklicher
wird uns aber, von Pindar und Sophokles an, von zahlreichen
Zeugen verkündet, wie nur die, welche in diese Geheimnisse
eingeweiht seien, frohe Hoffnungen für das Leben im Jenseits
haben dürfen, nur ihnen sei verliehen, im Hades wahrhaft zu
„leben“, den Anderen stehe dort nur Uebles zu erwarten 1).

Diese Verheissungen einer seligen Unsterblichkeit sind es
gewesen, welche durch die Jahrhunderte so viele Theilnehmer
zu dem eleusinischen Feste zogen, nirgends so bestimmt, so
glaubhaft verbürgt konnten sie gewonnen werden. Die Forde-
rung der Geheimhaltung der Mysterien, die sich offenbar auf
ganz andere Dinge richtete, kann sich nicht auf diesen zu er-
hoffenden höchsten Ertrag der Weihe zu Eleusis bezogen haben.
Jeder redet laut und unbefangen davon; zugleich aber lauten
alle Aussagen so bestimmt und stimmen so völlig und ohne
Andeutung irgend eines Zweifels mit einander überein, dass
man annehmen muss, aus den geheim gehaltenen Begehungen
habe sich für die Gläubigen diese Verheissung, nicht als Ahnung
oder Vermuthung des Einzelnen, sondern als festes, aller Deu-
tung überhobenes Erträgniss herausgestellt.

Wie das bewirkt wurde, ist freilich räthselhaft. Seit die
alte „Symbolik“ im Creuzerschen Sinne abgethan ist, halten
manche neuere Mythologen und Religionshistoriker um so

1) Die berühmten Aussagen des Pindar, Sophokles, Isokrates, Krina-
goras, Cicero u. s. w. stellt zusammen Lobeck, Agl. 69 ff. An Isokrates
(4, 28) anklingend Aristides, Eleusin. I 421 Dind.: ἀλλὰ μὴν τό γε κέρδος
τῆς πανηγύρεως οὐχ ὅσον ἡ παροῦσα εὐϑυμία — — ἀλλὰ καὶ περὶ τῆς τε-
λευτῆς ἡδίους ἔχειν τὰς ἐλπίδας. Derselbe, Panath. I 302: — τὰς ἀρρή-
τους τελετὰς ὧν τοῖς μετασχοῦσι καὶ μετὰ τὴν τοῦ βίου τελευτὴν βελτίω τὰ
πράγματα γίγνεσϑαι δοκεῖ. — Vgl. auch Welckers Zusammenstellung, Gr.
Götterl.
2, 519 ff., in der freilich vieles eingemischt ist, was mit den
Eleusinien keinen Zusammenhang hat.
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[267/0283] Hymnus auf Demeter, hörten wir, darf der fromme Verehrer der Göttinnen von Eleusis hoffen auf Reichthum im Leben und besseres Loos nach dem Tode. Auch spätere Zeugen reden noch von dem Glück im Leben, auf das die Weihe in Eleusis gegründete Hoffnung mache. Weit nachdrücklicher wird uns aber, von Pindar und Sophokles an, von zahlreichen Zeugen verkündet, wie nur die, welche in diese Geheimnisse eingeweiht seien, frohe Hoffnungen für das Leben im Jenseits haben dürfen, nur ihnen sei verliehen, im Hades wahrhaft zu „leben“, den Anderen stehe dort nur Uebles zu erwarten 1). Diese Verheissungen einer seligen Unsterblichkeit sind es gewesen, welche durch die Jahrhunderte so viele Theilnehmer zu dem eleusinischen Feste zogen, nirgends so bestimmt, so glaubhaft verbürgt konnten sie gewonnen werden. Die Forde- rung der Geheimhaltung der Mysterien, die sich offenbar auf ganz andere Dinge richtete, kann sich nicht auf diesen zu er- hoffenden höchsten Ertrag der Weihe zu Eleusis bezogen haben. Jeder redet laut und unbefangen davon; zugleich aber lauten alle Aussagen so bestimmt und stimmen so völlig und ohne Andeutung irgend eines Zweifels mit einander überein, dass man annehmen muss, aus den geheim gehaltenen Begehungen habe sich für die Gläubigen diese Verheissung, nicht als Ahnung oder Vermuthung des Einzelnen, sondern als festes, aller Deu- tung überhobenes Erträgniss herausgestellt. Wie das bewirkt wurde, ist freilich räthselhaft. Seit die alte „Symbolik“ im Creuzerschen Sinne abgethan ist, halten manche neuere Mythologen und Religionshistoriker um so 1) Die berühmten Aussagen des Pindar, Sophokles, Isokrates, Krina- goras, Cicero u. s. w. stellt zusammen Lobeck, Agl. 69 ff. An Isokrates (4, 28) anklingend Aristides, Eleusin. I 421 Dind.: ἀλλὰ μὴν τό γε κέρδος τῆς πανηγύρεως οὐχ ὅσον ἡ παροῦσα εὐϑυμία — — ἀλλὰ καὶ περὶ τῆς τε- λευτῆς ἡδίους ἔχειν τὰς ἐλπίδας. Derselbe, Panath. I 302: — τὰς ἀρρή- τους τελετὰς ὧν τοῖς μετασχοῦσι καὶ μετὰ τὴν τοῦ βίου τελευτὴν βελτίω τὰ πράγματα γίγνεσϑαι δοκεῖ. — Vgl. auch Welckers Zusammenstellung, Gr. Götterl. 2, 519 ff., in der freilich vieles eingemischt ist, was mit den Eleusinien keinen Zusammenhang hat.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/283>, abgerufen am 24.11.2024.