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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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ihre Hülfe in aller Noth; ganz besonders aber, glaubt man,
können sie, ähnlich den chthonischen Göttern, in deren Reich
sie eingegangen sind, dem Ackerbau Segen bringen1), und bei
dem Eintritt einer neuen Seele in das Leben förderlich sein.
Daher den Seelen der Vorfahren bei der Hochzeit Trankopfer
dargebracht werden2). Auch die Tritopatoren, zu denen man
in Attika bei Gründung einer Ehe um Kindersegen flehte3),
sind nichts anderes als die Seelen der Ahnen4); wenn sie uns

und den Göttern gelten kann (was sie keineswegs von Anfang an war),
dergestalt, dass Bosheit aus dem Wesen der Götter und umgekehrt Güte
aus dem der Heroen und Seelen ausgeschlossen scheint.
1) Aristoph. Tagenist. 1, 13: -- kai khoas ge kheomenoi (den Todten)
aitoumeth autous ta kala deur anienai (angebl. paroimia, nach einem
Tragiker jedenfalls, Anrede an eine Todte: ekei blepousa, deur aniei
tagatha Schol. Arist. Ran. 1462; von dem Interpolator des Aristophanes
an jener Stelle nachgeahmt). Dies "Heraufsenden des Guten" ist zwar auch
im weitesten Sinne verstehbar (vgl. Aesch. Pers. 222); aber man wird
sich doch im Besonderen bei solcher Bitte um anienai tagatha erinnert
fühlen an Demeter anesidora (Paus. 1, 31, 4; Plut. Sympos. 9, 14, 4), an
Ge anesidora ; dia to karpous anienai (Hesych.). Soph. O. C. 262: eukhomai
theous met aroton autois ges anienai tina --. Und dass man wirklich För-
derung des Ackerbaues von den Todten, die in der Erde wohnen, erwarten
konnte, mag namentlich eine sehr beachtenswerthe Bemerkung in der
hippokrateischen Schrift peri enupnion (II p. 14 Kühn; VI p. 658 Littre
[p. diaites 4, 92]) lehren. Sieht man im Traume apothanontas, weiss-
gekleidet, etwas gebend, so ist das ein gutes Vorzeichen: apo gar ton
apothanonton ai trophai kai auxesies kai spermata ginontai. In Athen bestand
die Sitte, auf das frische Grab alle Arten von Samen zu streuen: Isigon.
mirab. 67; Cicero de leg. 2, 63. Der (jedenfalls religiöse) Grund wird
verschieden angegeben (eine dritte, nicht glaublichere Erklärung bietet
K. O. Müller, Kl. Schr. 2, 302 f.). Am nächsten liegt doch wohl anzu-
nehmen, dass die Saat der Erde unter den Schutz der nun selbst zu erd-
bewohnenden Geistern gewordenen Seelen der Todten gestellt werden
sollte.
2) Elektra bei Aeschyl. Choeph. 486 ff. gelobt der Seele ihres Vaters:
kago khoas soi tes emes pagklerias oiso patroon ek domon gamelious ;
panton de proton tonde presbeuso taphon.
3) Phanodemos phesin oti monoi Athenaioi thuousin kai eukhontai autois
uper geneseos paidon, otan gamein mellosin Phot. Suid. s. tritopatores.
4) tritopatores bedeutet schon dem Namen nach nichts anderes als
propappoi (Pollux 3, 17), Vorfahren. S. Lobeck, Agl. 763. So auch Hesych.
s. pritopatoras ; oi de tous propatoras; Bekk. anecd. 307, 16 tritopatoras ;

ihre Hülfe in aller Noth; ganz besonders aber, glaubt man,
können sie, ähnlich den chthonischen Göttern, in deren Reich
sie eingegangen sind, dem Ackerbau Segen bringen1), und bei
dem Eintritt einer neuen Seele in das Leben förderlich sein.
Daher den Seelen der Vorfahren bei der Hochzeit Trankopfer
dargebracht werden2). Auch die Tritopatoren, zu denen man
in Attika bei Gründung einer Ehe um Kindersegen flehte3),
sind nichts anderes als die Seelen der Ahnen4); wenn sie uns

und den Göttern gelten kann (was sie keineswegs von Anfang an war),
dergestalt, dass Bosheit aus dem Wesen der Götter und umgekehrt Güte
aus dem der Heroen und Seelen ausgeschlossen scheint.
1) Aristoph. Tagenist. 1, 13: — καὶ χοάς γε χεόμενοι (den Todten)
αὶτούμεϑ̕ αὐτοὺς τὰ καλὰ δεῦρ̕ ἀνιέναι (angebl. παροιμία, nach einem
Tragiker jedenfalls, Anrede an eine Todte: ἐκεῖ βλέπουσα, δεῦρ̕ ἀνίει
τἀγαϑά Schol. Arist. Ran. 1462; von dem Interpolator des Aristophanes
an jener Stelle nachgeahmt). Dies „Heraufsenden des Guten“ ist zwar auch
im weitesten Sinne verstehbar (vgl. Aesch. Pers. 222); aber man wird
sich doch im Besonderen bei solcher Bitte um ἀνιέναι τἀγαϑά erinnert
fühlen an Demeter ἀνησιδώρα (Paus. 1, 31, 4; Plut. Sympos. 9, 14, 4), an
Γῆ ἀνησιδώρα · διὰ τὸ καρποὺς ἀνιέναι (Hesych.). Soph. O. C. 262: εὔχομαι
ϑεούς μήτ̕ ἄροτον αὐτοῖς γῆς ἀνιέναι τινά —. Und dass man wirklich För-
derung des Ackerbaues von den Todten, die in der Erde wohnen, erwarten
konnte, mag namentlich eine sehr beachtenswerthe Bemerkung in der
hippokrateischen Schrift περὶ ἐνυπνίων (II p. 14 Kühn; VI p. 658 Littré
[π. διαίτης 4, 92]) lehren. Sieht man im Traume ἀποϑανόντας, weiss-
gekleidet, etwas gebend, so ist das ein gutes Vorzeichen: ἀπὸ γὰρ τῶν
ἀποϑανόντων αἱ τροφαὶ καὶ αὐξήσιες καὶ σπέρματα γίνονται. In Athen bestand
die Sitte, auf das frische Grab alle Arten von Samen zu streuen: Isigon.
mirab. 67; Cicero de leg. 2, 63. Der (jedenfalls religiöse) Grund wird
verschieden angegeben (eine dritte, nicht glaublichere Erklärung bietet
K. O. Müller, Kl. Schr. 2, 302 f.). Am nächsten liegt doch wohl anzu-
nehmen, dass die Saat der Erde unter den Schutz der nun selbst zu erd-
bewohnenden Geistern gewordenen Seelen der Todten gestellt werden
sollte.
2) Elektra bei Aeschyl. Choeph. 486 ff. gelobt der Seele ihres Vaters:
κἀγὼ χοάς σοι τῆς ἐμῆς παγκληρίας οἴσω πατρῴων ἐκ δόμων γαμηλίους ·
πάντων δὲ πρῶτον τὸνδε πρεσβεύσω τάφον.
3) Φανόδημός φησιν ὅτι μόνοι Ἀϑηναῖοι ϑύουσιν καὶ εὔχονται αὐτοῖς
ὑπὲρ γενέσεως παίδων, ὅταν γαμεῖν μέλλωσιν Phot. Suid. s. τριτοπάτορες.
4) τριτοπάτορες bedeutet schon dem Namen nach nichts anderes als
πρόπαπποι (Pollux 3, 17), Vorfahren. S. Lobeck, Agl. 763. So auch Hesych.
s. πριτοπάτορας · οἱ δὲ τοὺς προπάτορας; Bekk. anecd. 307, 16 τριτοπάτορας ·
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[226/0242] ihre Hülfe in aller Noth; ganz besonders aber, glaubt man, können sie, ähnlich den chthonischen Göttern, in deren Reich sie eingegangen sind, dem Ackerbau Segen bringen 1), und bei dem Eintritt einer neuen Seele in das Leben förderlich sein. Daher den Seelen der Vorfahren bei der Hochzeit Trankopfer dargebracht werden 2). Auch die Tritopatoren, zu denen man in Attika bei Gründung einer Ehe um Kindersegen flehte 3), sind nichts anderes als die Seelen der Ahnen 4); wenn sie uns 4) 1) Aristoph. Tagenist. 1, 13: — καὶ χοάς γε χεόμενοι (den Todten) αὶτούμεϑ̕ αὐτοὺς τὰ καλὰ δεῦρ̕ ἀνιέναι (angebl. παροιμία, nach einem Tragiker jedenfalls, Anrede an eine Todte: ἐκεῖ βλέπουσα, δεῦρ̕ ἀνίει τἀγαϑά Schol. Arist. Ran. 1462; von dem Interpolator des Aristophanes an jener Stelle nachgeahmt). Dies „Heraufsenden des Guten“ ist zwar auch im weitesten Sinne verstehbar (vgl. Aesch. Pers. 222); aber man wird sich doch im Besonderen bei solcher Bitte um ἀνιέναι τἀγαϑά erinnert fühlen an Demeter ἀνησιδώρα (Paus. 1, 31, 4; Plut. Sympos. 9, 14, 4), an Γῆ ἀνησιδώρα · διὰ τὸ καρποὺς ἀνιέναι (Hesych.). Soph. O. C. 262: εὔχομαι ϑεούς μήτ̕ ἄροτον αὐτοῖς γῆς ἀνιέναι τινά —. Und dass man wirklich För- derung des Ackerbaues von den Todten, die in der Erde wohnen, erwarten konnte, mag namentlich eine sehr beachtenswerthe Bemerkung in der hippokrateischen Schrift περὶ ἐνυπνίων (II p. 14 Kühn; VI p. 658 Littré [π. διαίτης 4, 92]) lehren. Sieht man im Traume ἀποϑανόντας, weiss- gekleidet, etwas gebend, so ist das ein gutes Vorzeichen: ἀπὸ γὰρ τῶν ἀποϑανόντων αἱ τροφαὶ καὶ αὐξήσιες καὶ σπέρματα γίνονται. In Athen bestand die Sitte, auf das frische Grab alle Arten von Samen zu streuen: Isigon. mirab. 67; Cicero de leg. 2, 63. Der (jedenfalls religiöse) Grund wird verschieden angegeben (eine dritte, nicht glaublichere Erklärung bietet K. O. Müller, Kl. Schr. 2, 302 f.). Am nächsten liegt doch wohl anzu- nehmen, dass die Saat der Erde unter den Schutz der nun selbst zu erd- bewohnenden Geistern gewordenen Seelen der Todten gestellt werden sollte. 2) Elektra bei Aeschyl. Choeph. 486 ff. gelobt der Seele ihres Vaters: κἀγὼ χοάς σοι τῆς ἐμῆς παγκληρίας οἴσω πατρῴων ἐκ δόμων γαμηλίους · πάντων δὲ πρῶτον τὸνδε πρεσβεύσω τάφον. 3) Φανόδημός φησιν ὅτι μόνοι Ἀϑηναῖοι ϑύουσιν καὶ εὔχονται αὐτοῖς ὑπὲρ γενέσεως παίδων, ὅταν γαμεῖν μέλλωσιν Phot. Suid. s. τριτοπάτορες. 4) τριτοπάτορες bedeutet schon dem Namen nach nichts anderes als πρόπαπποι (Pollux 3, 17), Vorfahren. S. Lobeck, Agl. 763. So auch Hesych. s. πριτοπάτορας · οἱ δὲ τοὺς προπάτορας; Bekk. anecd. 307, 16 τριτοπάτορας · 4) und den Göttern gelten kann (was sie keineswegs von Anfang an war), dergestalt, dass Bosheit aus dem Wesen der Götter und umgekehrt Güte aus dem der Heroen und Seelen ausgeschlossen scheint.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/242>, abgerufen am 24.11.2024.