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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Geister von den Lebenden gerückt schienen; die Todten er-
scheinen hier in der That wie "bessere und mächtigere" Wesen;
bis zu ihrem Eintritt in heroische Würde ist der Weg nicht
mehr weit. Trankspenden, wie sie hier die Abgeschiedenen
empfangen, aus Honig, Wasser, Milch, auch Wein und anderen
Flüssigkeiten gemischt, nach einem genau geregelten Ritual
dargebracht, bildeten einen wesentlichen Theil der Todtenopfer 1).
Sonst auch blutige Opfer, namentlich Schafe (seltener Rinder)
schwarzer Farbe, die, den Seelen zum alleinigen Genuss, ganz
verbrannt werden mussten, wie das bei allen Opfern für unter-
irdische Geister geschah 2).

Dieser ganze Cult, sinnlich wie er war, beruht auf der
Voraussetzung, die auch bisweilen laut wird, dass die Seele
des Todten sinnlichen Genusses der dargebrachten Gaben fähig
und bedürftig sei 3). Sie ist auch sinnlicher Wahrnehmung

1) Die khoai, aper nekroisi meilikteria, aus Wein, Honig, Wasser,
Oel, wie sie in der Tragödie am Grabe des Vaters von den Kindern
dargebracht werden (Aesch. Pers. 609 ff. Cho. 84 ff. Eurip. Iph. T. 159 ff.)
sind den im wirklichen Leben üblichen Todtenspenden nachgebildet.
Honig und Wasser (melikraton) bildete stets den Hauptbestandtheil (vgl.
Stengel, Philolog. 39, 378 ff., Jahrb. f. Philol. 1887 p. 653). Das Ritual
bei der Darbringung eines aponimma, eigentlich eines kathartischen Spende-
opfers, das aber auch eis timen tois nekrois dargebracht wird, beschreibt
(unvollständig ausgezogen) Kleidemos en to Exegetiko Ath. 9, 409 E f.
Dasselbe sind wohl die khthonia loutra tois nekrois epipheromena (Zenob. 6,
45 u. a.). Mit den `Udrophoria (wie man gemeint hat) haben diese nichts
gemein.
2) Das gewöhnlich bei enagismata für Todte als Opfer dienende Thier
ist ein Schaaf, andere Thiere werden seltener verwendet. Schwarze
Farbe ist Regel. Das Opfer wird ganz verbrannt. Vgl. die Zusammen-
stellungen von Stengel, Ztschr. f. Gymnas. W. 1880 p. 743 f., Jahrb. f.
Philol
. 1882 p. 322 f., 1883 p. 375. -- Phot. kauston ; karpoton, o enagi-
zetai tois teteleutekosin (vgl. Hesych. kauton). -- Speise der Todten doch
wohl, an den trita und sonstigen Todtenmahlzeiten, und nicht der
Lebenden am perideipnon war das selinon (Todtenpflanze: s. oben S. 204, 2),
daher es zu Mahlzeiten Lebender nicht verwendet werden durfte: Plin.
n. h. 20, 113 nach Chrysipp und Dionysius.
3) Die Opfergaben das Mahl des Todten: Aeschyl. Choeph. 483 ff.
(vgl. Lucian de luctu 9; Charon 22). Der Todte angerufen zu kommen.
um die Spende zu trinken (elthe d os pies --): Eurip. Hec. 535 ff. Die

Geister von den Lebenden gerückt schienen; die Todten er-
scheinen hier in der That wie „bessere und mächtigere“ Wesen;
bis zu ihrem Eintritt in heroische Würde ist der Weg nicht
mehr weit. Trankspenden, wie sie hier die Abgeschiedenen
empfangen, aus Honig, Wasser, Milch, auch Wein und anderen
Flüssigkeiten gemischt, nach einem genau geregelten Ritual
dargebracht, bildeten einen wesentlichen Theil der Todtenopfer 1).
Sonst auch blutige Opfer, namentlich Schafe (seltener Rinder)
schwarzer Farbe, die, den Seelen zum alleinigen Genuss, ganz
verbrannt werden mussten, wie das bei allen Opfern für unter-
irdische Geister geschah 2).

Dieser ganze Cult, sinnlich wie er war, beruht auf der
Voraussetzung, die auch bisweilen laut wird, dass die Seele
des Todten sinnlichen Genusses der dargebrachten Gaben fähig
und bedürftig sei 3). Sie ist auch sinnlicher Wahrnehmung

1) Die χοαί, ἅπερ νεκροῖσι μειλικτήρια, aus Wein, Honig, Wasser,
Oel, wie sie in der Tragödie am Grabe des Vaters von den Kindern
dargebracht werden (Aesch. Pers. 609 ff. Cho. 84 ff. Eurip. Iph. T. 159 ff.)
sind den im wirklichen Leben üblichen Todtenspenden nachgebildet.
Honig und Wasser (μελίκρατον) bildete stets den Hauptbestandtheil (vgl.
Stengel, Philolog. 39, 378 ff., Jahrb. f. Philol. 1887 p. 653). Das Ritual
bei der Darbringung eines ἀπόνιμμα, eigentlich eines kathartischen Spende-
opfers, das aber auch εἰς τιμὴν τοῖς νεκροῖς dargebracht wird, beschreibt
(unvollständig ausgezogen) Kleidemos ἐν τῷ Ἐξηγητικῷ Ath. 9, 409 E f.
Dasselbe sind wohl die χϑόνια λουτρὰ τοῖς νεκροῖς ἐπιφερόμενα (Zenob. 6,
45 u. a.). Mit den ῾ϒδροφόρια (wie man gemeint hat) haben diese nichts
gemein.
2) Das gewöhnlich bei ἐναγίσματα für Todte als Opfer dienende Thier
ist ein Schaaf, andere Thiere werden seltener verwendet. Schwarze
Farbe ist Regel. Das Opfer wird ganz verbrannt. Vgl. die Zusammen-
stellungen von Stengel, Ztschr. f. Gymnas. W. 1880 p. 743 f., Jahrb. f.
Philol
. 1882 p. 322 f., 1883 p. 375. — Phot. καυστόν · καρπωτόν, ὃ ἐναγί-
ζεται τοῖς τετελευτηκόσιν (vgl. Hesych. καυτόν). — Speise der Todten doch
wohl, an den τρίτα und sonstigen Todtenmahlzeiten, und nicht der
Lebenden am περίδειπνον war das σέλινον (Todtenpflanze: s. oben S. 204, 2),
daher es zu Mahlzeiten Lebender nicht verwendet werden durfte: Plin.
n. h. 20, 113 nach Chrysipp und Dionysius.
3) Die Opfergaben das Mahl des Todten: Aeschyl. Choëph. 483 ff.
(vgl. Lucian de luctu 9; Charon 22). Der Todte angerufen zu kommen.
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[222/0238] Geister von den Lebenden gerückt schienen; die Todten er- scheinen hier in der That wie „bessere und mächtigere“ Wesen; bis zu ihrem Eintritt in heroische Würde ist der Weg nicht mehr weit. Trankspenden, wie sie hier die Abgeschiedenen empfangen, aus Honig, Wasser, Milch, auch Wein und anderen Flüssigkeiten gemischt, nach einem genau geregelten Ritual dargebracht, bildeten einen wesentlichen Theil der Todtenopfer 1). Sonst auch blutige Opfer, namentlich Schafe (seltener Rinder) schwarzer Farbe, die, den Seelen zum alleinigen Genuss, ganz verbrannt werden mussten, wie das bei allen Opfern für unter- irdische Geister geschah 2). Dieser ganze Cult, sinnlich wie er war, beruht auf der Voraussetzung, die auch bisweilen laut wird, dass die Seele des Todten sinnlichen Genusses der dargebrachten Gaben fähig und bedürftig sei 3). Sie ist auch sinnlicher Wahrnehmung 1) Die χοαί, ἅπερ νεκροῖσι μειλικτήρια, aus Wein, Honig, Wasser, Oel, wie sie in der Tragödie am Grabe des Vaters von den Kindern dargebracht werden (Aesch. Pers. 609 ff. Cho. 84 ff. Eurip. Iph. T. 159 ff.) sind den im wirklichen Leben üblichen Todtenspenden nachgebildet. Honig und Wasser (μελίκρατον) bildete stets den Hauptbestandtheil (vgl. Stengel, Philolog. 39, 378 ff., Jahrb. f. Philol. 1887 p. 653). Das Ritual bei der Darbringung eines ἀπόνιμμα, eigentlich eines kathartischen Spende- opfers, das aber auch εἰς τιμὴν τοῖς νεκροῖς dargebracht wird, beschreibt (unvollständig ausgezogen) Kleidemos ἐν τῷ Ἐξηγητικῷ Ath. 9, 409 E f. Dasselbe sind wohl die χϑόνια λουτρὰ τοῖς νεκροῖς ἐπιφερόμενα (Zenob. 6, 45 u. a.). Mit den ῾ϒδροφόρια (wie man gemeint hat) haben diese nichts gemein. 2) Das gewöhnlich bei ἐναγίσματα für Todte als Opfer dienende Thier ist ein Schaaf, andere Thiere werden seltener verwendet. Schwarze Farbe ist Regel. Das Opfer wird ganz verbrannt. Vgl. die Zusammen- stellungen von Stengel, Ztschr. f. Gymnas. W. 1880 p. 743 f., Jahrb. f. Philol. 1882 p. 322 f., 1883 p. 375. — Phot. καυστόν · καρπωτόν, ὃ ἐναγί- ζεται τοῖς τετελευτηκόσιν (vgl. Hesych. καυτόν). — Speise der Todten doch wohl, an den τρίτα und sonstigen Todtenmahlzeiten, und nicht der Lebenden am περίδειπνον war das σέλινον (Todtenpflanze: s. oben S. 204, 2), daher es zu Mahlzeiten Lebender nicht verwendet werden durfte: Plin. n. h. 20, 113 nach Chrysipp und Dionysius. 3) Die Opfergaben das Mahl des Todten: Aeschyl. Choëph. 483 ff. (vgl. Lucian de luctu 9; Charon 22). Der Todte angerufen zu kommen. um die Spende zu trinken (ἐλϑὲ δ̛ ὡς πίῃς —): Eurip. Hec. 535 ff. Die

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/238>, abgerufen am 27.11.2024.