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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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weitere Zeit. Sparta hatte eine Trauerzeit von elf Tagen 1);
in Athen schloss sich bisweilen dem Opfer am dritten und
neunten ein Opfermahl am dreissigsten Tage an 2); dieses Mahl
scheint auch mehrmals wiederholt worden zu sein 3).

War die Reihe der an das Begräbniss sich anschliessenden
Begehungen gänzlich vollendet, so lag die Pflege der Grab-

1) khronos penthous von elf Tagen, dann Abschluss der Trauer mit
einem Opfer an die Demeter. Plut. Lycurg. 27. Vgl. Herod. 6, 58 extr.
2) Die Lexicographen (Harpocrat. Phot. u. a.) reden über triakas
so, dass man nicht deutlich sieht, ob das Opfer am 30. Tage nach dem
Begräbniss (e triakoste emera dia thanatou Harp. Phot. meta thanaton
corrig. Schömann zu Isaeus p. 219, zu gewaltsam und ohne Gewähr) oder
das am 30. Monatstage den Todten herkömmlich dargebrachte Opfer
gemeint ist. Aber deutlich ist bei Lysias 1, 14 die Vorstellung aus-
gesprochen, dass die Trauer bis zum 30. Tage dauern sollte (s. Becker,
Charikl.2 3, 117), und somit wird man die triakades, wo sie in einer Reihe
mit trita und enata stehen, auf den 30. Tag nach der Bestattung be-
ziehen müssen. So auch die Inschr. von Keos, Dittenb. 468, 21: epi to
thanonti triekostia me poiein. Ueber Argos, Plut. Qu. Graec. 24, p. 296 F.
Die triakades waren offenbar in Athen (wenigstens im 4. Jahrhundert)
nicht so fest in der Sitte begründet, wie die trita und enata: nur diese
pflegt z. B. Isaeus als unerlässliche nomizomena zu erwähnen: 2, 36. 37;
8, 39. Wie es scheint, darf man die triakades auch gar nicht (wie meistens
geschieht) kurzweg den tr. und enata, als gleichartig, anreihen: diese
waren Opfer für den Todten. die triakades, scheint es, Gedächnissmahle
der Verwandten.
3) Lex. rhet. Bekk. Anecd. 268, 19 ff.; etwas abweichend Photius
lex. s. kathedra ; te triakoste (prote Phot. A statt L) emera tou apothanon-
tos oi prosekontes sunelthontes koine edeipnoun epi to apothanonti -- kai
touto kathedra ekaleito (Phot. add.: oti kathezomenoi edeipnoun kai ta nomizo-
mena epleroun;). esan de kathedrai tessares. (Der letzte Satz fehlt bei Phot.)
Also ein Mahl der Anverwandten des Verstorbenen, diesem zu Ehren,
gefeiert "am 30. Tage": vermuthlich doch nichts anderes als die sonst öfter
genannten triakades. Die Schmausenden sassen dabei, nach alter, bei
Homer herrschender, für Weiber überall, für Männer späterhin nur in
Kreta beibehaltener Sitte (s. Müller, Dorier 2, 270). Vielleicht ebenfalls
diese im Cultus festgehaltene alte Sitte ist in den sitzenden Figuren
der spartanischen Reliefs mit Darstellungen von "Todtenmahlen" beibe-
halten. Solche kathedrai fanden viere statt. Damit wäre die Trauer
auf vier Monate ausgedehnt: so wird für Gambreion vorgeschrieben
(Dittenberg. Syll. 470, 11 ff.), dass die Trauer höchstens drei, für Frauen
vier Monate dauern dürfe.

weitere Zeit. Sparta hatte eine Trauerzeit von elf Tagen 1);
in Athen schloss sich bisweilen dem Opfer am dritten und
neunten ein Opfermahl am dreissigsten Tage an 2); dieses Mahl
scheint auch mehrmals wiederholt worden zu sein 3).

War die Reihe der an das Begräbniss sich anschliessenden
Begehungen gänzlich vollendet, so lag die Pflege der Grab-

1) χρόνος πένϑους von elf Tagen, dann Abschluss der Trauer mit
einem Opfer an die Demeter. Plut. Lycurg. 27. Vgl. Herod. 6, 58 extr.
2) Die Lexicographen (Harpocrat. Phot. u. a.) reden über τριακάς
so, dass man nicht deutlich sieht, ob das Opfer am 30. Tage nach dem
Begräbniss (ἡ τριακοστὴ ἡμέρα διὰ ϑανάτου Harp. Phot. μετὰ ϑάνατον
corrig. Schömann zu Isaeus p. 219, zu gewaltsam und ohne Gewähr) oder
das am 30. Monatstage den Todten herkömmlich dargebrachte Opfer
gemeint ist. Aber deutlich ist bei Lysias 1, 14 die Vorstellung aus-
gesprochen, dass die Trauer bis zum 30. Tage dauern sollte (s. Becker,
Charikl.2 3, 117), und somit wird man die τριακάδες, wo sie in einer Reihe
mit τρίτα und ἔνατα stehen, auf den 30. Tag nach der Bestattung be-
ziehen müssen. So auch die Inschr. von Keos, Dittenb. 468, 21: ἐπὶ τῷ
ϑανόντι τριηκόστια μὴ ποιεῖν. Ueber Argos, Plut. Qu. Graec. 24, p. 296 F.
Die τριακάδες waren offenbar in Athen (wenigstens im 4. Jahrhundert)
nicht so fest in der Sitte begründet, wie die τρίτα und ἔνατα: nur diese
pflegt z. B. Isaeus als unerlässliche νομιζόμενα zu erwähnen: 2, 36. 37;
8, 39. Wie es scheint, darf man die τριακάδες auch gar nicht (wie meistens
geschieht) kurzweg den τρ. und ἔνατα, als gleichartig, anreihen: diese
waren Opfer für den Todten. die τριακάδες, scheint es, Gedächnissmahle
der Verwandten.
3) Lex. rhet. Bekk. Anecd. 268, 19 ff.; etwas abweichend Photius
lex. s. καϑέδρα · τῇ τριακοστῇ (πρώτῃ Phot. A statt Λ) ἡμέρᾳ τοῦ ἀποϑανόν-
τος οἱ προςήκοντες συνελϑόντες κοινῇ ἐδείπνουν ἐπὶ τῷ ἀποϑανόντι — καὶ
τοῦτο καϑέδρα ἐκαλεῖτο (Phot. add.: ὅτι καϑεζόμενοι ἐδείπνουν καὶ τὰ νομιζό-
μενα ἐπλήρουν·). ἦσαν δὲ καϑέδραι τέσσαρες. (Der letzte Satz fehlt bei Phot.)
Also ein Mahl der Anverwandten des Verstorbenen, diesem zu Ehren,
gefeiert „am 30. Tage“: vermuthlich doch nichts anderes als die sonst öfter
genannten τριακάδες. Die Schmausenden sassen dabei, nach alter, bei
Homer herrschender, für Weiber überall, für Männer späterhin nur in
Kreta beibehaltener Sitte (s. Müller, Dorier 2, 270). Vielleicht ebenfalls
diese im Cultus festgehaltene alte Sitte ist in den sitzenden Figuren
der spartanischen Reliefs mit Darstellungen von „Todtenmahlen“ beibe-
halten. Solche καϑέδραι fanden viere statt. Damit wäre die Trauer
auf vier Monate ausgedehnt: so wird für Gambreion vorgeschrieben
(Dittenberg. Syll. 470, 11 ff.), dass die Trauer höchstens drei, für Frauen
vier Monate dauern dürfe.
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[214/0230] weitere Zeit. Sparta hatte eine Trauerzeit von elf Tagen 1); in Athen schloss sich bisweilen dem Opfer am dritten und neunten ein Opfermahl am dreissigsten Tage an 2); dieses Mahl scheint auch mehrmals wiederholt worden zu sein 3). War die Reihe der an das Begräbniss sich anschliessenden Begehungen gänzlich vollendet, so lag die Pflege der Grab- 1) χρόνος πένϑους von elf Tagen, dann Abschluss der Trauer mit einem Opfer an die Demeter. Plut. Lycurg. 27. Vgl. Herod. 6, 58 extr. 2) Die Lexicographen (Harpocrat. Phot. u. a.) reden über τριακάς so, dass man nicht deutlich sieht, ob das Opfer am 30. Tage nach dem Begräbniss (ἡ τριακοστὴ ἡμέρα διὰ ϑανάτου Harp. Phot. μετὰ ϑάνατον corrig. Schömann zu Isaeus p. 219, zu gewaltsam und ohne Gewähr) oder das am 30. Monatstage den Todten herkömmlich dargebrachte Opfer gemeint ist. Aber deutlich ist bei Lysias 1, 14 die Vorstellung aus- gesprochen, dass die Trauer bis zum 30. Tage dauern sollte (s. Becker, Charikl.2 3, 117), und somit wird man die τριακάδες, wo sie in einer Reihe mit τρίτα und ἔνατα stehen, auf den 30. Tag nach der Bestattung be- ziehen müssen. So auch die Inschr. von Keos, Dittenb. 468, 21: ἐπὶ τῷ ϑανόντι τριηκόστια μὴ ποιεῖν. Ueber Argos, Plut. Qu. Graec. 24, p. 296 F. Die τριακάδες waren offenbar in Athen (wenigstens im 4. Jahrhundert) nicht so fest in der Sitte begründet, wie die τρίτα und ἔνατα: nur diese pflegt z. B. Isaeus als unerlässliche νομιζόμενα zu erwähnen: 2, 36. 37; 8, 39. Wie es scheint, darf man die τριακάδες auch gar nicht (wie meistens geschieht) kurzweg den τρ. und ἔνατα, als gleichartig, anreihen: diese waren Opfer für den Todten. die τριακάδες, scheint es, Gedächnissmahle der Verwandten. 3) Lex. rhet. Bekk. Anecd. 268, 19 ff.; etwas abweichend Photius lex. s. καϑέδρα · τῇ τριακοστῇ (πρώτῃ Phot. A statt Λ) ἡμέρᾳ τοῦ ἀποϑανόν- τος οἱ προςήκοντες συνελϑόντες κοινῇ ἐδείπνουν ἐπὶ τῷ ἀποϑανόντι — καὶ τοῦτο καϑέδρα ἐκαλεῖτο (Phot. add.: ὅτι καϑεζόμενοι ἐδείπνουν καὶ τὰ νομιζό- μενα ἐπλήρουν·). ἦσαν δὲ καϑέδραι τέσσαρες. (Der letzte Satz fehlt bei Phot.) Also ein Mahl der Anverwandten des Verstorbenen, diesem zu Ehren, gefeiert „am 30. Tage“: vermuthlich doch nichts anderes als die sonst öfter genannten τριακάδες. Die Schmausenden sassen dabei, nach alter, bei Homer herrschender, für Weiber überall, für Männer späterhin nur in Kreta beibehaltener Sitte (s. Müller, Dorier 2, 270). Vielleicht ebenfalls diese im Cultus festgehaltene alte Sitte ist in den sitzenden Figuren der spartanischen Reliefs mit Darstellungen von „Todtenmahlen“ beibe- halten. Solche καϑέδραι fanden viere statt. Damit wäre die Trauer auf vier Monate ausgedehnt: so wird für Gambreion vorgeschrieben (Dittenberg. Syll. 470, 11 ff.), dass die Trauer höchstens drei, für Frauen vier Monate dauern dürfe.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/230>, abgerufen am 24.11.2024.