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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Länder beigetragen haben1). Auch Hades wird seinen pelo-
ponnesischen Verehrern ein Gott des Erdsegens nicht minder
als der Todten gewesen sein2), sogut wie er Herr der Seelen
auch da ist, wo man, "aus Scheu vor dem Namen Hades"3),
ihn nur nach seiner segenspendenden Kraft benannte als Pluton,
Pluteus, Zeus Pluteus.

Die Sorge für die Lebenden und die Todten theilt die
weibliche Gottheit der Erdtiefe, mit dem Namen der Erde
selbst, Gaia, Ge, benannt. Wo sie verehrt wurde, hoffte man
von ihr Segen des Landbaues, aber auch die Herrschaft über
die Seelen stand ihr zu, mit denen gemeinsam man sie anrief
und ihr opferte4). Ihre Heiligthümer blieben in Ehren, nament-
lich zu Athen und an dem Stammsitze uralter Götterdienste,
zu Olympia5). Aber ihre Gestalt scheint aus der riesenhaften
Unbestimmtheit der Götter ältester Vorzeit nicht völlig zu
festerer Deutlichkeit umgebildet worden zu sein, Erdgöttinnen
jüngerer und klarerer Bildung verdrängen sie; am längsten hält
sie die mantische Kraft fest, die sie aus der Erdtiefe, dem Sitze

1) Kaukonen aus Pylos, an ihrer Spitze Neliden, kommen nach
Attika; Zusammenhang mit dem Cult der khthonioi in Phlya, in Eleusis.
S. K. O. Müller, Kl. Schr. 2, 258. Einige geschichtliche Grundlage mögen
solche Berichte haben. Die ausgeführten Darstellungen von H. D. Müller,
Mythol. d. Gr. St. 1, cap. 6; O. Crusius in Ersch u. Grubers Eneyklop.
u. "Kaukones" rechnen freilich mit zu vielen unsicheren Factoren, als
dass die Resultate irgendwelche Sicherheit haben könnten.
2) Aides -- tois enthade tosauta agatha aniesin: Plato Cratyl. 403
E. O Aides ou monon tas psukhas sunekhei, alla kai tois karpois aitios estin
anapnoes kai anadoseos kai auxeseos: Schol. B L. Il. O 188.
3) Oi polloi phoboumenoi to onoma Ploutona kalousin auton (ton Aiden)
Plato Cratyl. 403 A.
4) An den Genesia (Nekysia) Opfer für Ge und die Todten: Hesych.
s. Genesia. -- khoai Ge te kai phthitois, Aeschyl. Pers. 220; bei Seelen-
beschwörung Anrufung des Hermes, der Ge und des Aidoneus: Aesch.
Pers. 628 ff., 640 ff.; vgl. Choeph. 124 ff. -- Auf Defixionen Anrufung
des Hermes und der Ge katokhos: C. I. Gr. 528. 529.
5) Gaios in Olympia: Paus. 5, 14, 10; vgl. E. Curtius, Die Altäre
v. Olympia
, p. 15. -- Auf Kos hätte man angeblich einst die Ge monen
theon verehrt: Anton. Lib. 14 (nach Boios). Neben Zeus Khthonios wird
Ge khthonie verehrt auf Mykonos: Dittenb. Syll. 373, 26.

Länder beigetragen haben1). Auch Hades wird seinen pelo-
ponnesischen Verehrern ein Gott des Erdsegens nicht minder
als der Todten gewesen sein2), sogut wie er Herr der Seelen
auch da ist, wo man, „aus Scheu vor dem Namen Hades“3),
ihn nur nach seiner segenspendenden Kraft benannte als Pluton,
Pluteus, Zeus Pluteus.

Die Sorge für die Lebenden und die Todten theilt die
weibliche Gottheit der Erdtiefe, mit dem Namen der Erde
selbst, Gaia, Ge, benannt. Wo sie verehrt wurde, hoffte man
von ihr Segen des Landbaues, aber auch die Herrschaft über
die Seelen stand ihr zu, mit denen gemeinsam man sie anrief
und ihr opferte4). Ihre Heiligthümer blieben in Ehren, nament-
lich zu Athen und an dem Stammsitze uralter Götterdienste,
zu Olympia5). Aber ihre Gestalt scheint aus der riesenhaften
Unbestimmtheit der Götter ältester Vorzeit nicht völlig zu
festerer Deutlichkeit umgebildet worden zu sein, Erdgöttinnen
jüngerer und klarerer Bildung verdrängen sie; am längsten hält
sie die mantische Kraft fest, die sie aus der Erdtiefe, dem Sitze

1) Kaukonen aus Pylos, an ihrer Spitze Neliden, kommen nach
Attika; Zusammenhang mit dem Cult der χϑόνιοι in Phlya, in Eleusis.
S. K. O. Müller, Kl. Schr. 2, 258. Einige geschichtliche Grundlage mögen
solche Berichte haben. Die ausgeführten Darstellungen von H. D. Müller,
Mythol. d. Gr. St. 1, cap. 6; O. Crusius in Ersch u. Grubers Eneyklop.
u. „Kaukones“ rechnen freilich mit zu vielen unsicheren Factoren, als
dass die Resultate irgendwelche Sicherheit haben könnten.
2) Ἅιδης — τοῖς ἐνϑάδε τοσαῦτα ἀγαϑὰ ἀνίησιν: Plato Cratyl. 403
E. Ὁ Ἅιδης οὐ μόνον τὰς ψυχὰς συνέχει, ἀλλὰ καὶ τοῖς καρποῖς αἴτιός ἐστιν
ἀναπνοῆς καὶ ἀναδόσεως καὶ αὐξήσεως: Schol. B L. Il. O 188.
3) Οἱ πολλοὶ φοβούμενοι τὸ ὄνομα Πλούτωνα καλοῦσιν αὐτόν (τὸν Ἅιδην)
Plato Cratyl. 403 A.
4) An den Genesia (Nekysia) Opfer für Ge und die Todten: Hesych.
s. Γενέσια. — χοαὶ Γῇ τε καὶ φϑιτοῖς, Aeschyl. Pers. 220; bei Seelen-
beschwörung Anrufung des Hermes, der Ge und des Aïdoneus: Aesch.
Pers. 628 ff., 640 ff.; vgl. Choëph. 124 ff. — Auf Defixionen Anrufung
des Hermes und der Γῆ κάτοχος: C. I. Gr. 528. 529.
5) Γαῖος in Olympia: Paus. 5, 14, 10; vgl. E. Curtius, Die Altäre
v. Olympia
, p. 15. — Auf Kos hätte man angeblich einst die Ge μόνην
ϑεῶν verehrt: Anton. Lib. 14 (nach Boios). Neben Ζεὺς Χϑόνιος wird
Γῆ χϑονίη verehrt auf Mykonos: Dittenb. Syll. 373, 26.
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[194/0210] Länder beigetragen haben 1). Auch Hades wird seinen pelo- ponnesischen Verehrern ein Gott des Erdsegens nicht minder als der Todten gewesen sein 2), sogut wie er Herr der Seelen auch da ist, wo man, „aus Scheu vor dem Namen Hades“ 3), ihn nur nach seiner segenspendenden Kraft benannte als Pluton, Pluteus, Zeus Pluteus. Die Sorge für die Lebenden und die Todten theilt die weibliche Gottheit der Erdtiefe, mit dem Namen der Erde selbst, Gaia, Ge, benannt. Wo sie verehrt wurde, hoffte man von ihr Segen des Landbaues, aber auch die Herrschaft über die Seelen stand ihr zu, mit denen gemeinsam man sie anrief und ihr opferte 4). Ihre Heiligthümer blieben in Ehren, nament- lich zu Athen und an dem Stammsitze uralter Götterdienste, zu Olympia 5). Aber ihre Gestalt scheint aus der riesenhaften Unbestimmtheit der Götter ältester Vorzeit nicht völlig zu festerer Deutlichkeit umgebildet worden zu sein, Erdgöttinnen jüngerer und klarerer Bildung verdrängen sie; am längsten hält sie die mantische Kraft fest, die sie aus der Erdtiefe, dem Sitze 1) Kaukonen aus Pylos, an ihrer Spitze Neliden, kommen nach Attika; Zusammenhang mit dem Cult der χϑόνιοι in Phlya, in Eleusis. S. K. O. Müller, Kl. Schr. 2, 258. Einige geschichtliche Grundlage mögen solche Berichte haben. Die ausgeführten Darstellungen von H. D. Müller, Mythol. d. Gr. St. 1, cap. 6; O. Crusius in Ersch u. Grubers Eneyklop. u. „Kaukones“ rechnen freilich mit zu vielen unsicheren Factoren, als dass die Resultate irgendwelche Sicherheit haben könnten. 2) Ἅιδης — τοῖς ἐνϑάδε τοσαῦτα ἀγαϑὰ ἀνίησιν: Plato Cratyl. 403 E. Ὁ Ἅιδης οὐ μόνον τὰς ψυχὰς συνέχει, ἀλλὰ καὶ τοῖς καρποῖς αἴτιός ἐστιν ἀναπνοῆς καὶ ἀναδόσεως καὶ αὐξήσεως: Schol. B L. Il. O 188. 3) Οἱ πολλοὶ φοβούμενοι τὸ ὄνομα Πλούτωνα καλοῦσιν αὐτόν (τὸν Ἅιδην) Plato Cratyl. 403 A. 4) An den Genesia (Nekysia) Opfer für Ge und die Todten: Hesych. s. Γενέσια. — χοαὶ Γῇ τε καὶ φϑιτοῖς, Aeschyl. Pers. 220; bei Seelen- beschwörung Anrufung des Hermes, der Ge und des Aïdoneus: Aesch. Pers. 628 ff., 640 ff.; vgl. Choëph. 124 ff. — Auf Defixionen Anrufung des Hermes und der Γῆ κάτοχος: C. I. Gr. 528. 529. 5) Γαῖος in Olympia: Paus. 5, 14, 10; vgl. E. Curtius, Die Altäre v. Olympia, p. 15. — Auf Kos hätte man angeblich einst die Ge μόνην ϑεῶν verehrt: Anton. Lib. 14 (nach Boios). Neben Ζεὺς Χϑόνιος wird Γῆ χϑονίη verehrt auf Mykonos: Dittenb. Syll. 373, 26.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/210>, abgerufen am 23.11.2024.