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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Eurytanen in Aetolien1), Protesilaos an seinem Grabmal bei
Elaius auf dem thracischen Chersones2), Sarpedon in Kilikien,
angeblich auch in Troas3), Menestheus, der athenische Heer-

lirios. Man könnte fast an eine Verwechslung des Strabo oder des
Lykophron glauben; aber der Ritus kann in beiden Heiligthümern der-
selbe gewesen sein: wie er sich denn ebenso in Oropos im Traumorakel
des Amphiaraos findet (Paus. 1, 34, 5). -- Heutzutage verehrt man bei
Monte Sant' Angelo, unter dem Garganus, den Erzengel Michael, der im
5. Jahrhundert dort erschien und zwar in einer Höhle, die man vielleicht
mit Recht als den ehemaligen Sitz des Incubations-Orakels des Kalchas
ansieht (Lenormant, a travers l'Apulie et la Lucanie [Paris 1883] I, p. 61).
Michael hat auch sonst das Amt (das meist wohl den heil. Kosmas und
Damian zugefallen ist), alte Incubationsmantik in christlicher Verkleidung
fortzusetzen (so in dem Michaelion bei Constantinopel, dem alten Sos-
thenion: s. Malal. p. 78. 79. Bonn.; Sozom. h. eccl. 2, 3).
1) Lycophr. 799 f. Gab es eine Sage, die dort den Odysseus ge-
storben sein liess? Lykophron selbst berichtet freilich alsbald (805 ff.)
ganz anderes, zur Verwunderung seiner Scholiasten; vielleicht denkt er
(wie bei Kalchas) 799 f. nur an ein kenon sema des Odysseus in Aetolien.
2) Grabmal des Prot.: Herodot 9, 116 ff. Lycophr. 532 ff. ieron
tou Protesilaou Thucyd. 8, 102, 3. Orakel: Philostrat. Heroic., nament-
lich p. 146 f. Kays. Besonders war es auch Heilorakel: Philostrat.
p. 147, 30 f.
3) Ein Orakel "Sarpedonis in Troade" erwähnt, in einer flüchtigen
Aufzählung von Orakelstätten, Tertullian de anima 46. Es wäre schwer
zu sagen, wie der homerische Sarpedon (nur an diesen könnte man hier
denken), dessen Leib ja feierlich nach Lykien gebracht ist, in Troas ein
Orakel haben konnte. Es mag ein Schreibfehler des Tertullian vor-
liegen. -- Bei Seleucia in Kilikien ein Orakel des Apollon Sarpedonios:
Diodor. 32, 10, 2; Zosimus 1, 57. Schon Wesseling zu Diodor vol. 2,
p. 519 verwies auf den genaueren Bericht in der vita S. Theclae des
Basilius, Bischof von Seleucia. S. die Auszüge daraus bei R. Köhler,
Rhein. Mus. 14, 472 ff. Dort wird das Orakel als ein Traumorakel des
Sarpedon selbst, an seinem Grabe bei Seleucia befragt, beschrieben. Und
zwar ist, wie Köhler hervorhebt, von Sarpedon, dem Sohne der Europa,
dem Bruder des Minos, die Rede (dieser kretische Sarpedon kam zuerst
bei Hesiod vor, von dem homerischen ist er ganz verschieden: Aristonic.
zu Z 199. Ja, Homer kennt überhaupt neben Rhadamanthys keinen
anderen Bruder des Minos: Il. 14, 322. Manche setzten ihn dennoch
dem homerischen Sarpedon, dem Lykier, gleich; er habe drei geneai durch-
lebt: Apollodor. 3, 2, 4; vgl. Schol. V. Il. Z 199. Ein Kunststück im
Geschmack des Hellanicus. Andere machten den kretischen S. zum
Grossvater des lykischen: Diodor. 5, 79, 3). Das Orakel war eigentlich
dem Sarpedon geheiligt, Apollo scheint sich auch hier an die Stelle des

Eurytanen in Aetolien1), Protesilaos an seinem Grabmal bei
Elaius auf dem thracischen Chersones2), Sarpedon in Kilikien,
angeblich auch in Troas3), Menestheus, der athenische Heer-

lirios. Man könnte fast an eine Verwechslung des Strabo oder des
Lykophron glauben; aber der Ritus kann in beiden Heiligthümern der-
selbe gewesen sein: wie er sich denn ebenso in Oropos im Traumorakel
des Amphiaraos findet (Paus. 1, 34, 5). — Heutzutage verehrt man bei
Monte Sant’ Angelo, unter dem Garganus, den Erzengel Michael, der im
5. Jahrhundert dort erschien und zwar in einer Höhle, die man vielleicht
mit Recht als den ehemaligen Sitz des Incubations-Orakels des Kalchas
ansieht (Lenormant, à travers l’Apulie et la Lucanie [Paris 1883] I, p. 61).
Michael hat auch sonst das Amt (das meist wohl den heil. Kosmas und
Damian zugefallen ist), alte Incubationsmantik in christlicher Verkleidung
fortzusetzen (so in dem Michaëlion bei Constantinopel, dem alten Σωσ-
ϑένιον: s. Malal. p. 78. 79. Bonn.; Sozom. h. eccl. 2, 3).
1) Lycophr. 799 f. Gab es eine Sage, die dort den Odysseus ge-
storben sein liess? Lykophron selbst berichtet freilich alsbald (805 ff.)
ganz anderes, zur Verwunderung seiner Scholiasten; vielleicht denkt er
(wie bei Kalchas) 799 f. nur an ein κενὸν σῆμα des Odysseus in Aetolien.
2) Grabmal des Prot.: Herodot 9, 116 ff. Lycophr. 532 ff. ἱερὸν
τοῦ Πρωτεσιλάου Thucyd. 8, 102, 3. Orakel: Philostrat. Heroic., nament-
lich p. 146 f. Kays. Besonders war es auch Heilorakel: Philostrat.
p. 147, 30 f.
3) Ein Orakel „Sarpedonis in Troade“ erwähnt, in einer flüchtigen
Aufzählung von Orakelstätten, Tertullian de anima 46. Es wäre schwer
zu sagen, wie der homerische Sarpedon (nur an diesen könnte man hier
denken), dessen Leib ja feierlich nach Lykien gebracht ist, in Troas ein
Orakel haben konnte. Es mag ein Schreibfehler des Tertullian vor-
liegen. — Bei Seleucia in Kilikien ein Orakel des Apollon Sarpedonios:
Diodor. 32, 10, 2; Zosimus 1, 57. Schon Wesseling zu Diodor vol. 2,
p. 519 verwies auf den genaueren Bericht in der vita S. Theclae des
Basilius, Bischof von Seleucia. S. die Auszüge daraus bei R. Köhler,
Rhein. Mus. 14, 472 ff. Dort wird das Orakel als ein Traumorakel des
Sarpedon selbst, an seinem Grabe bei Seleucia befragt, beschrieben. Und
zwar ist, wie Köhler hervorhebt, von Sarpedon, dem Sohne der Europa,
dem Bruder des Minos, die Rede (dieser kretische Sarpedon kam zuerst
bei Hesiod vor, von dem homerischen ist er ganz verschieden: Aristonic.
zu Z 199. Ja, Homer kennt überhaupt neben Rhadamanthys keinen
anderen Bruder des Minos: Il. 14, 322. Manche setzten ihn dennoch
dem homerischen Sarpedon, dem Lykier, gleich; er habe drei γενεαί durch-
lebt: Apollodor. 3, 2, 4; vgl. Schol. V. Il. Z 199. Ein Kunststück im
Geschmack des Hellanicus. Andere machten den kretischen S. zum
Grossvater des lykischen: Diodor. 5, 79, 3). Das Orakel war eigentlich
dem Sarpedon geheiligt, Apollo scheint sich auch hier an die Stelle des
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[175/0191] Eurytanen in Aetolien 1), Protesilaos an seinem Grabmal bei Elaius auf dem thracischen Chersones 2), Sarpedon in Kilikien, angeblich auch in Troas 3), Menestheus, der athenische Heer- 4) 1) Lycophr. 799 f. Gab es eine Sage, die dort den Odysseus ge- storben sein liess? Lykophron selbst berichtet freilich alsbald (805 ff.) ganz anderes, zur Verwunderung seiner Scholiasten; vielleicht denkt er (wie bei Kalchas) 799 f. nur an ein κενὸν σῆμα des Odysseus in Aetolien. 2) Grabmal des Prot.: Herodot 9, 116 ff. Lycophr. 532 ff. ἱερὸν τοῦ Πρωτεσιλάου Thucyd. 8, 102, 3. Orakel: Philostrat. Heroic., nament- lich p. 146 f. Kays. Besonders war es auch Heilorakel: Philostrat. p. 147, 30 f. 3) Ein Orakel „Sarpedonis in Troade“ erwähnt, in einer flüchtigen Aufzählung von Orakelstätten, Tertullian de anima 46. Es wäre schwer zu sagen, wie der homerische Sarpedon (nur an diesen könnte man hier denken), dessen Leib ja feierlich nach Lykien gebracht ist, in Troas ein Orakel haben konnte. Es mag ein Schreibfehler des Tertullian vor- liegen. — Bei Seleucia in Kilikien ein Orakel des Apollon Sarpedonios: Diodor. 32, 10, 2; Zosimus 1, 57. Schon Wesseling zu Diodor vol. 2, p. 519 verwies auf den genaueren Bericht in der vita S. Theclae des Basilius, Bischof von Seleucia. S. die Auszüge daraus bei R. Köhler, Rhein. Mus. 14, 472 ff. Dort wird das Orakel als ein Traumorakel des Sarpedon selbst, an seinem Grabe bei Seleucia befragt, beschrieben. Und zwar ist, wie Köhler hervorhebt, von Sarpedon, dem Sohne der Europa, dem Bruder des Minos, die Rede (dieser kretische Sarpedon kam zuerst bei Hesiod vor, von dem homerischen ist er ganz verschieden: Aristonic. zu Z 199. Ja, Homer kennt überhaupt neben Rhadamanthys keinen anderen Bruder des Minos: Il. 14, 322. Manche setzten ihn dennoch dem homerischen Sarpedon, dem Lykier, gleich; er habe drei γενεαί durch- lebt: Apollodor. 3, 2, 4; vgl. Schol. V. Il. Z 199. Ein Kunststück im Geschmack des Hellanicus. Andere machten den kretischen S. zum Grossvater des lykischen: Diodor. 5, 79, 3). Das Orakel war eigentlich dem Sarpedon geheiligt, Apollo scheint sich auch hier an die Stelle des 4) lirios. Man könnte fast an eine Verwechslung des Strabo oder des Lykophron glauben; aber der Ritus kann in beiden Heiligthümern der- selbe gewesen sein: wie er sich denn ebenso in Oropos im Traumorakel des Amphiaraos findet (Paus. 1, 34, 5). — Heutzutage verehrt man bei Monte Sant’ Angelo, unter dem Garganus, den Erzengel Michael, der im 5. Jahrhundert dort erschien und zwar in einer Höhle, die man vielleicht mit Recht als den ehemaligen Sitz des Incubations-Orakels des Kalchas ansieht (Lenormant, à travers l’Apulie et la Lucanie [Paris 1883] I, p. 61). Michael hat auch sonst das Amt (das meist wohl den heil. Kosmas und Damian zugefallen ist), alte Incubationsmantik in christlicher Verkleidung fortzusetzen (so in dem Michaëlion bei Constantinopel, dem alten Σωσ- ϑένιον: s. Malal. p. 78. 79. Bonn.; Sozom. h. eccl. 2, 3).

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/191>, abgerufen am 25.11.2024.