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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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von den "Dämonen", wie sie spätere Speculation und dann
auch wohl der Volksglaube kennt. Diese sind göttliche Wesen
niederer Ordnung, aber von jeher des Todes überhoben, weil
sie nie in das endliche Leben der Menschen eingeschlossen
waren. Die Heroen dagegen haben einst als Menschen gelebt,
aus Menschen sind sie Heroen geworden, erst nach ihrem
Tode 1). Nunmehr sind sie in ein erhöhetes Leben eingetreten,
als eine besondere Classe der Wesen, die neben Göttern und
Menschen genannt wird 2). In ihnen treffen wir an, was den
homerischen Gedichten ganz fremd war, Seelen, die nach
dem Tode und der Trennung vom Leibe ein höheres, ewiges
Leben haben.

Aber wenn die Heroen aus Menschen geworden sind, so
werden doch nicht alle Menschen nach dem Tode zu Heroen.
Vielmehr, wenn auch die Schaar der Heroen nicht eine fest
begrenzte ist, wenn sie auch stetig ihre Reihen vermehrt --
die Heroen bilden eine Ausnahme, eine auserwählte Minder-

Zeit halbgöttliche Abstammung nicht eine Bedingung der Heroisirung
war, zeigt einfach die Thatsache, dass man von der grossen Mehrzahl der
"Heroen" Abstammung von einem Gotte gar nicht behauptete. Immer-
hin dichtete man, um die Würde eines Heros zu erhöhen, ihm gerne
einen göttlichen Vater an (vgl. Pausan. 6, 11, 2); Bedingung war dies
nicht für Heroisirung (eher für Erhebung aus dem Heroenthum zur
Götterwürde).
1) makar men andron meta, eros d epeita laosebes Pind. P. 5, 88 f.
2) tina theon, tin eroa, tina d andra; Pind. Ol. 2 init. oute theous
oute eroas out anthropous aiskhuntheisa Antiphon. 1, 27. Mit Einschiebung
der "Dämonen": Götter, Dämonen, Heroen, Menschen: Plato Rep. 3,
392 A; 4, 427 B; Leg. 4, 717 A/B. -- Von Identificirung der Heroen
mit den Dämonen (die Nägelsbach, Nachhom. Theol. 104 behauptet) kann
nicht die Rede sein. Wenn Philosophen Verstorbene "Dämonen" nennen,
so fällt das unter einen ganz anderen Gesichtspunkt. Speciell Plutarchische
Speculation ist es, wenn ein Uebergang von Menschen zu Heroen, von
diesen zu Dämonen angenommen, die Heroen also wie eine Art niederer
Dämonen angesehen werden (def. orac. 10. Rom. 28). -- Gar nicht un-
richtig bringt ein Scholion zu Eurip. Hecub. 165 Götter und Dämonen,
Heroen und Menschen in Parallele. Götter sind upseloteron ti tagma ton
daimonon, und so verhalten sich auch oi eroes pros tous loipous anthro-
pous, upseloteroi tines dokountes kai uperekhontes.

von den „Dämonen“, wie sie spätere Speculation und dann
auch wohl der Volksglaube kennt. Diese sind göttliche Wesen
niederer Ordnung, aber von jeher des Todes überhoben, weil
sie nie in das endliche Leben der Menschen eingeschlossen
waren. Die Heroen dagegen haben einst als Menschen gelebt,
aus Menschen sind sie Heroen geworden, erst nach ihrem
Tode 1). Nunmehr sind sie in ein erhöhetes Leben eingetreten,
als eine besondere Classe der Wesen, die neben Göttern und
Menschen genannt wird 2). In ihnen treffen wir an, was den
homerischen Gedichten ganz fremd war, Seelen, die nach
dem Tode und der Trennung vom Leibe ein höheres, ewiges
Leben haben.

Aber wenn die Heroen aus Menschen geworden sind, so
werden doch nicht alle Menschen nach dem Tode zu Heroen.
Vielmehr, wenn auch die Schaar der Heroen nicht eine fest
begrenzte ist, wenn sie auch stetig ihre Reihen vermehrt —
die Heroen bilden eine Ausnahme, eine auserwählte Minder-

Zeit halbgöttliche Abstammung nicht eine Bedingung der Heroisirung
war, zeigt einfach die Thatsache, dass man von der grossen Mehrzahl der
„Heroen“ Abstammung von einem Gotte gar nicht behauptete. Immer-
hin dichtete man, um die Würde eines Heros zu erhöhen, ihm gerne
einen göttlichen Vater an (vgl. Pausan. 6, 11, 2); Bedingung war dies
nicht für Heroisirung (eher für Erhebung aus dem Heroenthum zur
Götterwürde).
1) μάκαρ μὲν ἀνδρῶν μέτα, ἥρως δ̛ ἔπειτα λαοσεβής Pind. P. 5, 88 f.
2) τίνα ϑεόν, τίν̕ ἥρωα, τίνα δ̛ ἄνδρα; Pind. Ol. 2 init. οὔτε ϑεοὺς
οὔτε ἥρωας οὔτ̕ ἀνϑρώπους αἰσχυνϑεῖσα Antiphon. 1, 27. Mit Einschiebung
der „Dämonen“: Götter, Dämonen, Heroen, Menschen: Plato Rep. 3,
392 A; 4, 427 B; Leg. 4, 717 A/B. — Von Identificirung der Heroen
mit den Dämonen (die Nägelsbach, Nachhom. Theol. 104 behauptet) kann
nicht die Rede sein. Wenn Philosophen Verstorbene „Dämonen“ nennen,
so fällt das unter einen ganz anderen Gesichtspunkt. Speciell Plutarchische
Speculation ist es, wenn ein Uebergang von Menschen zu Heroen, von
diesen zu Dämonen angenommen, die Heroen also wie eine Art niederer
Dämonen angesehen werden (def. orac. 10. Rom. 28). — Gar nicht un-
richtig bringt ein Scholion zu Eurip. Hecub. 165 Götter und Dämonen,
Heroen und Menschen in Parallele. Götter sind ὑψηλότερόν τι τάγμα τῶν
δαιμόνων, und so verhalten sich auch οἱ ἥρωες πρὸς τούς λοιποὺς ἀνϑρώ-
πους, ὑψηλότεροί τινες δοκοῦντες καὶ ὑπερέχοντες.
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[143/0159] von den „Dämonen“, wie sie spätere Speculation und dann auch wohl der Volksglaube kennt. Diese sind göttliche Wesen niederer Ordnung, aber von jeher des Todes überhoben, weil sie nie in das endliche Leben der Menschen eingeschlossen waren. Die Heroen dagegen haben einst als Menschen gelebt, aus Menschen sind sie Heroen geworden, erst nach ihrem Tode 1). Nunmehr sind sie in ein erhöhetes Leben eingetreten, als eine besondere Classe der Wesen, die neben Göttern und Menschen genannt wird 2). In ihnen treffen wir an, was den homerischen Gedichten ganz fremd war, Seelen, die nach dem Tode und der Trennung vom Leibe ein höheres, ewiges Leben haben. Aber wenn die Heroen aus Menschen geworden sind, so werden doch nicht alle Menschen nach dem Tode zu Heroen. Vielmehr, wenn auch die Schaar der Heroen nicht eine fest begrenzte ist, wenn sie auch stetig ihre Reihen vermehrt — die Heroen bilden eine Ausnahme, eine auserwählte Minder- 2) 1) μάκαρ μὲν ἀνδρῶν μέτα, ἥρως δ̛ ἔπειτα λαοσεβής Pind. P. 5, 88 f. 2) τίνα ϑεόν, τίν̕ ἥρωα, τίνα δ̛ ἄνδρα; Pind. Ol. 2 init. οὔτε ϑεοὺς οὔτε ἥρωας οὔτ̕ ἀνϑρώπους αἰσχυνϑεῖσα Antiphon. 1, 27. Mit Einschiebung der „Dämonen“: Götter, Dämonen, Heroen, Menschen: Plato Rep. 3, 392 A; 4, 427 B; Leg. 4, 717 A/B. — Von Identificirung der Heroen mit den Dämonen (die Nägelsbach, Nachhom. Theol. 104 behauptet) kann nicht die Rede sein. Wenn Philosophen Verstorbene „Dämonen“ nennen, so fällt das unter einen ganz anderen Gesichtspunkt. Speciell Plutarchische Speculation ist es, wenn ein Uebergang von Menschen zu Heroen, von diesen zu Dämonen angenommen, die Heroen also wie eine Art niederer Dämonen angesehen werden (def. orac. 10. Rom. 28). — Gar nicht un- richtig bringt ein Scholion zu Eurip. Hecub. 165 Götter und Dämonen, Heroen und Menschen in Parallele. Götter sind ὑψηλότερόν τι τάγμα τῶν δαιμόνων, und so verhalten sich auch οἱ ἥρωες πρὸς τούς λοιποὺς ἀνϑρώ- πους, ὑψηλότεροί τινες δοκοῦντες καὶ ὑπερέχοντες. 2) Zeit halbgöttliche Abstammung nicht eine Bedingung der Heroisirung war, zeigt einfach die Thatsache, dass man von der grossen Mehrzahl der „Heroen“ Abstammung von einem Gotte gar nicht behauptete. Immer- hin dichtete man, um die Würde eines Heros zu erhöhen, ihm gerne einen göttlichen Vater an (vgl. Pausan. 6, 11, 2); Bedingung war dies nicht für Heroisirung (eher für Erhebung aus dem Heroenthum zur Götterwürde).

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/159>, abgerufen am 28.11.2024.