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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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sirte Zeus nicht, wie Zeus Amphiaraos, Zeus Trophonios
(auch Zeus Asklepios) in der gewöhnlichen Vorstellung, seinen
Gottesnamen abgelegt hat, der seiner Heroisirung laut wider-
spricht. Vermuthlich ist auf diesen, somit nur halb heroisirten
Höhlenzeus eine Vorstellung nur, nach Analogie, übertragen,
die auf andere, nach alter, unverständlich gewordener Vor-
stellung in der Erdtiefe hausende Götter mit besserem Rechte
angewandt war, seit man sie völlig zu Heroen verwandelt hatte.

Von Heroen, die in Göttertempeln begraben, z. Th. mit
dem höheren Gott, dem der Tempel geweiht war, in Cult-
gemeinschaft gesetzt waren, wird uns mancherlei berichtet.
Wie solche Sagen entstehen konnten, lehrt besonders deutlich
das Beispiel des Erechtheus.

Von Erechtheus erzählt der Schiffskatalog der Ilias
(Il. 2, 546 ff.), dass die Erde ihn geboren habe, Athene
aber ihn aufnährte und ihn "niedersetzte in ihrem reichen
Tempel" 1), wo ihn die Athener alljährlich mit Opfern von

der Chthonia lagen khoria a kalousin Ermioneis to men Klumenou, to de
Ploutonos, to triton de auton limnen Akherousian. An dieser limne
Akherousia wird vermuthlich ein Grab des zum Heros Klymenos herab-
gesetzten Hades gezeigt worden sein, den Clemens, statt Klymenos oder
Hades, ungenau mit dem Späteren geläufigeren Namen Pluton nennt.
1) kad d en Athenes eisen, eo eni pioni neo. Dieser Worte wird man
sich erinnern dürfen bei der Erklärung der räthselhaften Erzählung in
Hesiods Theog. 987 ff., vom Phaethon, den Aphrodite ort anereiphamene
kai min zatheois eni neois neopolon mukhion poiesato, daimona dion. Aphrodite
entrückt also den Phaethon lebendig und verleiht ihm ewiges Leben --
im Inneren ihres Tempels, ganz wie Athene dem Erechtheus thut. Viel-
leicht ist auch Phaethon in die Erdtiefe unter dem Tempel entrückt: das
Beiwort mukhion könnte dies ausdrücken. theoi mukhioi sind die über den
mukhos eines Hauses waltenden, z. B. über den thalamos als das innerste
Gemach: so Aphrodite mukhia (Aelian. h. an. 10, 34). Leto mukhia (Plu-
tarch bei Euseb. praep. ev. III 1, 3. p. 84 c.). Aber als mukhioi können
auch bezeichnet werden die im Erdinneren Wohnenden (mukho khthonos
euruodeies Hesiod. Th. 119; häufiger mukhoi khthonos: s. Markland zu Eurip.
Suppl. 545. Vgl. Aidos mukhos anth. Pal. 7, 213, 6; auch mukhos eusebeon,
athanaton unter der Erde: Kaibel epigr. 241 a, 18; 658 a [Rhein. Mus. 34,
192]). So von den Erinyen Orph. hymn. 69, 3: mukhiai, upo keuthesin oiki
ekhousai antro en eeroenti Phot. lex. 274, 18: mukhopedon; ges bathos, Aides.

sirte Zeus nicht, wie Zeus Amphiaraos, Zeus Trophonios
(auch Zeus Asklepios) in der gewöhnlichen Vorstellung, seinen
Gottesnamen abgelegt hat, der seiner Heroisirung laut wider-
spricht. Vermuthlich ist auf diesen, somit nur halb heroisirten
Höhlenzeus eine Vorstellung nur, nach Analogie, übertragen,
die auf andere, nach alter, unverständlich gewordener Vor-
stellung in der Erdtiefe hausende Götter mit besserem Rechte
angewandt war, seit man sie völlig zu Heroen verwandelt hatte.

Von Heroen, die in Göttertempeln begraben, z. Th. mit
dem höheren Gott, dem der Tempel geweiht war, in Cult-
gemeinschaft gesetzt waren, wird uns mancherlei berichtet.
Wie solche Sagen entstehen konnten, lehrt besonders deutlich
das Beispiel des Erechtheus.

Von Erechtheus erzählt der Schiffskatalog der Ilias
(Il. 2, 546 ff.), dass die Erde ihn geboren habe, Athene
aber ihn aufnährte und ihn „niedersetzte in ihrem reichen
Tempel“ 1), wo ihn die Athener alljährlich mit Opfern von

der Chthonia lagen χωρία ἃ καλοῦσιν Ἑρμιονεῖς τὸ μὲν Κλυμένου, τὸ δὲ
Πλούτωνος, τὸ τρίτον δὲ αὐτῶν λίμνην Ἀχερουσίαν. An dieser λίμνη
Ἀχερουσία wird vermuthlich ein Grab des zum Heros Klymenos herab-
gesetzten Hades gezeigt worden sein, den Clemens, statt Klymenos oder
Hades, ungenau mit dem Späteren geläufigeren Namen Pluton nennt.
1) κὰδ δ̕ ἐν Ἀϑήνῃσ̕ εἷσεν, ἑῷ ἐνὶ πίονι νηῷ. Dieser Worte wird man
sich erinnern dürfen bei der Erklärung der räthselhaften Erzählung in
Hesiods Theog. 987 ff., vom Phaëthon, den Aphrodite ὦρτ̕ ἀνερειφαμένη
καί μιν ζαϑέοις ἐνὶ νηοῖς νηοπόλον μύχιον ποιήσατο, δαίμονα δῖον. Aphrodite
entrückt also den Phaëthon lebendig und verleiht ihm ewiges Leben —
im Inneren ihres Tempels, ganz wie Athene dem Erechtheus thut. Viel-
leicht ist auch Phaëthon in die Erdtiefe unter dem Tempel entrückt: das
Beiwort μύχιον könnte dies ausdrücken. ϑεοὶ μύχιοι sind die über den
μυχός eines Hauses waltenden, z. B. über den ϑάλαμος als das innerste
Gemach: so Ἀφροδίτη μυχία (Aelian. h. an. 10, 34). Λητὼ μυχία (Plu-
tarch bei Euseb. praep. ev. III 1, 3. p. 84 c.). Aber als μύχιοι können
auch bezeichnet werden die im Erdinneren Wohnenden (μυχῷ χϑονὸς
εὐρυοδείης Hesiod. Th. 119; häufiger μυχοὶ χϑονός: s. Markland zu Eurip.
Suppl. 545. Vgl. Ἄϊδος μυχός anth. Pal. 7, 213, 6; auch μυχὸς εὐσεβέων,
ἀϑανάτων unter der Erde: Kaibel epigr. 241 a, 18; 658 a [Rhein. Mus. 34,
192]). So von den Erinyen Orph. hymn. 69, 3: μύχιαι, ὑπὸ κεύϑεσιν οἰκί̕
ἔχουσαι ἄντρῳ ἐν ἠερόεντι Phot. lex. 274, 18: μυχόπεδον· γῆς βάϑος, Ἅιδης.
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[126/0142] sirte Zeus nicht, wie Zeus Amphiaraos, Zeus Trophonios (auch Zeus Asklepios) in der gewöhnlichen Vorstellung, seinen Gottesnamen abgelegt hat, der seiner Heroisirung laut wider- spricht. Vermuthlich ist auf diesen, somit nur halb heroisirten Höhlenzeus eine Vorstellung nur, nach Analogie, übertragen, die auf andere, nach alter, unverständlich gewordener Vor- stellung in der Erdtiefe hausende Götter mit besserem Rechte angewandt war, seit man sie völlig zu Heroen verwandelt hatte. Von Heroen, die in Göttertempeln begraben, z. Th. mit dem höheren Gott, dem der Tempel geweiht war, in Cult- gemeinschaft gesetzt waren, wird uns mancherlei berichtet. Wie solche Sagen entstehen konnten, lehrt besonders deutlich das Beispiel des Erechtheus. Von Erechtheus erzählt der Schiffskatalog der Ilias (Il. 2, 546 ff.), dass die Erde ihn geboren habe, Athene aber ihn aufnährte und ihn „niedersetzte in ihrem reichen Tempel“ 1), wo ihn die Athener alljährlich mit Opfern von 1) 1) κὰδ δ̕ ἐν Ἀϑήνῃσ̕ εἷσεν, ἑῷ ἐνὶ πίονι νηῷ. Dieser Worte wird man sich erinnern dürfen bei der Erklärung der räthselhaften Erzählung in Hesiods Theog. 987 ff., vom Phaëthon, den Aphrodite ὦρτ̕ ἀνερειφαμένη καί μιν ζαϑέοις ἐνὶ νηοῖς νηοπόλον μύχιον ποιήσατο, δαίμονα δῖον. Aphrodite entrückt also den Phaëthon lebendig und verleiht ihm ewiges Leben — im Inneren ihres Tempels, ganz wie Athene dem Erechtheus thut. Viel- leicht ist auch Phaëthon in die Erdtiefe unter dem Tempel entrückt: das Beiwort μύχιον könnte dies ausdrücken. ϑεοὶ μύχιοι sind die über den μυχός eines Hauses waltenden, z. B. über den ϑάλαμος als das innerste Gemach: so Ἀφροδίτη μυχία (Aelian. h. an. 10, 34). Λητὼ μυχία (Plu- tarch bei Euseb. praep. ev. III 1, 3. p. 84 c.). Aber als μύχιοι können auch bezeichnet werden die im Erdinneren Wohnenden (μυχῷ χϑονὸς εὐρυοδείης Hesiod. Th. 119; häufiger μυχοὶ χϑονός: s. Markland zu Eurip. Suppl. 545. Vgl. Ἄϊδος μυχός anth. Pal. 7, 213, 6; auch μυχὸς εὐσεβέων, ἀϑανάτων unter der Erde: Kaibel epigr. 241 a, 18; 658 a [Rhein. Mus. 34, 192]). So von den Erinyen Orph. hymn. 69, 3: μύχιαι, ὑπὸ κεύϑεσιν οἰκί̕ ἔχουσαι ἄντρῳ ἐν ἠερόεντι Phot. lex. 274, 18: μυχόπεδον· γῆς βάϑος, Ἅιδης. 1) der Chthonia lagen χωρία ἃ καλοῦσιν Ἑρμιονεῖς τὸ μὲν Κλυμένου, τὸ δὲ Πλούτωνος, τὸ τρίτον δὲ αὐτῶν λίμνην Ἀχερουσίαν. An dieser λίμνη Ἀχερουσία wird vermuthlich ein Grab des zum Heros Klymenos herab- gesetzten Hades gezeigt worden sein, den Clemens, statt Klymenos oder Hades, ungenau mit dem Späteren geläufigeren Namen Pluton nennt.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/142>, abgerufen am 22.11.2024.