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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Hier hat also Ein Gott über dem Grabe des anderen seinen
Tempelsitz aufgeschlagen. Ueber dem Erdgeist Python, dem
Sohne der Erdgöttin Gaia, thront Apollo, der Wahrsagegott.
Da uns alte und höchst glaubwürdige Ueberlieferungen sagen,
dass in Delphi einst ein altes Erdorakel bestand, an dessen
Stelle sich erst später Apollo und seine Art der Mantik setzte,
so darf man glauben, dass es eben diese religionsgeschichtliche
Thatsache sei, die ihren Ausdruck in der Sage findet, dass
Apollos Tempel und Orakelsitz sich über der Stelle erhebe,
an welcher der alte, abgeschaffte Orakeldämon "begraben" lag 1).

gut bezeugt, dass der omphalos Pythonis tumulus sei (Varro L. L. VII p. 304
Sp.), taphos tou Puthonos (Hesych. s. Toxiou bounos), Dionys dagegen in
Delphi begraben liege para ton Apollona ton khrusoun (Philochorus bei
Syncell. 307, 4 ff. Dind.; Euseb. Arm. Hieron. p. 44, 45 Sch.; Malalas
p. 45, 7 Dind., aus Africanus nach Gelzer, Afric. I 132 f.), d. h. im aduton
(vgl. Paus. 10, 24, 5) oder, was dasselbe besagt, para to khresterion (Plut.
Is. et Osir. 35), para ton tripoda (Callimach. bei Tzetz. Lyc. 208; vgl.
Etym. M. s. Delphoi). Der Dreifuss stand im Adyton (Diodor 16, 26; Strabo
9, 419). Ob der omphalos auch im Adyton stand (oder etwa, wie Manche
annehmen, in der Cella des Tempels) ist nicht auszumachen, so wahr-
scheinlich es auch ist. Aber unter dem Omphalos lässt den Dionys
Niemand begraben sein als Tatian adv. Gr. 8 p. 40 Otto: o omphalos
taphos esti Dionusou. Die Aussage dieses sehr flüchtigen Pamphletisten
kommt aber gar nicht in Betracht neben dem Zeugniss des Varro u. s. w.;
ganz offenbar hat Tatian die zwei "Gräber" mit einander verwechselt,
so gut wie umgekehrt Hygin. fub. 140 und Servius (zur Aen. 3, 92; 3,
360; 6, 347), die im Dreifuss den Python begraben sein lassen. Die ächte
Tradition kannte ausser dem Grabe des Dionys am Dreifuss das Grab des
Python im Omphalos seiner Mutter Gaia. Dies ist ihm ernstlich nicht
bestritten worden; eher könnte man glauben, dass Zweifel darüber be-
standen, wer denn im Dreifuss beigesetzt sei. Porphyrius V. Pyth. 16
nennt als solchen den Apoll selbst, resp. einen Apoll, den Sohn des
Silen. Diese Albernheit scheint auf Euhemeros zurückzugehen (vgl. Minuc.
Fel. 21, 1; werthlos Fulgentius expos. p. 769 Stav.) und mag nichts als
leichtfertige Spielerei sein. (Zu viel Ehre thut dieser Ueberlieferung an
K. O. Müller, Proleg. p. 307).
1) Dass die von Apoll getödtete Schlange Hüterin des alten manteion
khthonion war, berichtet unverächtliche Ueberlieferung (die Zeugnisse ge-
sammelt von Th. Schreiber, Apollo Pythoktonos p. 3): voran Euripides,
Iph. Taur. 1245 ff.; Kallimachus, fr. 364; poietai nach Paus. 10, 6, 6, welche
berichteten (ton Puthona) epi to manteio phulaka upo Ges tetakhthai u. s. w.
Kurz und deutlich bezeichnet, dass der Kampf um das Orakel ging,

Hier hat also Ein Gott über dem Grabe des anderen seinen
Tempelsitz aufgeschlagen. Ueber dem Erdgeist Python, dem
Sohne der Erdgöttin Gaia, thront Apollo, der Wahrsagegott.
Da uns alte und höchst glaubwürdige Ueberlieferungen sagen,
dass in Delphi einst ein altes Erdorakel bestand, an dessen
Stelle sich erst später Apollo und seine Art der Mantik setzte,
so darf man glauben, dass es eben diese religionsgeschichtliche
Thatsache sei, die ihren Ausdruck in der Sage findet, dass
Apollos Tempel und Orakelsitz sich über der Stelle erhebe,
an welcher der alte, abgeschaffte Orakeldämon „begraben“ lag 1).

gut bezeugt, dass der ὀμφαλός Pythonis tumulus sei (Varro L. L. VII p. 304
Sp.), τάφος τοῦ Πύϑωνος (Hesych. s. Τοξίου βουνός), Dionys dagegen in
Delphi begraben liege παρὰ τὸν Ἀπόλλωνα τὸν χρυσοῦν (Philochorus bei
Syncell. 307, 4 ff. Dind.; Euseb. Arm. Hieron. p. 44, 45 Sch.; Malalas
p. 45, 7 Dind., aus Africanus nach Gelzer, Afric. I 132 f.), d. h. im ἄδυτον
(vgl. Paus. 10, 24, 5) oder, was dasselbe besagt, παρὰ τὸ χρηστήριον (Plut.
Is. et Osir. 35), παρὰ τὸν τρίποδα (Callimach. bei Tzetz. Lyc. 208; vgl.
Etym. M. s. Δελφοί). Der Dreifuss stand im Adyton (Diodor 16, 26; Strabo
9, 419). Ob der ὀμφαλός auch im Adyton stand (oder etwa, wie Manche
annehmen, in der Cella des Tempels) ist nicht auszumachen, so wahr-
scheinlich es auch ist. Aber unter dem Omphalos lässt den Dionys
Niemand begraben sein als Tatian adv. Gr. 8 p. 40 Otto: ὁ ὀμφαλὸς
τάφος ἐστὶ Διονύσου. Die Aussage dieses sehr flüchtigen Pamphletisten
kommt aber gar nicht in Betracht neben dem Zeugniss des Varro u. s. w.;
ganz offenbar hat Tatian die zwei „Gräber“ mit einander verwechselt,
so gut wie umgekehrt Hygin. fub. 140 und Servius (zur Aen. 3, 92; 3,
360; 6, 347), die im Dreifuss den Python begraben sein lassen. Die ächte
Tradition kannte ausser dem Grabe des Dionys am Dreifuss das Grab des
Python im Omphalos seiner Mutter Gaia. Dies ist ihm ernstlich nicht
bestritten worden; eher könnte man glauben, dass Zweifel darüber be-
standen, wer denn im Dreifuss beigesetzt sei. Porphyrius V. Pyth. 16
nennt als solchen den Apoll selbst, resp. einen Apoll, den Sohn des
Silen. Diese Albernheit scheint auf Euhemeros zurückzugehen (vgl. Minuc.
Fel. 21, 1; werthlos Fulgentius expos. p. 769 Stav.) und mag nichts als
leichtfertige Spielerei sein. (Zu viel Ehre thut dieser Ueberlieferung an
K. O. Müller, Proleg. p. 307).
1) Dass die von Apoll getödtete Schlange Hüterin des alten μαντεῖον
χϑόνιον war, berichtet unverächtliche Ueberlieferung (die Zeugnisse ge-
sammelt von Th. Schreiber, Apollo Pythoktonos p. 3): voran Euripides,
Iph. Taur. 1245 ff.; Kallimachus, fr. 364; ποιηταί nach Paus. 10, 6, 6, welche
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[124/0140] Hier hat also Ein Gott über dem Grabe des anderen seinen Tempelsitz aufgeschlagen. Ueber dem Erdgeist Python, dem Sohne der Erdgöttin Gaia, thront Apollo, der Wahrsagegott. Da uns alte und höchst glaubwürdige Ueberlieferungen sagen, dass in Delphi einst ein altes Erdorakel bestand, an dessen Stelle sich erst später Apollo und seine Art der Mantik setzte, so darf man glauben, dass es eben diese religionsgeschichtliche Thatsache sei, die ihren Ausdruck in der Sage findet, dass Apollos Tempel und Orakelsitz sich über der Stelle erhebe, an welcher der alte, abgeschaffte Orakeldämon „begraben“ lag 1). 3) 1) Dass die von Apoll getödtete Schlange Hüterin des alten μαντεῖον χϑόνιον war, berichtet unverächtliche Ueberlieferung (die Zeugnisse ge- sammelt von Th. Schreiber, Apollo Pythoktonos p. 3): voran Euripides, Iph. Taur. 1245 ff.; Kallimachus, fr. 364; ποιηταί nach Paus. 10, 6, 6, welche berichteten (τὸν Πύϑωνα) ἐπὶ τῷ μαντείῳ φύλακα ὑπὸ Γῆς τετάχϑαι u. s. w. Kurz und deutlich bezeichnet, dass der Kampf um das Orakel ging, 3) gut bezeugt, dass der ὀμφαλός Pythonis tumulus sei (Varro L. L. VII p. 304 Sp.), τάφος τοῦ Πύϑωνος (Hesych. s. Τοξίου βουνός), Dionys dagegen in Delphi begraben liege παρὰ τὸν Ἀπόλλωνα τὸν χρυσοῦν (Philochorus bei Syncell. 307, 4 ff. Dind.; Euseb. Arm. Hieron. p. 44, 45 Sch.; Malalas p. 45, 7 Dind., aus Africanus nach Gelzer, Afric. I 132 f.), d. h. im ἄδυτον (vgl. Paus. 10, 24, 5) oder, was dasselbe besagt, παρὰ τὸ χρηστήριον (Plut. Is. et Osir. 35), παρὰ τὸν τρίποδα (Callimach. bei Tzetz. Lyc. 208; vgl. Etym. M. s. Δελφοί). Der Dreifuss stand im Adyton (Diodor 16, 26; Strabo 9, 419). Ob der ὀμφαλός auch im Adyton stand (oder etwa, wie Manche annehmen, in der Cella des Tempels) ist nicht auszumachen, so wahr- scheinlich es auch ist. Aber unter dem Omphalos lässt den Dionys Niemand begraben sein als Tatian adv. Gr. 8 p. 40 Otto: ὁ ὀμφαλὸς τάφος ἐστὶ Διονύσου. Die Aussage dieses sehr flüchtigen Pamphletisten kommt aber gar nicht in Betracht neben dem Zeugniss des Varro u. s. w.; ganz offenbar hat Tatian die zwei „Gräber“ mit einander verwechselt, so gut wie umgekehrt Hygin. fub. 140 und Servius (zur Aen. 3, 92; 3, 360; 6, 347), die im Dreifuss den Python begraben sein lassen. Die ächte Tradition kannte ausser dem Grabe des Dionys am Dreifuss das Grab des Python im Omphalos seiner Mutter Gaia. Dies ist ihm ernstlich nicht bestritten worden; eher könnte man glauben, dass Zweifel darüber be- standen, wer denn im Dreifuss beigesetzt sei. Porphyrius V. Pyth. 16 nennt als solchen den Apoll selbst, resp. einen Apoll, den Sohn des Silen. Diese Albernheit scheint auf Euhemeros zurückzugehen (vgl. Minuc. Fel. 21, 1; werthlos Fulgentius expos. p. 769 Stav.) und mag nichts als leichtfertige Spielerei sein. (Zu viel Ehre thut dieser Ueberlieferung an K. O. Müller, Proleg. p. 307).

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/140>, abgerufen am 24.11.2024.