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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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auf ganz ähnliche Vorstellungen hin, wie die sind, die wir im
Cult des Zeus Trophonios bei Lebadea wirksam fanden. Zeus,
als in der Tiefe der Höhle körperlich anwesend, kann den,
nach den gehörigen Weihen, in die Höhle Eindringenden in
eigener Person erscheinen.

Nun taucht seit dem vierten Jahrhundert v. Chr., ver-
muthlich durch Euhemeros hervorgezogen, der seltsame Bericht
auf, den in späterer Zeit Spötter wie Lucian und christliche
Gegner der alten Religion mit Vergnügen wiederholen, dass im
Ida Zeus begraben liege 1). Was hier das Grab des Gottes
heisst, ist nichts anderes als die Höhle, die man sonst als
seinen dauernden Sitz betrachtete 2). Diese, den Griechen stets
befremdliche 3) Annahme, dass ein Gott begraben liege an
irgend einer Stelle der Erde, für ewig oder auch wohl nur für

Phaestos verehrten Zeus Belkhanos [vgl. Head, hist. num. Fig. 255, p. 401],
werden erwähnt auf einer Inschr. aus Lyttos, Bull. de corresp. hellen.
1889, p. 61).
1) Von dem Grabe des Zeus redete Euhemeros nach Ennius bei Lac-
tant. 1, 11, und bei Minuc. Fel. 21, 2. Kallimachus, h. Jov. 8. 9 pole-
misirt bereits gegen das Gerücht von dem kretischen Zeusgrabe. Es
scheint mir sehr glaublich, dass Euhemeros die Sage, als zu seinem kläg-
lichen Mythenpragmatismus scheinbar trefflich passend, hervorgezogen
und in die Litteratur eingeführt habe; er wäre es denn, gegen den sich
Kallimachus a. a. O. wendet, wie er es ja auch sonst mit dem geron ala-
zon und dessen adika biblia zu thun hat (fr. 86).
2) Von dem Zeusgrabe auf Kreta reden ohne genauere Ortsangabe
Kallimachus a. a. O., Cicero de nat. d. 3, § 53; Diodor 3, 61, 2;
Pomp. Mela 2, 112; Lucian, Timon. 6. Jupp. trag. 45 de sacrif. 10,
deor. concil. 6; Minuc. Fel. 21, 8; Firmic. Matern. de err. prof. rel. 7, 6.
Von Dictaei Jovis sepulcrum spricht Euhemeros bei Min. Fel. 21, 2,
offenbar ungenau, denn nach Lactant. 1, 11 wäre das Grab gewesen in
oppido Cnosso
, weit vom Diktegebirge. Gemeint ist auch dort nicht in,
sondern bei Knossos, d. h. auf dem Ida. Denn auf dem Ida lag das
Grab nach dem Zeugniss des Varro de litoralibus bei Solin. p. 81, 12--15
Momms. Endlich, dass das Grab innerhalb der idäischen Höhle lag, geht
deutlich aus Porphyr. V. Pyth. 17 hervor.
3) Daher man die Sage vom Grabe des Zeus (wenn man nicht, wie
Kallimachus, sie einfach leugnete) allegorisch sich zurechtlegte: auf
tropikas uponoias deutete Celsus hin: Origen. c. Cels. 3, 43 (p. 307
Lomm.). Vgl. Philostrat. V. Soph. p. 76, 15 ff. Ks.

auf ganz ähnliche Vorstellungen hin, wie die sind, die wir im
Cult des Zeus Trophonios bei Lebadea wirksam fanden. Zeus,
als in der Tiefe der Höhle körperlich anwesend, kann den,
nach den gehörigen Weihen, in die Höhle Eindringenden in
eigener Person erscheinen.

Nun taucht seit dem vierten Jahrhundert v. Chr., ver-
muthlich durch Euhemeros hervorgezogen, der seltsame Bericht
auf, den in späterer Zeit Spötter wie Lucian und christliche
Gegner der alten Religion mit Vergnügen wiederholen, dass im
Ida Zeus begraben liege 1). Was hier das Grab des Gottes
heisst, ist nichts anderes als die Höhle, die man sonst als
seinen dauernden Sitz betrachtete 2). Diese, den Griechen stets
befremdliche 3) Annahme, dass ein Gott begraben liege an
irgend einer Stelle der Erde, für ewig oder auch wohl nur für

Phaestos verehrten Ζεὺς Βελχανός [vgl. Head, hist. num. Fig. 255, p. 401],
werden erwähnt auf einer Inschr. aus Lyttos, Bull. de corresp. hellén.
1889, p. 61).
1) Von dem Grabe des Zeus redete Euhemeros nach Ennius bei Lac-
tant. 1, 11, und bei Minuc. Fel. 21, 2. Kallimachus, h. Jov. 8. 9 pole-
misirt bereits gegen das Gerücht von dem kretischen Zeusgrabe. Es
scheint mir sehr glaublich, dass Euhemeros die Sage, als zu seinem kläg-
lichen Mythenpragmatismus scheinbar trefflich passend, hervorgezogen
und in die Litteratur eingeführt habe; er wäre es denn, gegen den sich
Kallimachus a. a. O. wendet, wie er es ja auch sonst mit dem γέρων ἀλα-
ζών und dessen ἄδικα βιβλία zu thun hat (fr. 86).
2) Von dem Zeusgrabe auf Kreta reden ohne genauere Ortsangabe
Kallimachus a. a. O., Cicero de nat. d. 3, § 53; Diodor 3, 61, 2;
Pomp. Mela 2, 112; Lucian, Timon. 6. Jupp. trag. 45 de sacrif. 10,
deor. concil. 6; Minuc. Fel. 21, 8; Firmic. Matern. de err. prof. rel. 7, 6.
Von Dictaei Jovis sepulcrum spricht Euhemeros bei Min. Fel. 21, 2,
offenbar ungenau, denn nach Lactant. 1, 11 wäre das Grab gewesen in
oppido Cnosso
, weit vom Diktegebirge. Gemeint ist auch dort nicht in,
sondern bei Knossos, d. h. auf dem Ida. Denn auf dem Ida lag das
Grab nach dem Zeugniss des Varro de litoralibus bei Solin. p. 81, 12—15
Momms. Endlich, dass das Grab innerhalb der idäischen Höhle lag, geht
deutlich aus Porphyr. V. Pyth. 17 hervor.
3) Daher man die Sage vom Grabe des Zeus (wenn man nicht, wie
Kallimachus, sie einfach leugnete) allegorisch sich zurechtlegte: auf
τροπικὰς ὑπονοίας deutete Celsus hin: Origen. c. Cels. 3, 43 (p. 307
Lomm.). Vgl. Philostrat. V. Soph. p. 76, 15 ff. Ks.
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[122/0138] auf ganz ähnliche Vorstellungen hin, wie die sind, die wir im Cult des Zeus Trophonios bei Lebadea wirksam fanden. Zeus, als in der Tiefe der Höhle körperlich anwesend, kann den, nach den gehörigen Weihen, in die Höhle Eindringenden in eigener Person erscheinen. Nun taucht seit dem vierten Jahrhundert v. Chr., ver- muthlich durch Euhemeros hervorgezogen, der seltsame Bericht auf, den in späterer Zeit Spötter wie Lucian und christliche Gegner der alten Religion mit Vergnügen wiederholen, dass im Ida Zeus begraben liege 1). Was hier das Grab des Gottes heisst, ist nichts anderes als die Höhle, die man sonst als seinen dauernden Sitz betrachtete 2). Diese, den Griechen stets befremdliche 3) Annahme, dass ein Gott begraben liege an irgend einer Stelle der Erde, für ewig oder auch wohl nur für 2) 1) Von dem Grabe des Zeus redete Euhemeros nach Ennius bei Lac- tant. 1, 11, und bei Minuc. Fel. 21, 2. Kallimachus, h. Jov. 8. 9 pole- misirt bereits gegen das Gerücht von dem kretischen Zeusgrabe. Es scheint mir sehr glaublich, dass Euhemeros die Sage, als zu seinem kläg- lichen Mythenpragmatismus scheinbar trefflich passend, hervorgezogen und in die Litteratur eingeführt habe; er wäre es denn, gegen den sich Kallimachus a. a. O. wendet, wie er es ja auch sonst mit dem γέρων ἀλα- ζών und dessen ἄδικα βιβλία zu thun hat (fr. 86). 2) Von dem Zeusgrabe auf Kreta reden ohne genauere Ortsangabe Kallimachus a. a. O., Cicero de nat. d. 3, § 53; Diodor 3, 61, 2; Pomp. Mela 2, 112; Lucian, Timon. 6. Jupp. trag. 45 de sacrif. 10, deor. concil. 6; Minuc. Fel. 21, 8; Firmic. Matern. de err. prof. rel. 7, 6. Von Dictaei Jovis sepulcrum spricht Euhemeros bei Min. Fel. 21, 2, offenbar ungenau, denn nach Lactant. 1, 11 wäre das Grab gewesen in oppido Cnosso, weit vom Diktegebirge. Gemeint ist auch dort nicht in, sondern bei Knossos, d. h. auf dem Ida. Denn auf dem Ida lag das Grab nach dem Zeugniss des Varro de litoralibus bei Solin. p. 81, 12—15 Momms. Endlich, dass das Grab innerhalb der idäischen Höhle lag, geht deutlich aus Porphyr. V. Pyth. 17 hervor. 3) Daher man die Sage vom Grabe des Zeus (wenn man nicht, wie Kallimachus, sie einfach leugnete) allegorisch sich zurechtlegte: auf τροπικὰς ὑπονοίας deutete Celsus hin: Origen. c. Cels. 3, 43 (p. 307 Lomm.). Vgl. Philostrat. V. Soph. p. 76, 15 ff. Ks. 2) Phaestos verehrten Ζεὺς Βελχανός [vgl. Head, hist. num. Fig. 255, p. 401], werden erwähnt auf einer Inschr. aus Lyttos, Bull. de corresp. hellén. 1889, p. 61).

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/138>, abgerufen am 22.11.2024.