denn ganz von selber mussten die Farben ihrer Ausmalungen zusammenfliessen: die reine Idylle ist ihrer Natur nach eintönig.
4.
Von irgend einer Wirkung und Einwirkung der auf die Inseln der Seligen Entrückten auf das Diesseits sagt Hesiod nichts, wie doch bei den Dämonen des goldenen Geschlechts, nichts auch von einer "Verehrung", die eine Wirksamkeit voraussetzen würde, wie bei den unterirdischen Geistern des silbernen Zeitalters. Jeder Zusammenhang mit der Menschen- welt ist abgebrochen; jede Wirkung zu ihr hinüber würde dem Begriffe dieser selig Abgeschiedenen widersprechen. Hesiod giebt getreulich das Bild der Entrückten wieder, wie es dich- terische Phantasie ohne alle Einwirkung des Cultus und darauf gegründeten Volksglaubens frei ausgebildet hatte.
Folgt er hier homerischer und nachhomerischer Dichtung, woher hat er die Vorstellung von den Dämonen und Geistern aus dem goldenen und silbernen Zeitalter entnommen, die er aus homerischer und homerisirender Poesie nicht entnommen hat, nicht entnommen haben kann, weil sie, anders als die Ent- rückungsidee, den homerischen Seelenglauben nicht ergänzt, sondern ihm widerspricht? Wir dürfen mit Bestimmtheit sagen: aus dem Cultus. Es bestand, mindestens in den Gegenden Mittelgriechenlands, in denen die hesiodische Poesie zu Hause war, eine religiöse Verehrung der Seelen vergangener Menschen- geschlechter fort, trotz Homer, und der Cultus erhielt, wenigstens als dunkle Kunde, einen Glauben lebendig, den Homer verhüllt und verdrängt hatte. Nur wie aus der Ferne dringt er noch zu dem böotischen Dichter, dessen eigene Vorstellungen doch ganz in dem Boden homerischen Glaubens wurzeln. Schon seit dem ehernen Geschlecht, berichtet er ja, schluckt der schaurige Hades die Seelen der Verstorbenen ein, das gilt (mit wenigen wunderbaren Ausnahmen) auch für das heroische Geschlecht; und dass dem Dichter am Ausgang des Lebens im eisernen Geschlecht, dem er selbst angehört, nichts anderes
denn ganz von selber mussten die Farben ihrer Ausmalungen zusammenfliessen: die reine Idylle ist ihrer Natur nach eintönig.
4.
Von irgend einer Wirkung und Einwirkung der auf die Inseln der Seligen Entrückten auf das Diesseits sagt Hesiod nichts, wie doch bei den Dämonen des goldenen Geschlechts, nichts auch von einer „Verehrung“, die eine Wirksamkeit voraussetzen würde, wie bei den unterirdischen Geistern des silbernen Zeitalters. Jeder Zusammenhang mit der Menschen- welt ist abgebrochen; jede Wirkung zu ihr hinüber würde dem Begriffe dieser selig Abgeschiedenen widersprechen. Hesiod giebt getreulich das Bild der Entrückten wieder, wie es dich- terische Phantasie ohne alle Einwirkung des Cultus und darauf gegründeten Volksglaubens frei ausgebildet hatte.
Folgt er hier homerischer und nachhomerischer Dichtung, woher hat er die Vorstellung von den Dämonen und Geistern aus dem goldenen und silbernen Zeitalter entnommen, die er aus homerischer und homerisirender Poesie nicht entnommen hat, nicht entnommen haben kann, weil sie, anders als die Ent- rückungsidee, den homerischen Seelenglauben nicht ergänzt, sondern ihm widerspricht? Wir dürfen mit Bestimmtheit sagen: aus dem Cultus. Es bestand, mindestens in den Gegenden Mittelgriechenlands, in denen die hesiodische Poesie zu Hause war, eine religiöse Verehrung der Seelen vergangener Menschen- geschlechter fort, trotz Homer, und der Cultus erhielt, wenigstens als dunkle Kunde, einen Glauben lebendig, den Homer verhüllt und verdrängt hatte. Nur wie aus der Ferne dringt er noch zu dem böotischen Dichter, dessen eigene Vorstellungen doch ganz in dem Boden homerischen Glaubens wurzeln. Schon seit dem ehernen Geschlecht, berichtet er ja, schluckt der schaurige Hades die Seelen der Verstorbenen ein, das gilt (mit wenigen wunderbaren Ausnahmen) auch für das heroische Geschlecht; und dass dem Dichter am Ausgang des Lebens im eisernen Geschlecht, dem er selbst angehört, nichts anderes
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denn ganz von selber mussten die Farben ihrer Ausmalungen
zusammenfliessen: die reine Idylle ist ihrer Natur nach eintönig.
4.
Von irgend einer Wirkung und Einwirkung der auf die
Inseln der Seligen Entrückten auf das Diesseits sagt Hesiod
nichts, wie doch bei den Dämonen des goldenen Geschlechts,
nichts auch von einer „Verehrung“, die eine Wirksamkeit
voraussetzen würde, wie bei den unterirdischen Geistern des
silbernen Zeitalters. Jeder Zusammenhang mit der Menschen-
welt ist abgebrochen; jede Wirkung zu ihr hinüber würde dem
Begriffe dieser selig Abgeschiedenen widersprechen. Hesiod
giebt getreulich das Bild der Entrückten wieder, wie es dich-
terische Phantasie ohne alle Einwirkung des Cultus und darauf
gegründeten Volksglaubens frei ausgebildet hatte.
Folgt er hier homerischer und nachhomerischer Dichtung,
woher hat er die Vorstellung von den Dämonen und Geistern
aus dem goldenen und silbernen Zeitalter entnommen, die er
aus homerischer und homerisirender Poesie nicht entnommen
hat, nicht entnommen haben kann, weil sie, anders als die Ent-
rückungsidee, den homerischen Seelenglauben nicht ergänzt,
sondern ihm widerspricht? Wir dürfen mit Bestimmtheit sagen:
aus dem Cultus. Es bestand, mindestens in den Gegenden
Mittelgriechenlands, in denen die hesiodische Poesie zu Hause
war, eine religiöse Verehrung der Seelen vergangener Menschen-
geschlechter fort, trotz Homer, und der Cultus erhielt, wenigstens
als dunkle Kunde, einen Glauben lebendig, den Homer verhüllt
und verdrängt hatte. Nur wie aus der Ferne dringt er noch
zu dem böotischen Dichter, dessen eigene Vorstellungen doch
ganz in dem Boden homerischen Glaubens wurzeln. Schon
seit dem ehernen Geschlecht, berichtet er ja, schluckt der
schaurige Hades die Seelen der Verstorbenen ein, das gilt
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Geschlecht; und dass dem Dichter am Ausgang des Lebens
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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/116>, abgerufen am 22.11.2024.
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