"Schöner ist der ungekünstelte schattige Hain mit seinen gekrümmten Gängen, schö- ner sind die Wiesen mit tausendfältigen Blumen geschmückt; ich hab' auch Blumen um die Hütte gepflanzt, Majoran, Lilien, Rosen; und, o wie schön sind die Quellen, wenn sie aus Klippen sprudeln, oder aus dem Gebüsche von Hügeln fallen, und dann durch blumige Wiesen sich schlängeln!" --
Nicht weniger getreu der Natur schildert der Dichter den ländlichen Garten, der mit zu dem Plane von Glückseligkeit gehörte, die seine Muse wünschte.
"Hinten am Hause sey mein geräumiger Garten, wo einfältige Kunst den angeneh- men Phantasien der Natur mit gehorsa- mer Hülfe beysteht, nicht aufrührisch sie zum dienstbaren Stoff sich macht, in gro- teske Bilder sie zu schaffen. Wände von Nußstrauch umzäunen ihn, und in jeder Ecke steht eine grüne Hütte von wilden Ro- sen; dahin würd' ich oft den Strahlen der Sonne entweichen, oder sehen, wie der braue Gärtner die Beete umgräbt, um schmackhafte Gartengewächse zu säen, oder ich hälf ihm die flatternden Gewächse an Stäben aufbinden, oder der Rosenstauden warten, und der zerstreuten Nelken und Lilien. Außen am Garten müßt ein klarer Bach meine grasreiche Wiese durchschlän- geln; er schlängelte sich dann durch den
schatti-
„Schoͤner iſt der ungekuͤnſtelte ſchattige Hain mit ſeinen gekruͤmmten Gaͤngen, ſchoͤ- ner ſind die Wieſen mit tauſendfaͤltigen Blumen geſchmuͤckt; ich hab’ auch Blumen um die Huͤtte gepflanzt, Majoran, Lilien, Roſen; und, o wie ſchoͤn ſind die Quellen, wenn ſie aus Klippen ſprudeln, oder aus dem Gebuͤſche von Huͤgeln fallen, und dann durch blumige Wieſen ſich ſchlaͤngeln!“ —
Nicht weniger getreu der Natur ſchildert der Dichter den laͤndlichen Garten, der mit zu dem Plane von Gluͤckſeligkeit gehoͤrte, die ſeine Muſe wuͤnſchte.
„Hinten am Hauſe ſey mein geraͤumiger Garten, wo einfaͤltige Kunſt den angeneh- men Phantaſien der Natur mit gehorſa- mer Huͤlfe beyſteht, nicht aufruͤhriſch ſie zum dienſtbaren Stoff ſich macht, in gro- teſke Bilder ſie zu ſchaffen. Waͤnde von Nußſtrauch umzaͤunen ihn, und in jeder Ecke ſteht eine gruͤne Huͤtte von wilden Ro- ſen; dahin wuͤrd’ ich oft den Strahlen der Sonne entweichen, oder ſehen, wie der braue Gaͤrtner die Beete umgraͤbt, um ſchmackhafte Gartengewaͤchſe zu ſaͤen, oder ich haͤlf ihm die flatternden Gewaͤchſe an Staͤben aufbinden, oder der Roſenſtauden warten, und der zerſtreuten Nelken und Lilien. Außen am Garten muͤßt ein klarer Bach meine grasreiche Wieſe durchſchlaͤn- geln; er ſchlaͤngelte ſich dann durch den
ſchatti-
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„Schoͤner iſt der ungekuͤnſtelte ſchattige
Hain mit ſeinen gekruͤmmten Gaͤngen, ſchoͤ-
ner ſind die Wieſen mit tauſendfaͤltigen
Blumen geſchmuͤckt; ich hab’ auch Blumen
um die Huͤtte gepflanzt, Majoran, Lilien,
Roſen; und, o wie ſchoͤn ſind die Quellen,
wenn ſie aus Klippen ſprudeln, oder aus
dem Gebuͤſche von Huͤgeln fallen, und dann
durch blumige Wieſen ſich ſchlaͤngeln!“ —
Nicht weniger getreu der Natur ſchildert
der Dichter den laͤndlichen Garten, der mit
zu dem Plane von Gluͤckſeligkeit gehoͤrte, die
ſeine Muſe wuͤnſchte.
„Hinten am Hauſe ſey mein geraͤumiger
Garten, wo einfaͤltige Kunſt den angeneh-
men Phantaſien der Natur mit gehorſa-
mer Huͤlfe beyſteht, nicht aufruͤhriſch ſie
zum dienſtbaren Stoff ſich macht, in gro-
teſke Bilder ſie zu ſchaffen. Waͤnde von
Nußſtrauch umzaͤunen ihn, und in jeder
Ecke ſteht eine gruͤne Huͤtte von wilden Ro-
ſen; dahin wuͤrd’ ich oft den Strahlen
der Sonne entweichen, oder ſehen, wie der
braue Gaͤrtner die Beete umgraͤbt, um
ſchmackhafte Gartengewaͤchſe zu ſaͤen, oder
ich haͤlf ihm die flatternden Gewaͤchſe an
Staͤben aufbinden, oder der Roſenſtauden
warten, und der zerſtreuten Nelken und
Lilien. Außen am Garten muͤßt ein klarer
Bach meine grasreiche Wieſe durchſchlaͤn-
geln; er ſchlaͤngelte ſich dann durch den
ſchatti-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/82>, abgerufen am 27.11.2024.
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