Es entstand um das Jahr 1654 die Berg- stadt Johanngeorgenstadt durch Böhmische flüchtige Bergleute, die aus der Stadt Plat- ten vertrieben waren, und die sich hier anbaue- ten. Die Stadt wurde nach Johann Geor- gen genannt. Anfangs war hier nur Zinn. Allein 1662 entdeckte man einen Silberan- bruch, und hierauf entstand auch die Silber- hütte. Zuweilen findet man hier auch Ku- pfererze; die Kobalte aber die man findet, werden nach Schneeberg abgeliefert.
Im siebenzehnten Jahrhunderte finden wir den nämlichen Eifer bey der sächsischen Regierung für den Bergbau, den sie im 16ten Jahrhunderte zeigte. Churfürst Christian II. ließ 1609 einen Befehl ergehen, wie in strei- tigen Bergsachen zu verfahren, und daß we- der Regierung noch Oberhof- und Appella- tionsgerichte dergleichen für sich ziehen soll- ten h). Es ergieng ein solcher Befehl sowohl an die Cammer, als auch an das Oberhofge- richt und die Landesregierung. So bemühe- te sich der nämliche auch in einem besondern Patent von 1609 den Beschwerden auf dem Zwitterstock zum Altenberg und Geißing, we- gen allerhand Untreu und Diebstahl des Zinns abzuhelfen. Johann Georg I. ließ 1612 eine Grünthaler Seigerhüttenordnung ergehen,
und
h)C. A. T. I. p. 239.
Es entſtand um das Jahr 1654 die Berg- ſtadt Johanngeorgenſtadt durch Boͤhmiſche fluͤchtige Bergleute, die aus der Stadt Plat- ten vertrieben waren, und die ſich hier anbaue- ten. Die Stadt wurde nach Johann Geor- gen genannt. Anfangs war hier nur Zinn. Allein 1662 entdeckte man einen Silberan- bruch, und hierauf entſtand auch die Silber- huͤtte. Zuweilen findet man hier auch Ku- pfererze; die Kobalte aber die man findet, werden nach Schneeberg abgeliefert.
Im ſiebenzehnten Jahrhunderte finden wir den naͤmlichen Eifer bey der ſaͤchſiſchen Regierung fuͤr den Bergbau, den ſie im 16ten Jahrhunderte zeigte. Churfuͤrſt Chriſtian II. ließ 1609 einen Befehl ergehen, wie in ſtrei- tigen Bergſachen zu verfahren, und daß we- der Regierung noch Oberhof- und Appella- tionsgerichte dergleichen fuͤr ſich ziehen ſoll- ten h). Es ergieng ein ſolcher Befehl ſowohl an die Cammer, als auch an das Oberhofge- richt und die Landesregierung. So bemuͤhe- te ſich der naͤmliche auch in einem beſondern Patent von 1609 den Beſchwerden auf dem Zwitterſtock zum Altenberg und Geißing, we- gen allerhand Untreu und Diebſtahl des Zinns abzuhelfen. Johann Georg I. ließ 1612 eine Gruͤnthaler Seigerhuͤttenordnung ergehen,
und
h)C. A. T. I. p. 239.
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Es entſtand um das Jahr 1654 die Berg-
ſtadt Johanngeorgenſtadt durch Boͤhmiſche
fluͤchtige Bergleute, die aus der Stadt Plat-
ten vertrieben waren, und die ſich hier anbaue-
ten. Die Stadt wurde nach Johann Geor-
gen genannt. Anfangs war hier nur Zinn.
Allein 1662 entdeckte man einen Silberan-
bruch, und hierauf entſtand auch die Silber-
huͤtte. Zuweilen findet man hier auch Ku-
pfererze; die Kobalte aber die man findet,
werden nach Schneeberg abgeliefert.
Im ſiebenzehnten Jahrhunderte finden
wir den naͤmlichen Eifer bey der ſaͤchſiſchen
Regierung fuͤr den Bergbau, den ſie im 16ten
Jahrhunderte zeigte. Churfuͤrſt Chriſtian II.
ließ 1609 einen Befehl ergehen, wie in ſtrei-
tigen Bergſachen zu verfahren, und daß we-
der Regierung noch Oberhof- und Appella-
tionsgerichte dergleichen fuͤr ſich ziehen ſoll-
ten h). Es ergieng ein ſolcher Befehl ſowohl
an die Cammer, als auch an das Oberhofge-
richt und die Landesregierung. So bemuͤhe-
te ſich der naͤmliche auch in einem beſondern
Patent von 1609 den Beſchwerden auf dem
Zwitterſtock zum Altenberg und Geißing, we-
gen allerhand Untreu und Diebſtahl des Zinns
abzuhelfen. Johann Georg I. ließ 1612 eine
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und
h) C. A. T. I. p. 239.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/792>, abgerufen am 23.11.2024.
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