Sande die Goldkörner auf den Einschnitten des Bretes liegen bleiben. Man gießt hier- auf von neuem Wasser darauf, um das Gold völlig zu reinigen; thut alles mit diesem frisch- aufgegossenen Wasser in eine längliche Mulde, und aus dieser auf einem Sichertrog, wo das Gold alsdenn rein und glänzend liegen bleibt. Bey trockner Witterung, wenn die Wasser stark fallen, suchen die Zigeuner das Gold auch auf dem den Flüssen und Bächen zunächst liegen- den Boden, öfters auch in einiger Entfernung herum, wo sie breite Gruben graben, und dadurch auf eine Erdschicht kommen, die eine Mischung aus klar zerriebenem Glimmer und Eisensand ist, die sich durch das Waschen leicht von einander absondern läßt. Um die Goldkörner von dieser Erde zu scheiden, be- dient man sich eben der Art und Weise, wie bey dem Flußsande, zumal da diese Gruben gleich mit Wasser ausgefüllet werden.
Er fand die Erdlagen in folgender Ord- nung auf einander geschichtet: Zuerst die Damm- oder oberste Rasenerde zwey Schuh tief; in der zweyten Lage Wackenstein, eine Thonart, auch ohngefähr zwey Schuh; in der dritten eine Mischung von Sand und Kalch so fest und hart, daß man, sie zu zerstü- cken, sich des Keilhammers bedienen muß; in der vierten Lage endlich, die bis an die drey Schuh anhält, eine Mischung von klarem zer- riebenem Glimmer und Eisensand, die durch
das
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Sande die Goldkoͤrner auf den Einſchnitten des Bretes liegen bleiben. Man gießt hier- auf von neuem Waſſer darauf, um das Gold voͤllig zu reinigen; thut alles mit dieſem friſch- aufgegoſſenen Waſſer in eine laͤngliche Mulde, und aus dieſer auf einem Sichertrog, wo das Gold alsdenn rein und glaͤnzend liegen bleibt. Bey trockner Witterung, wenn die Waſſer ſtark fallen, ſuchen die Zigeuner das Gold auch auf dem den Fluͤſſen und Baͤchen zunaͤchſt liegen- den Boden, oͤfters auch in einiger Entfernung herum, wo ſie breite Gruben graben, und dadurch auf eine Erdſchicht kommen, die eine Miſchung aus klar zerriebenem Glimmer und Eiſenſand iſt, die ſich durch das Waſchen leicht von einander abſondern laͤßt. Um die Goldkoͤrner von dieſer Erde zu ſcheiden, be- dient man ſich eben der Art und Weiſe, wie bey dem Flußſande, zumal da dieſe Gruben gleich mit Waſſer ausgefuͤllet werden.
Er fand die Erdlagen in folgender Ord- nung auf einander geſchichtet: Zuerſt die Damm- oder oberſte Raſenerde zwey Schuh tief; in der zweyten Lage Wackenſtein, eine Thonart, auch ohngefaͤhr zwey Schuh; in der dritten eine Miſchung von Sand und Kalch ſo feſt und hart, daß man, ſie zu zerſtuͤ- cken, ſich des Keilhammers bedienen muß; in der vierten Lage endlich, die bis an die drey Schuh anhaͤlt, eine Miſchung von klarem zer- riebenem Glimmer und Eiſenſand, die durch
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Sande die Goldkoͤrner auf den Einſchnitten
des Bretes liegen bleiben. Man gießt hier-
auf von neuem Waſſer darauf, um das Gold
voͤllig zu reinigen; thut alles mit dieſem friſch-
aufgegoſſenen Waſſer in eine laͤngliche Mulde,
und aus dieſer auf einem Sichertrog, wo das
Gold alsdenn rein und glaͤnzend liegen bleibt.
Bey trockner Witterung, wenn die Waſſer
ſtark fallen, ſuchen die Zigeuner das Gold auch
auf dem den Fluͤſſen und Baͤchen zunaͤchſt liegen-
den Boden, oͤfters auch in einiger Entfernung
herum, wo ſie breite Gruben graben, und
dadurch auf eine Erdſchicht kommen, die eine
Miſchung aus klar zerriebenem Glimmer und
Eiſenſand iſt, die ſich durch das Waſchen
leicht von einander abſondern laͤßt. Um die
Goldkoͤrner von dieſer Erde zu ſcheiden, be-
dient man ſich eben der Art und Weiſe, wie
bey dem Flußſande, zumal da dieſe Gruben
gleich mit Waſſer ausgefuͤllet werden.
Er fand die Erdlagen in folgender Ord-
nung auf einander geſchichtet: Zuerſt die
Damm- oder oberſte Raſenerde zwey Schuh
tief; in der zweyten Lage Wackenſtein, eine
Thonart, auch ohngefaͤhr zwey Schuh; in
der dritten eine Miſchung von Sand und
Kalch ſo feſt und hart, daß man, ſie zu zerſtuͤ-
cken, ſich des Keilhammers bedienen muß; in
der vierten Lage endlich, die bis an die drey
Schuh anhaͤlt, eine Miſchung von klarem zer-
riebenem Glimmer und Eiſenſand, die durch
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/605>, abgerufen am 25.11.2024.
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